Rhein-Kreis Neuss Bauern bekommen Tipps für Verkauf ab Hof

Rhein-Kreis Neuss · Direktvermarktung wird für Landwirte immer wichtiger. Der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) zeigt in Kaarst, wie es geht.

Immer mehr Landwirte treten nicht nur als Erzeuger, sondern auch als Verkäufer auf. Kleine Hofläden gibt es inzwischen wieder in jedem Dorf. "Der Trend geht hin zu regionalen Produkten", sagt Franz Küppers (49), der einen solchen Laden in Kaarst betreibt. Dort bekam er nun Besuch, denn der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) hielt auf dem Hasselhof der Familie Küpper seinen Direktvermarktertag ab.

Rund 70 Landwirte waren zu Gast. Bei der Tagung gab es Tipps rund um den Verkauf am eigenen Hof. Fachleute vermittelten das Wichtigste zu den Themen Marketing, Kassenführung, Recht, Warenpräsentation (Stichwort: "Emotionales Verkaufen") und Verkaufstrends.

"Wir wollen unseren Mitgliedern helfen, ihre Betriebe weiterzuentwickeln", sagt Rainer Friemel, Leiter der Rechtsabteilung des RLV und Organisator der Veranstaltung. Der eigene Verkauf sei da ein zunehmend wichtiger Baustein, denn die Marktpreise für landwirtschaftliche Produkte seien im Keller.

Beraterin Janine Rech zeigt in ihrem Vortrag, dass Verbraucher immer weniger Geld für Nahrung ausgeben. Außerdem nimmt die Erwerbstätigkeit von Frauen zu. Folglich wird wochentags weniger zu Hause gekocht. Das alles schmälert den Lebensmittel-Umsatz im Einzelhandel. Gleichzeitig verändern sich die Vorstellungen der Kunden. Immer mehr Wert wird gelegt auf Qualität, Regionalität und Gesundheit. Discounter verlieren Marktanteile. Hier könne der Hofladen ansetzen, sagte sie. Weitere Chancen sind eingesparte Transportkosten und die Mitnahme von Gewinnen, die sonst beim Handel bleiben.

Nicht ganz zufällig hat der RLV den Hof von Franz Küppers als Tagungsort ausgesucht. "Das ist ein sehr gut geführter Betrieb", sagt Friemel. Neben der Theorie sollen die Landwirte hier direkt in der Praxis erleben, wie die Zukunft des Hofladens aussieht. Küppers führt seinen Laden zusammen mit seiner Frau Thessa. Sie kümmert sich um den Verkauf, er um die Landwirtschaft. Auf 150 Hektar Fläche baut er Kartoffeln, Erdbeeren, Äpfel, Birnen und Spargel an. Den Betrieb hat er von seinem Vater übernommen. 1996 eröffnete er seinen ersten Verkaufsraum - den "Hofladen". Vor zwei Jahren zog er um in den "Hofmarkt", einen neuen und größeren Verkaufsraum. Auf 160 Quadratmetern werden dort inzwischen über 300 Produkte angeboten. Was nicht aus eigenem Anbau stammt, wird so regional wie möglich eingekauft. Fünf feste Mitarbeiter beschäftigt Küppers. Hinzu kommen Saisonkräfte für die Ernte und Aushilfskräfte im Laden.

Neben dem thematischen Input ist der Direktvermarktertag auch eine Netzwerk-Veranstaltung. Beim Mittagessen stehen Hofladen-Besitzer zusammen und tauschen sich aus. Etwa Kerstin Conrads aus Leichlingen und Georg Boekels aus dem Rhein-Erft Kreis. Beide sind vor allem dankbar für die wertvollen Hinweise zu neuen Vorschriften in der Buchhaltung. Das Reizwort lautet "Zählprotokoll". Das muss im Hofladen spätestens ab Januar 2017 täglich angefertigt werden. "Solche Auflagen fressen Zeit, die ich eigentlich in den Betrieb investieren möchte", sagt Boekels.

(NGZ)
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