Remscheid Zwei-Mann-Orchester bietet ganz großes Kino

Remscheid · "Peter und der Wolfram" liefern im Lenneper Rotationstheater eine fulminante Multitasking-Show ab.

 Harfenmeister Wolfram Cramer.

Harfenmeister Wolfram Cramer.

Foto: Michael Schütz

"Fertig?", fragt Peter. "Oui!", antwortet der Wolfram. Und los geht's! Beim Konzert von "Peter und der Wolfram" im Rotationstheater am Donnerstagabend stimmt alles - bis auf eins: Zu wenig Zuschauer sahen die hochtalentierten Timing- und Multitasking-Wunderknaben aus dem Oberbergischen. Peter Funda und Wolfram Cramer von Clausbruch sind ein Zwei-Mann-Orchester, das auf der mit Instrumenten vollgestopften Bühne mehr Action fabriziert, als so manche Big Band. Das lässt den Zuschauer schwindeln, da muss er richtig dabeibleiben, um das Geschehen in seiner Gänze begreifen zu können. Das macht aber vor allem eine Riesenmenge Spaß.

"Wir spielen bekannte Stücke, also Stücke, durch die wir selbst bekannt geworden sind", kalauert der Wolfram zu Beginn. "Wir haben uns aber entschlossen, auch ein paar nicht so bekannte Musiker zu featuren, Leute wie Sting oder Peter Gabriel", ergänzt Peter. Und nur wenige Minuten später findet der Zuhörer sich in einem ganz eigenen Mikrokosmos wieder, in dem "Money" von Pink Floyd, stilecht percussiv mit einem Sparstrumpf und einem Sparschwein begleitet, mit ABBAs "Money Money Money" gekreuzt wird. Das ist Punk, wie er vielleicht ursprünglich mal gedacht war: radikal in seiner Konsequenz, völlig unkonventionell in der Umsetzung.

Dabei bleibt es völlig unverzerrt, die Gitarre ist akustisch, das Glockenspiel, die Perkussionsinstrumente und das Schifferklavier nur per Tonabnehmer oder Mikrofon verstärkt.

Kontrapunktisch wird eine Harfenimprovisation dazwischengelegt, mit der der Wolfram sich für die vakante Stelle als Hofkapellmeister im Himmel bewerben will. "Hafenbar" heißt das Stück, das plötzlich völlig sphärisch und verletzlich erklingt - vom wilden Trommelsolo Peters im Mittelteil einmal abgesehen. Das Duo ist dabei so perfekt aufeinander eingespielt, dass jeder Rutscher auf dem Griffbrett, jeder Zungenschnalzer und natürlich auch jede einzelne Note sitzen.

Ganz großes Kino ist es dann, wenn die beiden Vollblutmusiker "Cello" von Lindenberg als Basis nehmen, es mit Queens "Another One Bites The Dust", "Life Is Live" von Opus und einem "Die Ärzte"-Refrain vermixen und durch dieses lustvolle Spielen mit allen möglichen Stilarten etwas nur selten Gehörtes erschaffen. Als Sahnehäubchengibt es dann auch noch Varietee-Einlagen, wenn Peter auf einer Wippe balancierend des Wolframs Gitarrenstimmen überspielt.

Was könnte hier noch fehlen? Richtig, eine Dosis Monty Python: "Kauft gute Musik für mehr Zufriedenheit..." singt das Duo zur Melodie von "Always Look On The Bright Side Of Life", um vor der Pause zum Kauf der CD von "Peter und der Wolfram" zu animieren. Es gibt wesentlich schlechtere Arten, solche Werbung zu machen. Abgesehen davon, dass die Performance der zwei Musiker ohnehin die beste Werbung überhaupt darstellt.

(RP)
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