Remscheid Wieder mehr Sauerstoff in Neyetalsperre

Remscheid · Wupperverband und Ministerium untersuchen Gewässer weiter. Langzeitfolgen der Güllekatastrophe nicht abzusehen.

 Mitarbeiter des Wupperverbandes nehmen seit dem vorigem Jahr Wasserproben aus unterschiedlichen Tiefen der Talsperre. Die oberen Schichten weisen wieder einen höheren Sauerstoffgehalt aus, in tiefen Zonen ist er aber immer noch sehr niedrig.

Mitarbeiter des Wupperverbandes nehmen seit dem vorigem Jahr Wasserproben aus unterschiedlichen Tiefen der Talsperre. Die oberen Schichten weisen wieder einen höheren Sauerstoffgehalt aus, in tiefen Zonen ist er aber immer noch sehr niedrig.

Foto: Wupperverband

Der Spaziergänger auf den Uferwegen der Neyetalsperre sieht nichts und riecht nichts. Es gibt keine Spuren, die noch auf die Güllekatastrophe vor fast einem Jahr hindeuten. Aber die Unterwasserwelt ist dort längst noch nicht in Ordnung, und "die Spätfolgen sind überhaupt nicht abschätzbar. Wir wissen nicht, ob die Talsperre noch kippt", sagt Ilona Weyer von der Pressestelle des Wupperverbandes. Denn es gab bisher keine vergleichbaren Vorfälle.

Mitarbeiter des Wupperverbandes entnehmen der Talsperre weiterhin Wasserproben. Der Gehalt an bestimmten Stoffen wird gemessen, um die Wasserqualität zu bestimmen. Gemeinsam mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) laufen Untersuchungen, inwieweit eine Wiederbesiedlung der gülleverseuchten Gewässer mit Lebewesen eintritt. Dabei wurde festgestellt, dass es im Oberlauf des Neyebaches wieder erste Kleinstlebewesen gibt - ein allererster, kleiner Hinweis auf eine Verbesserung der Situation.

Der Wupperverband hatte nach dem Auslaufen des Güllebehälters eines Landwirts diejenigen Mengen, die sich in einer Blase an der Staumauer gesammelt hatten, nach und nach ins Klärwerk in Hückeswagen gepumpt. Jetzt werde aus der Talsperre wieder die übliche Menge an Talsperrenwasser an den Unterlauf abgegeben - 30 Liter pro Sekunde, sagt Weyer. Eingriffe, die einen Reinigungsprozess beschleunigen könnten, gebe es nicht mehr. "Wir setzen auf eine natürliche Regeneration", sagt die Sprecherin.

Die hat aufgrund der stärkeren Durchmischung des Wassers im Winter auch eingesetzt. Ein Indikator ist der Sauerstoffgehalt. Lag er in acht Metern Tiefe am 1. September in der Neyetalsperre fast bei Null, so stieg er bis zum 28. September auf 75 Prozent (in 14 Metern Tiefe fast Null), am 12. Oktober wurden schon 89 Prozent erreicht (in 19 Metern Tiefe immerhin 34 Prozent).

Zurückgegangen sei das Algenwachstum, was allerdings auf die kalte Jahreszeit zurückzuführen sei. Weyer: "Im Sommer bleibt abzuwarten, ob es wieder zu einem vermehrten Algenwachstum kommt."

Während der Wupperverband die natürlichen Prozesse an der Neyetalsperre derzeit nur beobachten kann, setzt er verstärkt auf Prävention: In Kooperation mit den Landwirtschaftskammern NRW, Oberbergischer und Rheinisch-Bergischer Kreis werden zurzeit alle Güllelagerstätten in einem bestimmten Umkreis erfasst. Daten wie Größe, Zustand, Entfernung zum Gewässer werden in einem Kataster zusammengefasst. Bei einer Infoveranstaltung erläuterten Verband und Kammern die Hintergründe dieser Bestandsaufnahme, gaben Hinweise auf eine möglichst bodennahe Düngung und zeigten Fördermöglichkeiten - zum Beispiel für den Kauf entsprechender Geräte - auf. Rund 50 solcher Güllelager gebe es in der Region.

Außerdem dränge der Wupperverband darauf, dass eine Dokumentationspflicht über Düngelagerstätten eingeführt wird, bisher basiert alles auf Freiwilligkeit.

(RP)
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