Städtedreieck Wuppertal Zahl der Attacken bissiger Hunde steigt

Remscheid · 65 Menschen wurden im vergangenen Jahr im Städtedreieck Wuppertal von Hunden verletzt. 2016 steigen die Zahlen weiter an. Das zuständige Amt in Solingen kommt mit der Arbeit nicht nach. Es fehlt am Personal.

 Nicht nur vermeintliche Kampfhunde werden bei Beißattacken auffällig, sagt Veterinärmediziner Stephan Trutzenberg.

Nicht nur vermeintliche Kampfhunde werden bei Beißattacken auffällig, sagt Veterinärmediziner Stephan Trutzenberg.

Foto: Teutopress

Manche Mitarbeiter von Stephan Trutzenberg finden nach der Arbeit nur schlecht in den Schlaf. Die Vorstellung, dass ein bissiger Hund, um den sich das auch für Remscheid zuständige Bergische Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt (BVLA) in Solingen nach einer Anzeige oder einer Bürgerbeschwerde noch nicht kümmern konnte, "morgen ein Kind totbeißt", lastet auf der Seele.

400 so genannte Beißvorfälle gab es schon in diesem Jahr, 138 davon konnten noch nicht bearbeitet werden. Das Amt kommt mit dem vorhandenen Personal mit der Arbeit nicht nach. Das liegt auch daran, dass die Bergischen immer mehr Hunde haben. 23.000 große Hunde waren 2015 im Städtedreieck registriert, fast zehn Prozent mehr als im Jahr davor. "Groß" sind Hunde nach dem Gesetz, wenn sie schwerer als 20 Kilo und größer als 40 Zentimeter sind. "Der Trend geht zum Zweithund", heißt es dazu ganz nüchtern im Bericht.

"Viele Menschen sind mit den Hunden überfordert", berichtete Trutzenberg, der im Ausschuss für Umwelt und Ordnung den Jahresbericht seines Amtes vorstellte, das seit einigen Jahren die Aufgaben für alle drei Kommunen erledigt. Die Hunde, die Menschen angreifen, seien keineswegs nur Kampfhunde. "Das geht quer durch alle Rassen", sagte der studierte Veterinärmediziner. Schäferhunde oder Mischlinge seien bei den Beißvorfällen genauso stark vertreten, berichtete er auf Nachfrage von Mathias Heidtmann (CDU). Eine Statistik nach Rassen führt sein Amt allerdings nicht.

Die Personalnot und die Dringlichkeit mancher Fälle führt auch dazu, dass das Amt mit dem Eintreiben der anfallenden Gebühren für seine Leistungen hinterher hängt. Auf rund 200.000 Euro summiert Trutzenberg die Außenstände in allen Dienstleistungsbereichen seines Amtes. Da würde sich ein zusätzlicher Mitarbeiter rechnen, der sich um dieses Thema kümmert, sagte er den Politikern.

Im Falle gefährlicher Hunde allerdings gelte die Aufmerksamkeit seiner Mitarbeiter zunächst weniger einem potenziellen Bußgeld für den Hundebesitzer als der Sicherheit der Bürger. "Da ist wichtig, dass der Hund einen Maulkorb bekommt, das Bußgeld ist später ein Thema ."

Auf "gleichbleibend hohem Niveau" bewegt sich die Arbeit bei der Lebensmittelüberwachung. In den insgesamt 9200 gewerblichen Betrieben, die im Städtedreieck mit Lebensmittel zu tun haben, wurden 2015 mehr als 5000 Kontrollen durchgeführt, davon 860 Nachkontrollen nach Beanstandungen. Von den 3255 genommenen Lebensmittel-Proben waren 280 "auffällig". Es gab 289 Verwarnungen und 91 Verwarngelder. In 32 Fällen wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Zwölfmal wurden mit der Polizei Lebensmitteltransporter kontrolliert.

(RP)
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