Remscheid Zukunft des Busfahrens lässt weiter auf sich Warten

Remscheid · Matthias Bioly, zuständig bei den Stadtwerken für den ÖPNV, bewertet den Vorschlag der Bundesregierung zur kostenfreien Benutzung von Bussen mit großer Skepsis. Für Remscheid sei das keine Option.

 Busverkehr in Remscheid (Archivbild).

Busverkehr in Remscheid (Archivbild).

Foto: Jürgen Moll (Archiv)

Nach dem Vorschlag der Bundesregierung, den Öffentlichen Nahverkehr für die Bürger in fünf Städten in Deutschland kostenfrei anzubieten, hat es bei den Remscheider Stadtwerken keine Sondersitzungen gegeben, um auszuloten, ob dieses Angebot an freier Fahrt auch für Remscheid attraktiv und zukunftsweisend sein könnte. Matthias Bioly, zuständig bei den Stadtwerken für den ÖPNV, bewertet den Vorschlag mit großer Skepsis. Zum einen würden seiner Meinung nach die Werte der schädlichen Emissionen nicht sonderlich sinken, zum anderen fallen Kosten durch den Wegfall von Einnahmen an, von denen keiner heute genau weiß, wer sie in welcher Höhe übernehmen soll. Die Rede ist von 1,65 Millionen, wenn man 15 Euro pro Bürger in Remscheid zugrunde legt.

Bioly glaubt nicht, dass kostenloses Busfahren zurzeit die Umwelt deutlich entlasten würde. "Wir stehen dann nur mit volleren Bussen im Stau, denn die Zahl der Pkw im Straßenverkehr wird sich nicht schlagartig reduzieren", sagt Bioly. Im Vorschlag der Bundesregierung sieht er einen Schnellschuss, um die Kommission in Brüssel von teuren Sanktionen abzuhalten. Vor allem richte sich das Angebot an Pendler. Doch für den Remscheider Raum sei es im Gegensatz zur Modellstadt Essen wenig interessant. Wer zum Beispiel jeden Tag mit Bus und Bahn von Sprockhövel nach Remscheid fahren will, braucht zwei Stunden für eine Strecke. Mit dem Auto gerade mal 20 Minuten. Diesen Zeitverlust wiege kein kostenfreies Fahren auf. "Wir müssten die Strecke und das Angebot deutlich attraktiver machen und miteinander verzahnen, damit die Leute auch wirklich umsteigen würden", sagt Bioly. Fahren ohne bezahlen zu müssen - in Remscheid kein Thema.

Fahren mit weniger Ausstoß an Schadstoffen - mit diesem Thema beschäftigen sich die Stadtwerke immer wieder. In diesem Jahr kaufen sie fünf neue Busse mit Hybridtechnik. Weitere Busse sollen nachgerüstet werden, sagt Bioly. Aber ein genereller Umstieg auf Elektrobusse steht nicht an. Manche Kommunen investieren in E-Busse. Doch darin sehen die Stadtwerke keinen großen Sinn, außer auf der symbolischen Ebene.

Weder der Elektrobus, noch ein Fahrzeug, das seine Energie durch eine Brennstoffzelle bezieht, sind nach Ansicht der Techniker der Stadtwerke unter dem Strich eine Alternative zum aktuellen Dieselfahrzeug. Ein Elektrobus habe den Vorteil, dass er geräuscharm und emissionsfrei sei und kein CO2 ausstoße.

Doch diese Vorteile heben die Nachteile nicht auf. Nach Angaben Bioly kostet ein Elektrobus etwa 700.000 Euro, ein Dieselfahrzeug etwa 300.000 Euro. Die Reichweite sei zu gering, um die 450 Kilometer zu schaffen, die ein Bus in Remscheid am Tag fährt. "Die Batterien brauchen zu lange, bis sie aufgeladen sind", sagt Bioly. Und die bergische Topographie reduziere die Fahrleistung deutlich. Es fehle zudem an Ladestationen. Der Bau einer Ladestation kostet aber eine Million Euro.

Die Stadtwerke haben in ihrem Fuhrpark aktuell 90 Fahrzeuge stehen, 23 Gelenkbusse und 67 Solofahrzeuge. Sie fahren vier Millionen Kilometer im Jahr. Auf dem 448 Kilometer langen Streckennetz werden jährlich 17 Millionen Fahrgäste transportiert. Am Tag sind es etwa 50.000 Fahrgäste. Die Zahl ist allerdings rückläufig, weil es in Remscheid immer weniger Schüler gibt, die mit einem Schokoticket den ÖPNV nutzen. Alle Fahrzeuge der Stadtwerke tragen eine grüne Plakette. Sie erfüllen damit die Euro-Norm.

(RP)
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