Remscheid Zarah Leander - das Leben einer Diva

Remscheid · In Zeiten, in denen Pop-Sternchen im Akkord in weitgehend sinnfreien Casting-Shows geschmiedet werden, kann eine Rückbesinnung auf die echten Diven im Showbusiness einmal ganz gut sein. Das dachten sich auch die Zuschauer am Dienstagabend, als die schwedische Sängerin Karin Pagmar gemeinsam mit Conferencier Georg Menro und Pianist Ulrich Eick-Kerssenbrock die Bühne des Teo Otto Theaters betrat, um an einem Abend das Leben der Zarah Leander zu präsentieren. Und das konnte sie wie wohl kaum eine andere Künstlerin - nicht umsonst hat sie vor zwei Jahren den schwedischen Musikpreis für besondere Verdienste bekommen: wegen ihrer Interpretation der Lieder der großen schwedischen Sängerin und Schauspielerin.

1981 ist die Leander in Stockholm gestorben, da konnte sie auf eine schier unglaubliche Karriere, vor allem in Deutschland, zurückblicken. Genau das konnte das Remscheider Publikum nachvollziehen. Los ging es allerdings noch eher bescheiden - und in schwedischer Sprache. Denn natürlich verkauft auch eine Diva nicht aus dem Stand heraus 25 Millionen Schallplatten, wie bei ihrem größten Erfolg "Der Wind hat mir ein Lied erzählt" geschehen. Und so durfte sich das Publikum mitnehmen lassen auf eine etwa zweistündige Reise durch die 20er- und 30er-Jahre, die Anfänge der Leander mit "Wollt ihr einen Star sehen" bis hin zu den größten Erfolgen mit "Kann denn Liebe Sünde sein", "Wunderbar", "Yes Sir" und natürlich "Ich weiß, es wird noch mal ein Wunder gescheh'n".

Gerade bei letzterem wurde auch dem Zuschauer, der nicht so recht mit dem Leanderschen Oeuvre vertraut war, klar, was die Faszination der Grande Dame ausgemacht haben musste: Leidenschaft, das selbstbewusste Auftreten - "Ich bin die Leander, die Leander. Das muss reichen!", soll sie auf Vergleiche als "zweite Dietrich" oder "deutsche Garbo" einmal gesagt haben - die Stimmgewalt mit dem rollenden "R", perfekter Körperbeherrschung, jenes dunkle Timbre und nicht zuletzt die Melodien, die ihr die Komponisten auf den Leib geschrieben haben. Da war es klar, dass auch 74 Jahre nach Erscheinen des Titels, der Applaus überbordend war. Ein huldvolles Nicken, ein Lächeln - und auch das gehörte zur Diva, die Pagmar wirklich eindrucksvoll porträtierte. Zusammen mit den bisweilen launigen, manchmal tragischen, oft erhellenden Anekdoten aus dem Leben der Leander ergab es einen Abend, nach dem man die Pop-Sternchen zurück in die RTL/Pro-7-Versenkung wünschte.

(RP)
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