Remscheid Wie ein Engländer mit Tofu-Eltern hadert

Remscheid · Mark Britton ist über manche deutsche Sitten ziemlich verwundert, wie er in der Klosterkirche zeigte.

Remscheid: Wie ein Engländer mit Tofu-Eltern hadert
Foto: Moll, Jürgen (jumo)

In England ist Weihnachten ein fröhliches Fest. Und schenkt man Comedian Mark Britton Glauben, geht es an den Feiertagen auf der Insel auch schon mal ziemlich ausufernd zu. In der Lenneper Klosterkirche tobte der britische Scherzkeks über die Bühne und ließ einen Teil des Publikums ungläubig staunen, wie doch gerade ein Engländer derart die Contenance verlieren kann.

Mit seinem Soloprogramm "Weihnachten in Britton" unternahm er einen Ausflug untern Weihnachtsbaum diesseits und jenseits des Kanals, ist der gebürtige Brite doch seit 20 Jahren wohnhaft in "Good old Germany" und daher in der deutschen Weihnachtskultur bestens integriert. Manches unterscheidet sich ja im vorweihnachtlichen Festtagstrubel gar nicht - nur kann man auf deutschen Weihnachtsmärkten all das kaufen, was die Welt nicht braucht. Gründlich deutsch ist auch die Elterninitiative, die der jüngste Britton'sche Spross besucht. Ist man nämlich Komiker, hat man dort den Nikolaus zu spielen, während die Kids gelangweilt das Schauspiel beobachten und auf ihren Kindergartenstühlchen sitzen wie Nero, der Imperator. Wenn der zweifache Vater von den drei Elternfraktionen in der KiTa erzählt, denkt jeder, der Kinder hat: "Genau so isses". Gibt es doch die pädagogisch ambitionierten und permanent schlecht gelaunten Eltern, weiterhin die alternativen und besonders schlecht gelaunten mit den Schuhen aus Tofu an den Füßen und die Gruppe, zu der sich Britton selbst zählt: "In der Mitte sitzt die Egal-Fraktion, die die ganze Zeit überlegt, wie man den Elternabend schnell hinter sich bringen kann." Im Unterschied zu Deutschland gibt's in England hingegen kein Wort für "Guten Appetit" - und das aus gutem Grund, wie Britton findet. Während der Homo Germanicus der geborene Handwerker ist, stellt den Familienvater aus Großbritannien schon der Aufbau eines schnöden Billy-Regals aus dem Haus des schwedischen Möbelhauses vor arge Probleme. In Teilen ist man verwundert über den nicht nur leicht hyperaktiv wirkenden Spaßmacher auf der Bühne, allerdings blitzen in seinem Programm immer wieder richtig gute Gags hervor. Bildhaft zu erzählen verstand er prächtig: Wenn nämlich in seiner Heimat am Weihnachtsabend um 18 Uhr die ganze Verwandtschaft sturzbetrunken vor der Tür steht, ist die Stimmung perfekt. Merry Christmas everyone.

(RP)
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