Remscheid Zuerst ein Vertrauen zum Kind aufbauen

Remscheid · Kinder psychisch erkrankter Eltern erhalten Unterstützung durch Paten, die die Psychologische Beratungsstelle vermittelt. Marlis Rostek und Dorothe Kempe-Brockstedt haben dieses Ehrenamt übernommen.

 Auf neutralem Boden, iIm Spielzimmer der Psychologischen Beratungsstellle lernten Marlies Rostek und Dorothe Kempe-Brockstedt ihre Patenkinder kennen.

Auf neutralem Boden, iIm Spielzimmer der Psychologischen Beratungsstellle lernten Marlies Rostek und Dorothe Kempe-Brockstedt ihre Patenkinder kennen.

Foto: Jürgen Moll

Nach dieser Aufgabe haben Marlies Rostek (65) und Dorothe Kempe-Brockstedt (60) zwar nicht gesucht, aber sie haben genau das Richtige für sich gefunden. Die beiden Frauen sind Paten für Kinder psychisch erkrankter Eltern. Einmal die Woche treffen sie sich mit ihrem Schützling, um für eine unbeschwerte Zeit zu sorgen. Zusammengeführt wurden die ehrenamtlichen Paten und Kinder über die Psychologische Beratungsstelle Remscheid.

"Das ist für beide Seiten eine unheimliche Bereicherung", sagt Dorothe Kempe-Brockstedt, die seit knapp einem halben Jahr ein sechsjähriges Mädchen betreut. Dass das erste Beschnuppern auf neutralem Boden mit den Eltern im Spielzimmer der Beratungsstelle stattfindet, sei wichtig. Es brauche Zeit und Geduld, bis das gegenseitige Vertrauen wachse.

Weil das Mädchen bereits in so jungen Jahren die Trennung von der Mutter erleben musste, sei sie sehr fixiert auf ihren Vater. "Sie brauchte die Sicherheit, dass ihr Papa wiederkommt", erzählt die Yoga-Lehrerin, die sich zunächst einmal für ein Ehrenamt in einem Hospiz interessierte. Durch eine Yoga-Schülerin erfuhr sie jedoch von dem Patenprojekt und ließ sich für die Schulung eintragen.

In dem halben Jahr sei bereits eine enge Bindung entstanden. Als das Mädchen das erste Mal sagte, dass sie sich auf sie gefreut habe, war das auch für Kempe-Brockstedt ein schöner Moment. Bei der Patin basteln sie zusammen, machen Freispiele und unterhalten sich. "Manchmal hat sie ganz verrückte Ideen", sagt sie mit einem Lächeln. Die Eins-zu-eins-Betreuung und die verlässliche Person für das Kind, das durch die Erkrankung der Eltern früh Verantwortung übernehmen muss, sei entscheiden beim Projekt.

Das sieht auch Marlies Rostek so. Sie ist eine der ersten Paten. Seit fast zwei Jahren betreut sie ein nun elfjähriges Mädchen. Durch ihre berufliche Erfahrung als Erzieherin weiß sie, dass es bei vielen Familien soziale Probleme gibt und die Kinder Unterstützung brauchen.

Einmal die Woche holt sie ihr Patenkind von der Schule ab. Sie essen gemeinsam Mittag, machen Ausflüge. Durch das Klavier bei Rostek entdeckte das Mädchen die Leidenschaft für das Klavierspielen. Rostek hat ihr Klavierstunden bei einer Küsterin vermittelt. "Sie ist viel interessiert", schwärmt die Patin. Gerade haben sie zusammen Stoff besorgt und nähen gemeinsam einen Rundschal.

"Ich kann auf ihre Bedürfnisse eingehen. Das ist das, was manche der Kinder auch brauchen, dass jemand nur für sie da ist", erklärt die Lüttringhauserin. Die Mutter sei dankbar für die Unterstützung und freue sich, wenn die Tochter mit einem Lächeln nach Hause kommt. Die Offenheit dem Kind und der Familie gegenüber sei ausschlaggebend. Andersrum erzählt Rostek dem Mädchen auch, was in ihrem Leben passiert.

Sie könne sich durchaus vorstellen, auch lebenslang ihre Patin zu bleiben . "Ich bereue nicht, die Patenschaft übernommen zu haben", bestätigt Dorothe Kempe-Brockstedt.

(lupi)
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