Remscheid Wiedersehen mit Stars und Politgrößen

Remscheid · Heimspiel für den Parodisten und Entertainer: Jörg Knör begeisterte das Publikum in der Klosterkirche in seinem Programm "Filou" mit Vielfältigkeit und Esprit.

 Jörg Knör vor einer Szenerie wie am Montmatre in Paris.

Jörg Knör vor einer Szenerie wie am Montmatre in Paris.

Foto: Jürgen Moll

Die Klosterkirche war am frühen Sonntagabend praktisch ausverkauft, als der beliebte Stimmenimitator und Entertainer Jörg Knör das Publikum zu seinem Programm "Filou!" begrüßte. Und wo so manche Kleinkünstler-Bühne karg, leer und ohne nennenswerte Bühnendekoration auskam, lohnte sich der Blick auf die liebevoll dekorierte Bühne bei Knör, die ein Stück Paris mit dem Künstlerviertel Montmatre vermittelte.

Der Künstler musste zunächst einmal seine innere Uhr austricksen: "Mein ganzer Biorhythmus ist auf 20 Uhr gesetzt - da ist es schwierig, wenn man schon um 18 Uhr anfängt."

Machte aber nichts, Knör war Vollprofi genug, um auch zwei Stunden vor normalem Beginn alles zu geben. Zumal der Auftritt in der Klosterkirche für den 57-jährigen Wuppertaler, der einige Jahre in Lennep gewohnte hatte, praktisch ein Heimspiel war. Das fand auch das Publikum, das Knör ausgiebig mit Applaus belohnte. Zumindest zum hinteren Teil des Auftritts: "Denn ich kenne die Welt im Bergischen. Ich wäre etwa extrem überrascht gewesen, wenn Sie am Anfang gleich zwei Minuten applaudiert hätten..."

Was aber war eigentlich ein "Filou!"? Zwei Stunden kümmerte sich Knör darum, dem Publikum dies zu erklären. Und das auf sehr vielfältige und abwechslungsreiche Art und Weise. Das Stimmenrepertoire Knörs war beeindruckend, ebenso die Geschwindigkeit, mit der er zwischen seinen drei Betätigungsfeldern - Singen, Sprechen, Zeichnen - hin- und herwechselte. Da kam etwa urplötzlich seine erste Liebe, das magische Kindermädchen Mary Poppins mit dem aus dem Film bekannten Lied "Chim Chim Cher-ee" daher. Und schon fing er an, sie zu zeichnen, nur um gleich Inge Meysel das beliebte "Superkalifragelistisch" singen zu lassen. Und die Mutter der Nation klang aus dem Munde Knörs fast besser als das Original.

Aber auch Fußballtrainer-Schwergewicht Rainer Calmund beherrschte Knör perfekt: "Meine Frau sagt jeden Morgen, wenn ich auf der Waage stehe: Und Rainer, wie viel? Aber bitte nur die ersten vier Zahlen." Auch Otto Waalkes, Karl Dall und Giftspritze Desiree Nick kamen zu Wort. Die Nick meinte, dass ein "Filou!" eine Person sei, die es verstehe andere geschickt zu betrügen: "So wie Donald Trump eben." Aber eigentlich gehe es um das O im Wort, das ja gar nicht mitgesprochen würde, aber doch der wichtigste Buchstabe sei: "Denn das O steht für Optimismus", sagte Knör, ehe er wie der selige Frank Sinatra über diesen Lebenskünstler "Filou!" sang.

Passend zum französischen Ambiente bekannte Knör: "Frankreich ist meine Nummer 1." Deutlich machte er das durch die Piaf, Yves Montand und natürlich den großen Charles Aznavour. Aber auch in Berlin fühlte er sich wohl, als er als Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher und Franz-Josef Strauß den Hauptstadt-Flughafen nach der Fertigstellung begrüßte.

Mehr eine Hommage als eine Parodie war die Szene mit Helmut und Loki Schmidt, zu der natürlich auch Rauch von der Bühne wehte: "Helmut, du hast mir doch versprochen mit der Quarzerei aufzuhören - das ist doch lebensgefährlich", sagte Loki, worauf ihr Mann gewohnt trocken antwortete: "Wieso, wir sind doch schon tot." Das machte alles einen Riesenspaß. Genau wie "Im Himmel ist der Teufel los", der Songklassiker des ebenfalls bereits verstorbenen Udo Jürgens. Beim Schubidubi-Refrain kamen dann auch Beethoven, Hilde Knef, Prince, Michael Jackson, Jopi Heesters und Napoleon zu Ehren. Nein, dieser "Filou!" nach Knör'scher Lesart war kein Betrüger. Er war im Gegenteil ein Wohltäter - für alle Sinne.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort