Rhein-Kreis Neuss Abfallwirtschaft steht vor Zeitenwende

Rhein-Kreis Neuss · Nach 20 Jahren läuft Ende 2016 der günstige Vertrag zwischen der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) und dem Rhein-Kreis Neuss aus. Neue Ausschreibungen könnten künftig dafür sorgen, dass Bürger weniger zahlen müssen.

 Die Müllverbrennung (im Bild die Anlage in Krefeld) ist bei der Abfallentsorgung im Rhein-Kreis Neuss der größte Kostenfaktor.

Die Müllverbrennung (im Bild die Anlage in Krefeld) ist bei der Abfallentsorgung im Rhein-Kreis Neuss der größte Kostenfaktor.

Foto: Thomas Lammertz

Karsten Mankowsky sieht der Zukunft in freudiger Erwartung entgegen: Der Umweltdezernent des Rhein-Kreises Neuss ist trotz der momentan steigenden Preise für die Müllverbrennung zuversichtlich, dass der ab 2017 geltende neue Vertrag zur Abfallentsorgung für Kreis und Bürger Gutes bringt. Statt langfristiger Bindungen wie beim geltenden Vertrag soll eine europaweite Ausschreibung dafür sorgen, dass der im regionalen Vergleich niedrige Preis zur Müllentsorgung im Kreis noch weiter sinkt - und Städte und Kommunen diesen Bonus auch an die Haushalte weitergeben.

"Ich gehe davon aus, dass wir durch Ausschreibungen noch günstigere Preise erzielen", sagt Mankowsky. Das Recht, den freien Markt entscheiden zu lassen, wo der Müll im Kreis verbrannt wird, erstritt sich der Dezernent durch eine Anhörung im Landtag. Der Abfallwirtschaftsplan der Landesregierung hätte nach dem ersten Entwurf dem Rhein-Kreis Neuss faktisch nur die Wahl zwischen fünf verschiedenen Müllverbrennungsanlagen gelassen - und zum Beispiel die nahegelegene Anlage in Köln ausgeschlossen. Ein "unnötiger Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung", sagt Mankowsky, der durch die langen Wege auch höhere Kosten befürchtet hatte. Die soll es 2017 in der Entsorgung nicht geben. "Europaweit hört sich erst einmal weit an. Aus wirtschaftlichen Gründen werden unsere Ausschreibungen aber nur für Betriebe in NRW interessant sein", sagt der Dezernent.

Künftig sollen sich Entsorgungsbetriebe - darunter auch der jetzige Vertragspartner EGN - darum bewerben können, für zwei oder drei Jahre die Entsorgung im Kreis zu übernehmen. Die kurzen Zeiträume sollen laut Mankowsky bessere Preise erzielen, weil sie Betreiber von Verbrennungsanlagen, die derzeit beispielsweise bei 95 Prozent Auslastung arbeiten, mit einer vollständigen - und langfristig unverbindlichen - Auslastung ködern.

So die Theorie. In der Praxis ist der Plan auch mit Kostenrisiken verbunden, denen sich der Kreis momentan noch nicht hätte stellen müssen. "Hätten wir nicht gekündigt, wäre der bestehende Vertrag automatisch um fünf Jahre verlängert worden", erklärt Mankowsky. Es sei "nie auszuschließen", dass die Ergebnisse einer solchen Ausschreibung auch höhere Kosten bedeuten könnten. Wie der neue Vertrag aussieht, wolle der Kreis im Sommer bekanntgeben. Anschließend müssten die Kommunen entscheiden, ob und wie sie ihre Müllgebühren anpassen.

Seine Zuversicht will Mankowsky durch aktuelle Trends begründen. Die Einführung des dualen Systems in der Abfallwirtschaft in den 90er Jahren habe dazu geführt, dass die Menge des Mülls, die der Kreis verbrennen oder deponierten muss, erheblich gesunken ist. Auch die gewerbetreibenden Betriebe, um deren Müll sich der Kreis ebenfalls kümmert, sähen sich immer mehr in der Verantwortung, Abfall zu vermeiden oder dem Wertstoffkreislauf zurückzugeben. Dies würde langfristig dazu führen, dass die teure Müllverbrennung an Bedeutung verliert. Obwohl also der Preis für die Nutzung der Verbrennungsanlagen steigt und deren Kapazität durch lukrative Müllimporte - vor allem aus Großbritannien - momentan eher abnimmt, sehe der Umweltdezernent eine "rückläufige Tendenz, was die Kosten betrifft". Mankowsky geht davon aus, "dass sich der Gedanke durchsetzt, Müll nicht mehr zu verbrennen, sondern den rohstofflichen Teil wieder zurückzugewinnen."

(bur)
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