Remscheid Weltkulturerbe – zweiter Versuch

Remscheid · Die Bergische Entwicklungsagentur will die Müngstener Brücke erneut ins Rennen um den Weltkulturerbe-Status schicken. Jetzt sollen sich mehrere Städte mit ähnlichen Brücken gemeinsam bewerben. Derweil beginnt die Bahn nächste Woche mit dem Probeanstrich für Originalfarbe.

Remscheid: Weltkulturerbe – zweiter Versuch
Foto: stadtarchiv solingen

Remscheid/Solingen Die Pläne, der Müngstener Brücke ihr altes Aussehen wiederzugeben, werden konkret. In der kommenden Woche werden an einem Stützpfeiler auf der Solinger Seite unterschiedliche Farben aufgetragen. Das sagte gestern ein Sprecher der Bahn. So soll getestet werden, welcher Farbton am besten zu der Originalfarbe der 1897 eröffneten Brücke passt, die zurzeit saniert wird.

Remscheid: Weltkulturerbe – zweiter Versuch
Foto: Boris Schmidt

Die Bergische Entwicklungsagentur (BEA) begrüßt diese Maßnahme — zumal die BEA jetzt erneut einen neuen Anlauf startet, die Brücke zum Weltkulturerbe erklären zu lassen. Ziel ist es, mit vergleichbaren Brücken in Portugal und Frankreich auf die Unesco-Liste zu kommen. "Es handelt sich um das Garabit-Viadukt in Frankreich und die Brücke Mia Pia in Portugal", bestätigte gestern Carsten Zimmermann von der BEA.

Remscheid: Weltkulturerbe – zweiter Versuch
Foto: Boris Schmidt

Gemeinsam mehr Chancen

Erste Gespräche mit einem Freundeskreis der portugiesischen Brücke seien bereits geführt worden. Unter Umständen sei eine gemeinsame Bewerbung sogar erfolgversprechender als der erste Anlauf, der im Juni scheiterte. "Die Originalfarbe würde unsere Anstrengungen unterstützen", sagte Zimmermann.

Die Bahn und die städtische Denkmalpflege Solingens versuchen gerade eine Farbe zu finden, die dem alten Anstrich am nächsten kommt. "In der ersten Phase der Sanierungsarbeiten wurde die derzeitige Farbe an einer Stelle entfernt", sagte Jens-Peter Foitzik, der für Denkmalpflege zuständige Abteilungsleiter im Solinger Rathaus. Unter der aus den 60er Jahren stammenden Schicht kam die Originalfarbe zum Vorschein, die von Experten zurzeit untersucht wird. Fest steht aber schon jetzt, dass der erste Anstrich entschieden heller wirkte als die derzeitige rostige Hülle der Müngstener Brücke.

Die Denkmalpfleger wollen dem Stahlkoloss sein ursprüngliches, helles Aussehen zurückgeben. "Das möchte auch die Bahn", sagt Foitzik. Denn je heller der neue Anstrich ist, um so weniger verändert der Stahl der Brücke bei heißen Temperaturen seine Form.

Doch es ist kompliziert, die Ursprungsfarbe zu ermitteln. In dem Solinger Stadtarchiv gibt es hunderte Ansichten der Müngstener Brücke — auch aus der Kaiserzeit. Doch sowohl die nachcolorierten Schwarz-Weiß-Aufnahmen, als auch gezeichnete Postkarten sind unsichere Quellen. "Da wurde es mit der Farbe von den Künstlern nicht so genau genommen", sagt Archivleiter Ralf Rogge.

Gleichwohl zeigen die meisten Farb-Abbildungen der Müngstener Brücke das Bauwerk in blau-silbernen beziehungsweise stahlgrauen Tönen. Auch auf Fotos, die kurz nach dem Neuanstrich der Brücke von 1960 aufgenommen wurden, erscheint das Bauwerk heller als heute. Erst im Lauf der Jahre dunkelte die Farbe der Brücke nach und Rost bildete sich.

(RP/rl)
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