Remscheid Zotiges in Hochgeschwindigkeit serviert

Remscheid · Poetryslammer David Grasshoff schilderte in der ErlebBar Szenen aus dem Leben als "Dirty Nerd".

 "Jede Minute, die ich in fremden Welten verbracht habe, habe ich genossen", sagte David Grasshoff zu seinen Videogame-Erfahrungen.

"Jede Minute, die ich in fremden Welten verbracht habe, habe ich genossen", sagte David Grasshoff zu seinen Videogame-Erfahrungen.

Foto: jürgen moll

David Grasshoff ist Poetry Slammer: "Das heißt, ich werde viel ablesen. Vorlesen. Ich habe also viele Texte mitgebracht. Die werde ich jetzt vortragen", sagte er gleich zu Beginn. Und damit hat er nicht zu viel versprochen. Aber viel gehalten. Denn als solcher, also Slammer der Poetry, lebt er vom gesprochenen Wort. Wie der Rapper im Song, geht es bei ihnen hauptsächlich um die Aneinanderreihung von Silben, das Bilden von Worten, das Aufeinandertürmen zu Sätzen... Abendfüllend.

In die ErlebBar an der Hindenburgstraße waren gut 20 Besucher gekommen, darunter der Autorenkollege Sascha Thamm ("Dynamitfischen in Venedig"), um sich einige Anekdoten aus Grasshoffs Leben als "Dirty Nerd" in Textform gegossen anzuhören.

Das war mal mehr, mal weniger amüsant, oft ziemlich zotig, meistens in Hochgeschwindigkeit vorgetragen, so dass Grasshoff sich ab und zu verhaspelte und sich selbst ein wenig bremsen musste. Dem Publikum gefielen die Texte indes, auch wenn so manches Zotiges der Marke "Ich habe mehr Aliens getötet, als Gina Wild Schwänze gesehen hat" (aus: "Ich will doch nur spielen") oder "Du bist so romantisch wie Durchfall und Deine Liebe schmeckt nach Leitungswasser - da dachte ich nur: besser so als andersrum" (aus: "Deine Liebe schmeckt nach Leitungswasser") durchaus das eine oder andere eher verschämte Lachen im Publikum provozierte. Gleiches dann auch bei der Beschreibung der verschiedenen eher suboptimalen Jobs, die er als Autor schon innehatte - etwa als Texter für Bravo's Dr. Sommer. Ja, konnte man drüber lachen. Aber manchmal ist zu viel eben zu viel. Und dann wird's ungemütlich. Weil unlustig. Gerade wenn es dem Publikum eher mit der Schöpfkelle als dem Dessertlöffel serviert wird.

Sei's drum, Grasshoff, der mit Schiebermütze und Kapuzenpulli seine offensichtliche Vorliebe für den känguruliebenden Kollegen Marc-Uwe Kling auch optisch deutlich machte, gefiel dem Publikum. Auch mit Ausflügen in die Kindheit des Videospiels, erwähntes "Ich will doch nur spielen": Darin legte er einen durchaus grandiosen Par-Force-Ritt durch all die ganzen Games hin, von "Pong" über "Secret Of Monkey Island" bis zum High-End-Ego-Shooter von heute. "Jede Minute, die ich in fremden Welten verbracht habe, habe ich genossen" - das nahm man ihm ab. Da verzieh man dem 42-Jährigen auch das Überstrapazieren der Zoten, das zwar bei vielen gut ankam, aber vielleicht doch ein wenig unterhalb Grasshoffs Möglichkeiten lag. Vielleicht war das aber auch einfach nur Geschmackssache. Wie es im Leben halt vorkommt.

(RP)
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