Serie Die Gesundmacher (3) Wenn die Seele den Rücken belastet

Remscheid · Dr. Uwe Junker, Chefarzt des Zentrums für Schmerz- und Palliativmedizin am Sana-Klinikum, sucht Wege gegen Schmerzen.

 Chefarzt Dr. Uwe Junker und Diplom-Psychologin Anja Schramm bei der Behandlung eines Patienten.

Chefarzt Dr. Uwe Junker und Diplom-Psychologin Anja Schramm bei der Behandlung eines Patienten.

Foto: Nico Hertgen

Jeder hat sein Päckchen zu tragen - diese Lebensweisheit kommt Dr. Uwe Junker, Chefarzt des Zentrums für Anästhesie, Intensiv-, Schmerz- und Palliativmedizin am Remscheider Sana-Klinikum, immer mal wieder in den Sinn, wenn ihn Patienten mit Rückenschmerzen unklarer Ursache aufsuchen. "Je diffuser der Schmerz ist, desto mehr können die Symptome auf eine seelische Belastung hinweisen", erläutert der Mediziner. Vielfach haben die Betroffenen eine lange Odyssee mit Besuchen bei verschiedenen Fachärzten und auch mit mehreren unterschiedlichen Therapieversuchen hinter sich.

"Sie sind meine letzte Hoffnung", hört Uwe Junker oft, denn erfolglos behandelte Rückenschmerzen können quälend sein und lassen für den Betroffenen seine Situation zunehmend hoffnungsloser erscheinen. Sicher - es gibt genauso Fälle, wo zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall, Osteoporose bei Frauen in und nach den Wechseljahren, Verschleiß oder Entzündungen ursächlich für die Beschwerden sind. Liegt eine klare Diagnose vor, die mit den Behandlungsmöglichkeiten der Orthopäden oder Chirurgen nicht oder nicht ausreichend therapierbar ist, stehen Dr. Junker und seinem Team verschiedene Wege der modernen Schmerztherapie zur Verfügung. "Wenn wir eine körperliche Ursache finden, können wir sie behandeln und zumindest eine Besserung herbeiführen", sagt er. In rund 80 Prozent der Fälle sei der Schmerz jedoch unspezifisch.

Hier setzt die stationäre multimodale Schmerztherapie an, in der ein multiprofessionelles Team mit den von chronischem Schmerz geplagten Menschen arbeitet. Für das erste Beratungsgespräch nehmen sich die Ärzte Zeit. "Es ist wichtig, dass der Patient sich wirklich verstanden fühlt", sagt Diplom-Psychologin Anja Schramm. Dass die Beschwerden mit Überlastung, seelischer Belastung, Stress oder Problemen in Familie oder Partnerschaft zusammenhängen können, wollten viele zunächst gar nicht glauben und manchmal auch nicht wahrhaben. "Wir versuchen in die Tiefe zu gehen und aufzuzeigen, dass die Psyche tatsächlich eine Rolle spielen kann. Manche Betroffene neigen beispielsweise dazu, Emotionen zu unterdrücken", erklärt sie. Die somit entstehende Last trägt man buchstäblich auf dem Rücken. Sodann kommen aber auch Krankengymnasten ins Spiel. Denn wer mitunter jahrelang unter chronischen Rückenschmerzen leidet, schränkt seine Bewegung und damit auch seine Beweglichkeit ein.

Muskeln und Sehnen verkürzen, Verspannungen und neue Schmerzen treten ein. "Körperliches Training ist in jedem Alter möglich", betont Chefarzt Junker. Bewegung statt Stress, lautet die Devise. Unabdingbar für eine erfolgreiche Behandlung ist die Mitarbeit des Patienten. Dazu wird eine realistische Zielplanung zwischen Betroffenem und Therapeut vereinbart. Auch eine neue Einstellung zum Schmerz und eine andere Bewertung seiner Bedeutung könne für den Schmerzpatienten neue Lebensqualität bringen. Wenn Anja Schramm im Frühjahr ihre Approbation erlangt haben wird ist angedacht, dass sie sich am Klinikum mit einem Kassensitz niederlässt, um zusätzlich ambulante Psychotherapie anzubieten. Damit haben die Patienten die Option, nach dem stationären Aufenthalt die begonnenen Therapieschritte mit der ihnen vertrauten Therapeutin fortzusetzen.

(bona)
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