Rhein-Kreis Neuss Alu-Hütte: Noch mehr Öfen aus?

Rhein-Kreis Neuss · Der norwegische Hydro-Konzern und RWE ringen weiter um die Rettung der Aluminiumhütte Rheinwerk in Neuss. Von einem Durchbruch kann auch nach einem Treffen der Verhandlungspartner am Dienstag im NRW-Wirtschaftsministerium in Düsseldorf keine Rede sein. Im Gegenteil: Vieles spricht dafür, dass Hydro die rund 650 Beschäftigten bereits bei einer für morgen angesetzten Belegschaftsversammlung über eine weitere Drosselung der Produktion informieren wird. Welche Konsequenzen dies für die Mitarbeiter haben würde, ist noch offen.

 Auch nach Gesprächen zwischen Hydro und RWE am Dienstag in Düsseldorf bleibt die Zukunft der Aluminiumhütte Rheinwerk in Neuss ungewiss.

Auch nach Gesprächen zwischen Hydro und RWE am Dienstag in Düsseldorf bleibt die Zukunft der Aluminiumhütte Rheinwerk in Neuss ungewiss.

Foto: Hydro

Um die Alu-Hütte in Neuss, die unter einem Verfall der Aluminiumpreise bei gleichzeitig weiter hohen Stromtarifen leidet, zu halten, hatte Staatssekretär Dr. Jens Baganz Vertreter von Hydro und RWE im Ministerium an einen Tisch gebeten. Dabei habe RWE, so Baganz, auf der Basis der aktuellen Marktlage "sehr konstruktive Angebote" gemacht. Die Landesregierung werde sich jetzt bemühen, gemeinsam mit dem Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsministerium auszuloten, welchen Beitrag die öffentliche Hand zur Rettung des Werkes leisten kann.

Angesichts der Ankündigung Hydros, in Kürze über die Zukunft des Standortes Neuss zu entscheiden, sei Eile geboten: Die erforderlichen Gespräche sollen "so schnell wie möglich" terminiert werden. Ob die Zeit reicht, ist indes fraglich: Für Hydro Aluminium bestätigt Unternehmenssprecher Michael Peter Steffen zwar ausdrücklich den konstruktiven Charakter des Treffens in Düsseldorf, dies bedeute jedoch nicht, dass für das Rheinwerk Entwarnung gegeben werden könne: "Wir haben noch einen langen und schwierigen Weg zu gehen."

Der "akute Druck", so Steffen, laste weiter auf dem Rheinwerk. Hydro habe die Belastung noch einmal durchgerechnet. Bislang war von sechsstelligen Verlusten pro Produktionstag in Neuss die Rede. Gestern nannte Steffen konkrete Zahlen: "Wir machen dort jeden Tag 300 000 Euro Verlust." Bereits im Januar war die Produktion in Neuss um 30 000 auf 200 000 Tonnen Aluminium pro Jahr zurückgefahren worden. Aus Sicht des Hydro-Sprechers war dies ein erster, kleiner Schritt in die richtige Richtung, "um das Verbrennen von Geld zu stoppen". Gerettet sei das Werk mit dieser Sofortmaßnahme jedoch nicht.

Die Belegschaft wartet unterdessen gespannt, was das Präsidium des Aufsichtsrats von Hydro Aluminium Deutschland heute entscheidet. Bereits vor einer Woche, als der Hydro-Konzern in Oslo mit der Wirtschaftskrise begründete Abschreibungen in Höhe von 395 Millionen Euro bekannt gegeben hatte, waren weitere Kürzungen in Neuss nicht ausgeschlossen worden. Betriebsratsvorsitzender Günther Appelstiel hält es für wahrscheinlich, dass es jetzt so weit ist - und das nicht nur wegen der angekündigten Belegschaftsversammlung: "Eine weitere Drosselung der Produktion würde mich nicht überraschen."

In Folge der Wirtschaftskrise seien die Aluminiumläger voll. Der damit verbundene Preisverfall an den Weltmärkten sei nur zu stoppen, wenn - nicht nur im Rheinwerk - weniger produziert werde. "Die Mitte Januar für das Rheinwerk angekündigte Drosselung um 13 Prozent war wohl nur ein Einstieg", so Appelstiel, der es immer noch für möglich hält, dass das Werk auf einem niedrigeren Produktions-Level stabilisiert und erhalten werden kann: "Das kann gelingen, wenn wir noch eine Einigung beim Strompreis erzielen. Die Hoffnung darauf haben wir noch nicht aufgegeben."

(NGZ)
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