Remscheid Wildschweine erobern Bergisches Land

Remscheid · Tiere richten in Gärten und auf Äckern große Schäden an. Jäger setzen vor allem auf revierübergreifende Jagden.

Als Walter Hasenclever als junger Mann mit dem Jagen anfing, kam ihm das Wildschwein selten vor die Flinte. "Mein Vater sagt immer: 'Die Sau wird hier keine Zukunft haben'", erinnert sich der Jagdberater der Stadt Remscheid. Mehr als 60 Jahre später hat sich diese Einschätzung überlebt, die Zahl der im Bereich Remscheid zur Strecke gebrachten Wildschweine ist deutlich nach oben gegangen. Allein in der Saison 2002/03 wurden 99 Wildschweine geschossen oder im Straßenverkehr tödlich verletzt.

"Fast in allen Revieren in Remscheid gibt es Probleme mit den Sauen", sagt Hasenclever. So werde er immer wieder zu Bürgern gerufen, die sich beschweren, dass eine Rotte Wildschweine ihren Garten umpflügt. "Die sind auf der Suche nach Obst oder buddeln die Kartoffeln aus", erzählt der mittlerweile 81-jährige Jäger. Vor Ort kann der Wildexperte dann in der Regel nur ein paar Tipps geben, wie etwa der Zaun verstärkt werden kann. Auf die Lauer legen und auf die Wildschweine schießen, das könne er nicht, schließlich gelte der Garten als "befriedetes Gelände", auf dem nicht geschossen werden darf.

Dass das Schwarzwild auch im Bergischen Land angekommen ist, bringt Hasenclever mit der Ausweitung des Nahrungsangebotes durch die Landwirtschaft zusammen. "Durch den Anstieg der Anbauflächen für Mais sind viele Bereiche zu einem Schlaraffenland für die Sauen geworden", sagt er. Trotz einer großzügigen Jagdzeit, die bei den ausgewachsenen Tieren vom August bis Januar reicht, komme man mit dem Bejagen nicht mehr nach. Erschwerend komme hinzu, dass die Jungtiere bei den Wildschweinen jetzt schon früher geschlechtsreif werden und für Nachwuchs sorgen.

Um vor allem den Nachwuchs zu reduzieren, haben Jungtiere unter einem Jahr deshalb auch keine Schonzeit. Der Vorsitzende der Remscheider Kreisjägerschaft, Stephan Hertel, erwartet in diesem Jahr ein besonders starkes Aufkommen der Wildschweine, weil bei den Eicheln - einer Lieblingsspeise der Tiere - ein Mastjahr ansteht.

Wegen des erhöhte Nahrungsangebot suchten die Wildschweine dann außerhalb des Waldes tierische Nahrung wie Larven und Würmer und wühlten mit ihren kräftigen Rüsseln Äcker oder Felder um. Es werde immer schwerer, die Zahl der Tiere im Zaum zu halten. "Wir hoffen, den Bestand der Tiere mit großen Jagden etwas eindämmen zu können", sagt Hertel.

Auch beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) räumt man ein, dass es Probleme mit Wildschweinen gibt. "Der Wald bietet den Wildschweinen nicht genug Nahrung. Deshalb weichen sie gerne auf Äcker oder in Gärten aus", sagt der Vorstand der BUND-Kreisgruppe Wuppertal und Mitarbeiter der Natur-Schule Grund, Jörg Liesendahl.

Wichtig bei der Jagd ist es nach Auffassung von Jörg Liesendahl, dass die Auflagen des Jagdschutzgesetzes erfüllt und nicht einfach wahllos auf die Tiere gefeuert werde. So sollten die Jäger zum Beispiel nicht gleich als erstes die führende Sau ins Visier nehmen.

(RP)
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