Rhein-Kreis Neuss Ärzte helfen jungen Medizinern bei der Ausbildung

Rhein-Kreis Neuss · Der Hausärztliche Weiterbildungsverbund hat sich jetzt im Rhein-Kreis gegründet. Er soll junge Ärzte unterstützen.

Etwa 20 Prozent der niedergelassenen Hausärzte sind über 60 Jahre alt. Allein im Bezirk der Ärztekammer Nordrhein müssten bei etwa 6000 hausärztlich tätigen Allgemeinmedizinern jährlich 200 neue Mediziner nachrücken, um diese Lücke zu schließen. Es sind jedoch nur etwa 100 Ärzte pro Jahr. Auch im Rhein-Kreis Neuss ist ein Rückgang von niedergelassenen Allgemeinmedizinern zu erwarten. Um einem Hausärztemangel vorzubeugen, wurde der Hausärztliche Weiterbildungsverbund im Rhein-Kreis Neuss gegründet.

Bei der feierlichen Urkundenübergabe waren alle vier Krankenhäuser im Rhein-Kreis Neuss vertreten: die Kreiskrankenhäuser Dormagen und Grevenbroich, das Johanna-Etienne- und das Lukaskrankenhaus in Neuss. Die Gründung des Weiterbildungsverbundes im Rhein-Kreis Neuss war durch die Initiative der beiden niedergelassenen Hausärzte, Dr. Wolfgang von Schreitter, Allgemeinmediziner in Neuss, und Dr. Bent Elger Berghoff, Internist in Grevenbroich, angeschoben worden. Von der Ärztekammer wurden sie unterstützt. "Junge Mediziner sind mit ihrer Approbation ja längst nicht fertig. Sie müssen noch ihren Facharzt machen", erklärt Berghoff. Wer sich später als Hausarzt niederlassen will, muss erst die Zulassung zum Facharzt für Allgemeinmedizin erworben haben. Dafür sind drei Jahre Tätigkeit im Krankenhaus und weitere zwei Jahre in einer Praxis vorgeschrieben. Es sei eine große Hürde für junge Nachwuchsärzte, in Eigeninitiative entsprechende Praxen und Kliniken zu suchen, die sie zum Hausarzt ausbilden, sagt Berghoff weiter. "Daher haben wir uns entschlossen, denjenigen, die Hausarzt werden wollen, ihre entsprechende Weiterbildung auf dem Silbertablett zu servieren."

Berghoff ist sowohl Koordinator des Weiterbildungsverbundes Neuss als auch Mediziner mit einer sogenannten Weiterbildungsermächtigung. Eben diese muss ein niedergelassener Hausarzt haben, wenn er einen jungen Mediziner zum Facharzt für Allgemeinmedizin weiterbilden möchte. Im Rhein-Kreis Neuss gibt es nach Auskunft der Ärztekammer Nordrhein insgesamt 120 niedergelassene Ärzte mit einer Weiterbildungsermächtigung, davon 58 im Fach Allgemeinmedizin. Die Verbundweiterbildung hat Vorteile für die jungen Nachwuchsmediziner: gemeinsames Curriculum, gesicherte Vergütung über die gesamten fünf Jahre und eine individuelle Betreuung. "Wir stärken die Hausärzte", betonte Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, und Hausarzt in Wuppertal. Aber auch die Kliniken würden gestärkt. Und die niedergelassenen Hausärzte, die bereits seit Jahrzehnten praktizieren, würden somit auch unterstützt. Denn bereits jetzt finden manche Hausärzte keine Nachfolger mehr. Dabei ist die Praxisübergabe oftmals auch eine Altersvorsorge der Hausärzte.

"Daher suchen wir jetzt auch unter den niedergelassenen Kollegen Mitstreiter für den Weiterbildungsverbund", sagte Wolfgang von Schreitter. Wer die Weiterbildungsermächtigung habe, könne so eventuell sogar seinen Nachfolger anlernen.

(NGZ)
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