Remscheid Zeltwirt: "Das habe ich noch nicht erlebt"

Remscheid · Nach der Sturmnacht - Gunther Brockmann von der LKG will mit der Stadt über eine Sporthalle zu Karneval sprechen.

In der Nacht zu Freitag hat Tobias Riemann höchstens eine halbe Stunde geschlafen. Aufgewühlt und fassungslos musste der Zeltwirt miterleben, wie das Sturmtief "Thomas" ihm den Altweiberball zerstört hat. 1200 Karten hatte er gedruckt. 1200 Karten hatte er verkauft. 1200 Karnevalisten aus Remscheid und Umgebung kamen mit bester Laune nach Lennep. Doch die Stadt hatte wegen Sturmgefahr das Fest kurzfristig untersagt. "Das habe ich noch nicht erlebt", sagte Riemann. Er steht nun da mit leeren Kassen und jeder Menge offener Rechnungen.

In einer Krisensitzung der Lenneper Karnevalsgesellschaft mit dem Zeltwirt hat man sich gestern darauf verständigt, dass alle Gäste, die eine Karte gekauft haben oder ein Einlassbändchen vorweisen können, die Gelegenheit haben, ab dem 11. November die Karten für den Altweiberball 2018 einzutauschen. "Wir wollen, dass unsere Gäste nicht zu sehr enttäuscht sind", sagte Riemann. Geld werde nicht erstattet. "Wer an diesem Tag im nächsten Jahr nicht kann, könne die Karte verkaufen", sagt Gunther Brockmann, Vorsitzender der Lenneper Karnevalsgesellschaft.

Seit 24 Jahren arbeitet Tobias Riemann als Gastronom. Neben "Riemanns Küche" an der Kölner Straße unterhält er auch ein angesehenes Catering. "Für mich war das Schlimmste, in die traurigen Gesichter der Jecken zu schauen", so Riemann.

Gegen Ausfall wegen Sturm ist er nicht versichert. Auf welchen Kosten genau er sitzenbleibt, weiß er nicht. Rechtsanwälte prüfen, in welcher Form "höhere Gewalt" geltend gemacht werden kann. Stargast Mickie Krause weilte noch gar nicht in Remscheid, als ihn der Anruf ereilte, dass Remscheid abgesagt sei.

Gunther Brockmann musste an dem Abend noch den Mitarbeiter des Bauordnungsamtes mit aller Macht gegen drei jecke Weiber verteidigen, die dem Ordnungshüter ziemlich nah auf die Pelle gerückt waren. Brockmann hätte es gerne gesehen, wenn man gemeinsam mit dem Vertreter der Stadt die Wetterlage beobachtet hätte. "Das Zelt ist für Windstärke zehn ausgelegt", sagte Brockmann. Er hätte es gut gefunden, nach einer Unterbrechung der Veranstaltung neu zu entscheiden. Darauf hat sich die Stadt nicht eingelassen. Sie wollte kein Risiko eingehen. "Der Sturm am Rosenmontag im vorigen Jahr war schlimmer", sagte Brockmann. Nach Karneval will er das Gespräch mit der Stadt suchen. Vielleicht gebe es die Möglichkeit, dass die Stadt eine Sporthalle zur Verfügung stellt, damit Karnevalisten wetterunabhängig sind. Aus Sicht der Feuerwehr handelte es sich um eine ganz "normale Sturmnacht", die nicht sonderlich spektakulär gewesen sei. 27 Mal rückten die Feuerwehrmänner aus. Personen seien nicht zu Schaden gekommen, sagte Wachabteilungsleiter Sebastian Huß. Neben einigen umknickten Bäumen haben die Feuerwehrleute eine eingestürzte Plakatwand gegenüber dem Haus Clarenbach an der Remscheider Straße sichern müssen und ein Dixi-Klo. Nach der Absage des Karnevalszugs 2016 und dem Ausfall von Weiberfastnacht lassen sich die Karnevalisten nicht entmutigen. "Wir machen weiter", sagte Riemann.

(RP)
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