Serie Die Gesundmacher (2) Wirksame Hilfen bei Blasenschwäche

Remscheid · Inkontinenz ist ein Tabu-Thema. Dabei bietet die Frauenklinik am Sana-Klinikum eine Palette an Behandlungsmöglichkeiten.

 Dr. Kathrin Eikholt ist Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin am Remscheider Sana-Klinikum.

Dr. Kathrin Eikholt ist Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin am Remscheider Sana-Klinikum.

Foto: jürgen moll

Als Helga H. in die Inkontinenz-Sprechstunde von Kathrin Eikholt, Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin am Remscheider Sana-Klinikum, kommt, hat sie einen langen Leidensweg hinter sich. "Seit Jahren kann ich den Urin nicht mehr halten. Nach den Wechseljahren wurde es noch schlimmer. Bei körperlicher Anstrengung ist es besonders unangenehm", erzählt die 73-Jährige, die lange brauchte, bis sie überhaupt mit jemandem über ihr Problem gesprochen hat. Kathrin Eikholt weiß: "Inkontinenz kann junge und alte Frauen betreffen und ist bis heute leider ein Tabuthema."

Egal, ob das Problem nur hin und wieder auftritt oder sehr ausgeprägt und damit besonders belastend ist: Jede Form von unkontrolliertem Urinabgang geht auf eine Blasenverschlussschwäche zurück. "Im Alter von zwei bis drei Jahren lernen wir, den Urin zu halten. Ist das nicht mehr steuerbar, spricht man von einer Inkontinenz", erläutert die Gynäkologin. In ihrer Sprechstunde werden die Frauen zunächst eingehend über ihre Vorgeschichte befragt. Helga H. hat fünf Kinder geboren und im familieneigenen landwirtschaftlichen Betrieb über Jahrzehnte körperlich hart gearbeitet. Das hat Spuren hinterlassen. Hat sich die Fachärztin ein erstes Bild gemacht, wird die Patientin gynäkologisch untersucht und eine Blasendruckmessung durchgeführt. Die dabei erstellte Druckkurve bringt den Beweis, ob der Blasenverschlussmechanismus nicht mehr richtig funktioniert. Diese Untersuchung ist einfach, schnell und ambulant durchführbar.

Sodann erstellt Kathrin Eikholt einen Therapieplan. Dabei gilt: "Unser Prinzip ist, so konservativ wie möglich und so invasiv wie nötig zu behandeln." Das bedeutet, dass eine Operation nur dann in Erwägung gezogen wird, wenn zum Beispiel ein gezieltes Beckenbodentraining, eine Elektrostimulation oder ein Biofeedbacktraining nicht den gewünschten Erfolg bringen oder nicht erfolgversprechend sind.

Bei den Operationsmöglichkeiten gibt es schon kleine Eingriffe - wie das Einlegen eines Inkontinenzbändchens unter die Harnröhre - mit denen spürbare und dauerhafte Besserung erreicht werden. "Inkontinenz hat unterschiedliche Ursachen, die man unterschiedlich behandeln muss", erklärt die Chefärztin. Eine Gebärmuttersenkung, Rückenprobleme, der Zustand nach einem Schlaganfall oder neurologische Erkrankungen können unkontrollierbaren Urinabgang zur Folge haben. Geburten können, müssen aber nicht der Auslöser sein. Soll heißen: Auch Patientinnen, die keine Kinder geboren haben, können unter Inkontinenz leiden.

Was Kathrin Eikholt sehr bedauert ist, dass Frauen oft suggeriert wird: "Daran ist nichts zu ändern, damit musst du dich abfinden." Das Gegenteil ist der Fall: "Keiner muss mit einer Harninkontinenz auf Dauer leben. Wir können zumindest einen deutlich verbesserten Zustand erreichen", betont sie. Und dies ist wirklich eine gute Nachricht für die betroffenen Frauen. "Wer das Haus nicht mehr verlassen mag, wer sich aus dem Seniorensport zurückzieht oder das Kaffeetrinken mit Freundinnen absagt, aus Angst, Urin zu verlieren, kommt in den Zustand einer sozialen Isolation. Und das ist ganz klar ein hoher Verlust der Lebensqualität. Deshalb ist es so wichtig, dass man sich seinem Hausarzt und seinem Gynäkologen öffnet", lautet die mutmachende Empfehlung der Expertin.

(bona)
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