Remscheid Zauberflöte ohne Zauber

Remscheid · Das Landestheater Detmold enttäuschte mit einer Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte" im Teo Otto Theater. Mit dem Werk waren alle gänzlich überfordert.

Mozarts "Zauberflöte" lebt von einem dualistischen Weltbild. Hier das Reich der Sonne, dort die nächtliche Welt, hier Feuer, dort Wasser, hier Rache (Königin der Nacht), dort elitäres Gutmenschentum (Sarastro, die Priesterschaft), hier tugendhafte Figuren (Tamino, Pamina), dort fröhlich-volkstümliches Personal (Papageno, Papagena). Aus diesen Gegensätzen heraus entwickelt sich Mozarts letzte Oper "Die Zauberflöte" zu einem großen Märchen.

Der Komponist hat es auf unnachahmliche Weise verstanden, der buntscheckigen Handlung einen höheren musikalischen Sinn zu geben: Die volksliedhaften Arien des Papageno ("Der Vogelfänger bin ich ja") stehen neben den erhabenen Chorszenen ("Es siegte die Stärke"), und nie klang eine Arie trauriger und aussichtsloser als im Falle der sich von ihrem Geliebten verlassen wähnenden Pamina ("Ach ich fühl's, es ist verschwunden"). Die Zauberwirkung der Musik steht im Zentrum der eigentlichen Botschaft: In den Instrumenten der Zauberflöte und des Glockenspiels versinnbildlicht sich die Macht der Musik, mit der sich die Welt verändern kann, sich wilde Tiere zähmen lassen und unüberbrückbare Gegensätze vereint werden.

Die Inszenierung von Hinrich Horstkotte, die das Ensemble des Landestheaters Detmold im Teo Otto Theater spielte, scheitert an der Vielschichtigkeit des Werkes. Es fehlte an Esprit, Phantasie, gesanglicher Qualität und schauspielerischem Können. Wer nach einer halben Stunde auf die Uhr schaute, musste feststellen, dass erst fünf Minuten vergangen waren. Langeweile, unendliche Langeweile verströmte dieser Abend.

Es bereitet keinen Spaß zu sehen, wie eine Inszenierung mit Profis zu einem laienhaften Als-Ob-Kindertheater zwischen klapprigem Kulissengeschiebe heruntergewirtschaftet wird. Die Naivität des Tamino ist nicht gespielt, sondern Ausdruck von darstellerischem Unvermögen, in den Sprechszenen - und davon gibt es in dieser Oper jede Menge - einen Dialog auf die Bühne zu bringen, dem man mit Interesse folgt. Alles wirkt unendlich gestelzt, aufgesetzt und hausbacken. Die Figuren waten im Klischee. "Zur Hilfe zur Hilfe, sonst bin ich verloren", singt Tamino, als er von einem Löwen angegriffen wird. Während drei Damen das Tier für ihn erledigen, wartet der Zuschauer dreieinhalb Stunden vergeblich auf Rettung vor diesem antiquierten Theaterspiel. Statt Blitz und Donner kündigt nur ein laues Lüftchen die Königin der Nacht an, die sich sehr gehemmt durch die Kolleraturarie windet. Auch die Darsteller der anderen Figuren, von Pamina, Sarastro, Papageno, Papagena bis hin zu Monostratos, schafften es nicht, so etwas wie Glanz zu verströmen, einen Sog zu erzeugen, der der Magie dieses esoterischen Märchens gerecht wird. Die "Zauberflöte" verliert ihren Zauber.

Wenn einem die Opern-Inszenierung nicht gefällt, kann man die Augen schließen und sich auf die Musik konzentrieren. Diese SOS-Reaktion half an diesem Abend nicht. Mit dem musikalischen Leiter Mathias Mönius schleppten sich die Bergischen Symphoniker durch die Partitur wie eine alte Dampflock, die zu wenig Kohlen geladen hatte. Das Publikum spendete am Ende kräftigen Applaus den Sängern und Musikern. Wir halten mit kräftigen Buhs dagegen.

(RP)
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