Rhein-Kreis Neuss Auch gute Musiker verdienen nur wenig Geld

Rhein-Kreis Neuss · Ein Kolloquium auf der Museumsinsel beschäftigt sich unter anderem mit Kulturförderung.

 Thomas Höft (M.) moderierte die Gesprächsrunde zur Kultur im Rheinland in der Scheune auf der Museumsinsel.

Thomas Höft (M.) moderierte die Gesprächsrunde zur Kultur im Rheinland in der Scheune auf der Museumsinsel.

Foto: Michael Rathmann

Als "Nachlese" zum Festival Alte Musik Knechtsteden fand in der Scheune der Museumsinsel Hombroich ein Kolloquium zur Kultur des Rheinlandes statt. In einer sehr ausführlichen Vorstellungsrunde unter der Moderation von Thomas Höft umrissen die Teilnehmer ihre Aufgaben im Bereich der Kultur des Rheinlandes.

Milena Karabaic ist Dezernentin für Kultur um Umwelt beim Landschaftsverband Rheinland. Ihr zur Seite saßen Frank Boehm (Stiftung Insel Hombroich), Werner Wittersheim (WDR3-Redakteur und Produzent), Frank Kämpfer (seit 1993 in gleicher Funktion beim Deutschlandfunk) und Hans-Jürgen Petrauschke (Landrat des Rhein-Kreises).

Hermann Max, der künstlerische Leiter des Festivals, kam in seiner Vorstellung gleich zur Sache und beklagte die schlechte Stellung von Musikern, die hochqualifiziert oft nicht mehr als 10.000 Euro im Jahr verdienen. "Wenn ein Musiker einen Monat kein Engagement hatte, weiß er nicht, wie's weitergeht." Und er fragte in die Runde: "Sollen wir vor diesem Hintergrund nicht lieber direkt aufhören?" Dem entgegnete Werner Wittersheim: "Kulturabbau in Deutschland gibt es nicht, das Gegenteil ist der Fall!" In den letzten drei Jahrzehnten sei eine Vielfalt an Konzerten und Festivals entstanden, nie gab es so viele Musiker wie heute.

Die Diskrepanz, wie diese Entwicklung bei knapper werdenden Etats zu erklären sei, wusste niemand so richtig zu erklären. Der Landschaftsverband gibt bei einem Gesamthaushalt von 3,4 Milliarden Euro unverändert gerade zwei Prozent für Kultur aus. Der Landrat bedauerte: "Wegen des Sparzwanges können wir in unseren Musikschulen nicht mehr alle Schüler unterrichten." Frank Kämpfer hat auf seinen Reisen für das Deutschlandradio vor allem in ostdeutschen Regionen beobachtet: "Dieser Sparzwang hat erhebliche negative ethische und moralische Folgen."

Es komme weiterhin auf persönliche Initiativen an, neue und auch kleine Wege der Finanzierung müssen gesucht werden, die erfolgreiche Arbeit sei vermehrt in sozialen Medien vorzustellen, um so die Kommunikation der jungen Generation zu respektieren.

Hermann Max konnte das nicht zufrieden stellen: "Findet dann alles nur noch in einer Art irrealer Welt statt? Wer kümmert sich um Qualität?" Darauf gab es keine schlüssigen Antworten. Dass die Stiftung Insel Hombroich nach dem Kolloquium zu einer Inselführung einlud, fand allerdings ein positives Echo.

(Nima)
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