Remscheid Zahl der psychischen Erkrankungen steigt an

Remscheid · Krankenstand im Bergischen Land hat im Vorjahr zugenommen. Hohe Belastung vor allem im Alter zwischen 25 und 40.

Die gute Nachricht vorweg: NRW wies in 2013 einen niedrigeren Krankenstand auf als der Bund und der Krankenstand im Bergischen Land war niedriger als der in NRW. Trotzdem gibt der DAK-Gesundheitsreport 2014 keine Entwarnung: Der Krankenstand im Bergischen Land ist 2013 um 0,1 auf 3,6 Prozent gestiegen. Das heißt: An jedem Tag des Jahres waren 36 von 1000 bei der DAK versicherten Arbeitnehmern krankgeschrieben. Damit liegt das Bergische Land im Mittelfeld zwischen Düsseldorf (3,3) und Gelsenkirchen und Bottrop (5,3). An der Spitze der Ursachen für Arbeitsunfähigkeit lagen Beschwerden im Muskel-Skelett-System ("Rücken"), Atmungssystem ("Erkältungen") und psychische Erkrankungen ("Depression", "Angst").

Sorgenfalten bereiten den Gesundheitsverantwortlichen die Zunahme der psychischen Erkrankungen. Sie führen oft zu längeren Erkrankungen. So sind 3,6 Prozent der Erkrankungsfälle im Bergischen Land für 43,3 Prozent der Fehltage verantwortlich. Seit dem Jahre 2000 sind die Fehltage bedingt durch psychische Erkrankungen in NRW um 103 Prozent gestiegen. Wichtig ist hierbei die Altersgruppe der 25- bis 40-Jährigen. Sie stehen "mitten im Leben". In diesem Zeitraum muss alles passieren: Heiraten, Kinder kriegen und sich im Arbeitsleben positionieren. Nahezu alles gleichzeitig. Deswegen gilt diese Zeitspanne als die "Rushhour des Lebens".

Die DAK analysierte den Krankenstand ihrer Mitglieder in dieser Altersgruppe und kam zunächst zu einem überraschenden Ergebnis: Die Mehrfachbelastung der Arbeitnehmer ab 25 wirkt sich kaum auf die Krankschreibung aus. Sie fallen seltener aus als ihre jüngeren Kollegen; ihre Krankheitsdauer ist kürzer als die der Älteren. Der Verdacht liegt nahe: Viele unterdrücken ihre Wehwehchen der Arbeit wegen. Erste Anzeichen chronischer Krankheiten können sich bereits jetzt ankündigen. Mehr als ein Viertel dieser Arbeitnehmer musste etwa wegen eines psychischen Leidens zum Arzt. Vorsorgemaßnahmen aller Beteiligten im Gesundheitssystem sind vonnöten, so der Tenor beim gestrigen Pressegespräch. Dr. Frank Neveling, Leiter des Gesundheitsamtes Remscheid, nannte aus seiner Sicht einige der Belastungen: ständige Erreichbarkeit durch neue Medien, drastische Verkürzung der Halbwertszeit des Wissens, vermehrter Arbeitsaufwand durch steigende Internationalität (Reisen, neue Sprachen lernen), steigender Druck im Privaten. Die Trennungs- und Scheidungsrate liege bei über 50 Prozent. Sein Fazit: Die Spielregeln der Gesellschaft müssten geändert werden. Catarina Eickhoff, Diplom-Psychologin von Pro Familia, bemängelte, dass die Zeit fehle, "um zu merken, dass man bereits in der Krise steckt." Der Preis dafür werde später gezahlt. Ihr Rat: "Leute, die sich Unterstützung holen, kommen besser durch die Rushhour."

(begei)
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