Remscheid Wald ist wertvoll und kostenlos

Remscheid · Remscheider Studie bewertet erstmals die Leistungen des Ökosystems

Mittagszeit, der Parkplatz am Eingang zur Eschbach-Talsperre am BAB-Hotel an der Autobahn A1 ist sehr gut gefüllt. Eben schnell mit dem Hund eine Runde Gassi gehen. Jogger wärmen sich für ihren Lauf durch den Wald auf. Sie alle nutzen die Waldflächen in Remscheid zur Erholung, für die Freizeitgestaltung oder für die Gesundheit. Ein Spaziergang im Wald gehört ganz selbstverständlich zum Leben in Remscheid dazu.

Doch was ist jedem Einzelnen dieses Naherholungsgebiet tatsächlich wert? Eine neue EU-Richtlinie sieht vor, dass die Ökosystemleistungen des Waldes 2014 erstmals erfasst und an Brüssel weitergeleitet werden müssen. Zu den Leistungen zählen unter anderem der Trinkwasser-, Boden-, Lärm- und Klimaschutz, oder auch die Filterung von Feinstaub.

Das Forstamt Remscheid hat in Zusammenarbeit mit der Hochschule Höxter einen ersten Versuch gewagt, Waldprodukte und die Waldleistungen digital und wissenschaftlich zu erfassen. Rund vier Monate hat das Projekt gedauert, dessen Ergebnisse bei einer Fachtagung im A1-Hotel Mitgliedern und Fachleuten von Ministerien, Naturschutzverbänden sowie kommunalen, staatlichen und privaten Forstschutzbetrieben präsentiert wurden.

Für den Remscheider Forstamtsleiter Markus Wolff ist das Ergebnis nicht überraschend: Einzige Einnahmequelle ist der Holzverkauf. Rund 10 000 Forstmeter Holz bringen einen jährlichen Ertrag von 600 000 Euro. Das ist lange nicht genug, um alle Kosten des Forstamtes zu decken. Die Aufwendungen sind 20 bis 30 Mal höher, erklärt der Forstamtsleiter. "Wir machen zum Gemeinwohl Miese. Die Problematik der Amortisierung der Waldleistungen ist schon seit Jahrzehnten vorhanden. Die EU-Richtlinie hat die Thematik nur noch mal befeuert", sagt Wolff.

Durch die Studie der Hochschule und die Diskussion mit den Experten auf der Fachtagung soll das Bewusstsein für das Problem geschaffen und erste Lösungsansätze gefunden werden. Ein Kassenhäuschen etwa wie in der Türkei für die Waldnutzung als finanzielle Einnahmequelle schließt Wolff aus. Auch, wenn die Studie ergeben hat, dass der Wert eines Spaziergangs nur einen Euro pro Person beträgt. Die Nutzung der rund 2 500 Hektar Remscheider Wald soll jedoch weiterhin kostenfrei bleiben.

Ein Ansatz, den sich Wolff gut vorstellen könnte, wäre die Idee des Sponsorings zum Beispiel für das Trinkwasser. "Die Waldleistungen müssen honoriert werden", sagt der Experte.

(RP)
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