Rhein-Kreis Neuss Bauern-Präsident kritisiert NRW-Politik

Rommerskirchen · Bernhard Conzen ließ in seiner Rede zur "Arbeit des Rheinischen Landwirtschaftsverbands (RLV) im Spannungsfeld zwischen Agrarreform 2015 und Umweltpolitik in NRW" keine Langeweile aufkommen.

 Beim Erntedankempfang der Kreisbauernschaft trafen sich (v.l.) Bernhard Conzen (Redner), Jürgen Steinmetz (Kreis), Gaby Kamp (Landfrauen), Wolfgang Wappenschmidt (Kreisbauern). Conzen kritisierte hohe Auflagen für die Bauern

Beim Erntedankempfang der Kreisbauernschaft trafen sich (v.l.) Bernhard Conzen (Redner), Jürgen Steinmetz (Kreis), Gaby Kamp (Landfrauen), Wolfgang Wappenschmidt (Kreisbauern). Conzen kritisierte hohe Auflagen für die Bauern

Foto: L. Hammer

Sorge bereitet den Landwirten der für 2017 geplante Fall der Zuckermarktordnung, was den Wettbewerb weiter verschärfen wird. "Wir stehen in Konkurrenz zu Brasilien, den USA und Kasachstan, aber wir haben Auflagen, die es sonst in der Welt nicht gibt", sagte Conzen. Vor diesem Hintergrund müsse die gesellschaftliche Akzeptanz von Zahlungen an die Landwirtschaft erhöht werden, betonte er. "In Deutschland ist immer noch nicht restlos klar, welche Vorgaben sich hinter dem Greening verbergen", kritisierte Conzen die Umsetzung des EU-Rechts für einen wirksamen Schutz des Dauergrünlands.

Unzweifelhaft fest steht für den RLV-Präsidenten, dass "wir auf Zwischenfruchtanbau angewiesen sein werden." Ärger mit den Umweltverbänden sei damit programmiert, macht sich Bernhard Conzen keine Illusionen über zukünftige Auseinandersetzungen. "Vorwürfe in dieser Richtung werden wir nicht auf uns sitzen lassen", kündigte er an. Der Gesetzgeber lasse sich "wie immer zu viel Zeit." Die Konsequenz für die Bauern: "Wenn schon die Obrigkeit im Verzug ist, können wir mit gutem Beispiel voran gehen und unsere Interessen vertreten", so der RLV-Präsident.

Die Agrarpolitik der NRW-Landesregierung stimme ihn nicht hoffnungsvoll. Beim Strategiepapier zur Biodiversität (Artenvielfalt) haben sich gezeigt, "dass Kooperation nicht mehr eine tragende Säule der Politik in NRW ist", attackierte er die rot-grüne Regierung. Die habe die Bauern bei der Erarbeitung des Papiers nicht einmal angehört, so die Kritik des RLV-Präsidenten. Auch das geplante Naturschutzgesetz setzt aus Sicht der Landwirte allzu sehr auf ordnungsrechtliche Maßnahmen. Im ökologischen Jagdgesetz sieht Conzen die Gefahr, dass die bisherigen Jagdbezirke "durchlöchert" werden könnten. Die Zahl bejagbarer Tierarten von 100 auf nur noch 26 zu reduzieren", sei "mehr als widersinnig", sagte der Redner. Dennoch gebe es vor allem für rheinische Bauern "keinen Grund schwarz zu sehen", schloss Conzen. "Wir können als Landwirtschaft der gesellschaftlichen Debatte standhalten", sagte er überzeugt.

Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt gab zu bedenken, dass weltweit 800 Millionen Menschen ohne Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln lebten, während nicht nur hierzulande Lebensmittel weggeworfen würden. Neu beim Erntedank der Kreisbauernschaft war die Anwesenheit eines Vertreters der Bezirksregierung: Aktuell gebe es "so viele anlassbezogene Flurbeeinigungverfahren wie seit Jahrzehnten nicht", sagte Wappenschmidt.

(NGZ)
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