Rhein-Kreis Neuss Altkleider als neues Geschäftsfeld der Stadt

Rhein-Kreis Neuss · Sammeln und Entsorgen von Alttextilien ist in Neuss ab sofort Sache der Stadt. Die Maßnahme soll illegal aufgestellten Containern entgegenwirken und die Müllgebühr stabilisieren. Doch nicht alle Sozialverbände profitieren davon.

 Die Verwertung von Altkleidern ist in den Städten und Gemeinden des Kreises unterschiedlich geregelt: Während manche Kommunen das Geschäft karitativen Organisationen überlassen, ist in Neuss das Unternehmen AWL im Boot.

Die Verwertung von Altkleidern ist in den Städten und Gemeinden des Kreises unterschiedlich geregelt: Während manche Kommunen das Geschäft karitativen Organisationen überlassen, ist in Neuss das Unternehmen AWL im Boot.

Foto: lber

Pro Jahr werden im Rein-Kreis Neuss rund zehn Kilo Alttextilien je Einwohner gesammelt - insgesamt 4400 Tonnen. Das Geschäft mit gebrauchten Kleidungsstücken boomt. Pro Tonne werden derzeit rund 400 Euro gezahlt. Der Grund, weshalb auch im Rhein-Kreis immer häufiger illegal aufgestellte Container zu finden sind. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat die Stadt Neuss das Sammeln und Entsorgen von Alttextilien nun selbst in die Hand genommen - und um Gewinn zu erwirtschaften. Rund 100 Container der Abfall- und Wertstofflogistik Neuss GmbH (AWL) werden zurzeit über das Stadtgebiet verteilt. Neben der Stadt selbst sollen auch die Sozialverbände davon profitieren. Durch die Einnahmen sollen außerdem die Müllgebühren stabilisiert werden. AWL-Geschäftsführer Stephan Lommetz sprach von einer "Win-Win-Situation für die Stadt, die Bürger und die gemeinnützigen Organisationen".

Auf den Containern kleben jedoch ausschließlich Aufkleber der Malteser. Warum? "Grundsätzlich ist es positiv, wenn die Stadt gegen wilde Sammlungen vorgeht. Wir als Rotes Kreuz profitieren davon jedoch nicht", sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Marc Dietrich. Aus diesem Grund habe man vor einigen Monaten zwar Gespräche mit der AWL geführt, zu einer Beteiligung an dem Projekt sei es jedoch nicht gekommen. Darum werden auch in Zukunft knapp 20 Altkleider-Container des DRK in Neuss zu finden sein, das somit in Konkurrenz mit der AWL tritt. Laut Dietrich wolle man weiter an dem bewährten Konzept mit der Kleiderstube und den Containern festhalten, dessen Erlös ausschließlich karikativen Zwecken zugute kommt.

Die gewerbliche Sammlung der AWL ist bei der Unteren Abfallwirtschaftsbehörde des Rhein-Kreises für die kommenden drei Jahre angemeldet worden. "Zuvor musste jedoch nachgewiesen werden, dass die Kleidungsstücke schadlos und ordnungsgemäß verwertet werden - das ist bei der AWL der Fall", erklärt Karsten Mankowsky, Dezernent des Rhein-Kreises. Er verrät zudem, dass das Thema Altkleider bereits im November dieses Jahres bei der Arbeitsgemeinschaft Abfall des Rhein-Kreises besprochen wurde. "Wir haben den Städten als Kreis angeboten, die Entsorgung der Altkleider auszuschreiben. Aber diesbezüglich wurde kein Interesse signalisiert", sagt Mankowsky. Das Thema soll im November kommenden Jahres jedoch erneut auf der Agenda stehen. "Für uns ist das lediglich ein Service-Angebot. Wir versprechen uns davon keinen Gewinn. Uns ist nur wichtig, dass die Kleidung ordnungsgemäß entsorgt wird", so Mankowsky. Nach Angaben von Jürgen Scheer, Pressesprecher der Stadtwerke Neuss, habe sich die AWL zunächst unter anderem mit der Stadt Krefeld kurzgeschlossen und Erfahrungswerte eingeholt, ob die geplante Geschäftsfeld-Erweiterung lukrativ sei. Seit Mitte 2013 kümmert sich die Stadt Krefeld selber um die Verwertung von Altkleidern. Dort wird jedoch nicht in Containern gesammelt: Jeder Haushalt erhält orangefarbene Säcke mit einer Größe von jeweils 70 Litern für abgelegte Kleidung und Schuhe.

In Grevenbroich, wo insgesamt 18 Container auf öffentlichem Raum stehen, soll das Sammeln von Alttextilien Sache der Sozialverbände bleiben. "Eine Veränderung stand bislang nicht zur Debatte", erklärt Stadtsprecher Andreas Sterken. Auch die Stadt Dormagen möchte den gesamten Erlös den karitativen Organisationen überlassen. "Ob eine zentrale Lösung des Rhein-Kreises möglich ist, muss zudem erst rechtlich geprüft werden", sagt Harald Schlimgen, Pressesprecher der Stadt.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort