Serie Mein Stadtteil Kremenholl Wandel zum Positiven zieht Familien an

Remscheid · Gabriele Leitzbach ist überzeugte Wahl-Kremenhollerin. Die SPD-Frau und Vorsitzende des Initiativkreises Kremenholl zeigte der BM die schönen Seiten des Viertels, aber auch seine Leerstandsprobleme und das Potenzial, das in ihm steckt.

 "Es ist einfach schön hier", sagt Gabriele Leitzbach zu ihrem Lieblingsplatz am Kremenholler Bach. 2015 wurde er aufwendig renaturiert.

"Es ist einfach schön hier", sagt Gabriele Leitzbach zu ihrem Lieblingsplatz am Kremenholler Bach. 2015 wurde er aufwendig renaturiert.

Foto: jürgen moll

Gabriele Leitzbach ist leidenschaftliche Kremenhollerin. Geboren und aufgewachsen ist die 52-Jährige Diplom-Sozialpädagogin zwar in Lüttringhausen, "auf'm Kremenholl" ist sie jedoch seit 27 Jahren stark verankert, lebt und liebt hier, engagiert sich als Vorsitzende des Initiativkreises (IK) für ihren Stadtteil. Einen besseren Ort zum Leben, sagt sie, könnte sie sich gar nicht mehr vorstellen. Warum das so ist, zeigt und erklärt sie der BM bei einem gemeinsamen Rundgang durch ihren Stadtteil.

Der Kremenholl genieße mit seinen fast 4000 Einwohnern einen eher unscheinbaren Ruf in der Stadt. "Eigentlich unbegründet", findet Leitzbach. "Denn es ist ein sehr lebendiger, internationaler Stadtteil." Ein Stadtteil im Wandel. Leitzbachs absoluter Lieblingsort ist der Kremenholler Bach mitten im Grünen. Erst im vergangenen Jahr, nach aufwendigen Renaturierungs-maßnahmen, wurde er fertiggestellt - idyllisch gelegen, bestens geeignet für eine Wanderung. "Es ist einfach schön hier", sagt Leitzbach. Ein toller Ort, um zur Ruhe zu kommen.

 Mit der Kremenholler Flohkiste können Kinder wie hier auf dem Spielplatz Bogenstraße nach Herzenslust malen und basteln.

Mit der Kremenholler Flohkiste können Kinder wie hier auf dem Spielplatz Bogenstraße nach Herzenslust malen und basteln.

Foto: Moll Jürgen

Doch für viel Ruhe hat die engagierte Bürgerin und Lokalpolitikerin ohnehin nicht viel Zeit. Also geht es weiter, zurück in den Stadtteil, über einen steilen Gehweg, raus aus dem Wald. Auf dem Weg zeigt Leitzbach auf eine üppig grüne Wiese: "Dort standen früher Kühe." Ein grünes Erbe der Vergangenheit. Denn Kremenholl, weiß sie aus Erzählungen, war früher ein Zusammenschluss von Hofschaften. "Vier Bauern teilten sich das Gebiet auf."

Auf einem nahe gelegenen Hinterhof der Paulstraße sind noch alte Ställe zu erkennen. "Heute sind es Garagen." Alte Scheunen wurden zu Wohnhäusern umfunktioniert. Der einstige Charme schwebt über dem Stadtteil und noch zu sanierende, charakteristische Arbeiterhäuser aus den 50er und 60er Jahren umgeben den Kremenholler Kopf, den zweiten Ort, den die 52-Jährige in den Mittelpunkt rückt: Neben Bushaltestelle und unscheinbarer Kita herrscht hier Leerstand. Eine ehemalige Bankfiliale, wo längst nur noch ein Automat steht, diente bis vor kurzem noch als kleiner Getränkemarkt. Außerdem gibt es einen ehemaligen Supermarkt und eine geschlossene Gaststätte.

Ein Lieblingsort ist das nicht, aber Leitzbach träumt davon es, für die Kremenholler zu einem zu gestalten. "Hier könnte man echt viel machen, wenn wir nur an die Eigentümer ran kämen." Ein Bürgerhaus könnte sie sich vorstellen sowie ein nettes kleines Café, "wo sich unsere Senioren morgens zum Frühstücken treffen könnten", beschreibt Leitzbach ihre Vorstellungen. "Vielleicht schaffen wir das in Zukunft."

Diese positive Einstellung und das am Kremenholl typische Prinzip von "weniger meckern, mehr anpacken", sagt die IK-Vorsitzende, habe schon viele positive Entwicklungen gebracht, wie beispielsweise in der Bernhardstraße, wo sich der Rundgang fortsetzt: Neben der vor gut zehn Jahren vom IK angestoßenen Errichtung der Kinder- und Jugendwerkstatt "echt kremig", im ehemaligen Supermarkt "Konsum", reihen sich alte Gewag-Häuser, die sich mittlerweile im Eigentum der Bewohner befinden, und Schritt für Schritt saniert und hergerichtet werden.

"Ich gehe gerne an dieser Straße vorbei, weil ich hier immer wieder was Neues entdecke." Dass die Häuser nicht mehr einheitlich sind, sondern jeder seinen eigenen Stil in die Gestaltung einbringt, findet Leitzbach toll.

Der Wandel im Stadtteil macht sich bei den Bürgern bemerkbar: "In den letzten Jahren sind viele kinderreiche und junge Familien hergezogen." Die Bausubstanz sei, wenn auch alt, gut erhalten und relativ günstig. Das ziehe junge Familien an.

Und Kindern gilt Leitzbachs besonderes Augenmerk: Für sie richtete der IK im alten Seniorentreffpunkt zwischen Bernhard- und Bogenstraße die Kinder-Flohkiste ein. Es ist die letzte Station des Rundgangs, gefüllt mit Spielsachen, auf dem angrenzenden Spielplatz können sich Kinder austoben. Dieser Platz liegt der 52-Jährigen sehr am Herzen, sie ist hier Patin. Zwischen April und September kommt sie alle 14 Tage mit Getränken und gesunden Knabbereien vorbei und schließt den Kindern die Flohkiste auf. "Es ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt geworden", sagt sie zufrieden. Und sie ist stolz darauf: weil es von innen heraus entstanden ist. "Und genau das macht den Kremenholl aus." Nachbarschaftliches Engagement, das über den eigenen Gartenzaun hinausreicht.

(sebu)
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