Rhein-Kreis Neuss Auf der Suche nach tollen Stollen

Rhein-Kreis Neuss · Die Bäcker-Innung hat gestern zur Brot- und Stollen-Prüfung ins Foyer der Sparkasse geladen. Qualitätsprüfer Karl-Ernst Schmalz nahm dabei insgesamt 46 Brote und zwölf Stollen unter die Lupe - nach einem strengen Kriterien-Katalog.

 Brot und Stollenprüfer Karl-Ernst Schmalz mit der rheinisch-westfälische Brotprinzessin Katrin Daamen im Foyer der Sparkasse.

Brot und Stollenprüfer Karl-Ernst Schmalz mit der rheinisch-westfälische Brotprinzessin Katrin Daamen im Foyer der Sparkasse.

Foto: woi

Es knistert, als Karl-Ernst Schmalz den Stollen aus seiner Plastik-Verpackung nimmt. Aufmerksam betrachtet er das Gebäck, wiegt es in seinen Händen. "Die Puderzucker-Schicht muss gleichmäßig sein", sagt der 54-Jährige. Dann schneidet er eine Scheibe aus der Mitte des Stollens. Auf einem beigelegten Zettel steht "Butterstollen mit Marzipan" und welche Zutaten verwendet wurden. Auch Fett- und Fruchtanteil sind angegeben. "Das ist wichtig für mich, um den Stollen richtig beurteilen zu können."

Schmalz ist einer von drei Qualitätsprüfern beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Nun sitzt er im Foyer der Sparkasse. Drei Tische sind dort zu einem U zusammen geschoben. 46 Brote und zwölf Stollen liegen darauf. Außerdem Holzbrettchen, Brotmesser, ein Laptop und ein Drucker. Für Bank-Kunden ist die Ansammlung nicht zu übersehen.

Die Bäcker-Innung im Rhein-Kreis Neuss hat zur Brot- und Stollen-Prüfung geladen. Nach einem strengen Kriterien-Katalog werden die Produkte beurteilt. Neben Geruch und Geschmack spielen Form und Aussehen, Kruste und Krume eine Rolle. Eine Gold-Urkunde gibt es nur bei voller Punktzahl. Schon ein einziger Punktabzug bedeutet also eine Silber-Urkunde. Kunden können später auf der Internetseite unter www.brot-test.de die lokalen Handwerksbäcker und ihre Ergebnisse bei der Qualitätsprüfung finden. Meist hängen die Bäcker ihre Urkunden später auch im Laden aus.

Während Karl-Ernst Schmalz die Stollen und Brote einzeln prüft, schreitet Katrin Daamen mit einem Tablett in der Hand durch das Foyer der Sparkasse. Die 23-Jährige ist rheinisch-westfälische Brotprinzessin. Ihr Hoheitsgebiet erstreckt sich von Paderborn bis Trier. Auf einem Silbertablett bietet sie den Passanten kleine Stollen-Kostproben an. "Viele finden das ganz toll", sagt sie. Und: "Einen richtigen Stollen kann nur ein Bäcker backen." Daamen studiert BWL mit dem Ziel, den Laden ihrer Eltern zu übernehmen. Die sind - wie sollte es anders sein - Bäcker. Erstmal wirbt die 23-Jährige jetzt als Brotprinzessin für das Handwerk.

Das macht auch Klaus Koralewski. Er ist Geschäftsführer der Bäcker-Innung im Rhein-Kreis. "Wir brauchen gute Werbung für unsere Handwerksbäcker." Klare Abgrenzung von den billigen Backshops sei das Ziel. Mit der Qualität der eigenen Arbeit werben. Tatsächlich habe mal ein Bäcker einen Stollen vom Discounter eingereicht, um Qualitätsprüfer Karl-Ernst Schmalz zu testen. Der Billig-Stollen fiel durch. Viel besser ist da das Gebäck, das Schmalz eben aus der Plastik-Verpackung gezogen hat. Nachdem er die nicht zu dunkle Kruste betrachtet hat, nimmt er ein Stück aus der Mitte und probiert. "Schön saftig und ein guter Geschmack", sagt er. Dennoch könne er nicht die Höchst-Punktzahl geben. "Man sieht hier, dass er etwas speckig aussieht", sagt der 54-Jährige. Rosinen und Cranberrys haben sich also unten abgesetzt. Der Teig hätte noch besser aufgehen müssen. So gibt es "nur" eine silberne Urkunde.

(NGZ)
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