Rhein-Kreis Neuss Blick in Europas größte Grube

Rhein-Kreis Neuss · An der Grevenbroicher Stadtgrenze erstreckt sich ein bis zu 200 Meter tiefes Loch, das scheinbar bis zum Horizont reicht: der Tagebau Garzweiler. Ein Aussichtspunkt an der Grubenrandstraße bietet einen spektakulären Blick in die Grube.

 Einblick in den Tagebau Garzweiler – dies bietet der Aussichtspunkt an der Grubenrandstraße. Er zeigt die Fläche, nachdem die XXl-Schaufelbagger ihre Arbeit getan haben. Bis zu 200 Meter haben sie sich in die Erde gefressen.

Einblick in den Tagebau Garzweiler – dies bietet der Aussichtspunkt an der Grubenrandstraße. Er zeigt die Fläche, nachdem die XXl-Schaufelbagger ihre Arbeit getan haben. Bis zu 200 Meter haben sie sich in die Erde gefressen.

Foto: A. Woitschützke (3), L.Berns

Es ist ein Loch — ein großes Loch. Wer es noch nicht gesehen hat, dem stockt der Atem. Westlich von Grevenbroich erstreckt sich der Tagebau Garzweiler II. Riesige, bis zu 96 Meter hohe und 220 Meter lange Bagger, bauen dort Braunkohle für die Energieversorgung ab. Vom Aussichtspunkt Jüchen bietet sich ein spektakulärer Blick auf die Grube — dort liegt dem Betrachter der Tagebau praktisch zu Füßen.

Rhein-Kreis Neuss: Blick in Europas größte Grube
Foto: Berns, Lothar

"Die Braunkohle war in Grevenbroich ein Zufallsfund", erklärt der Heimatforscher Peter Zenker. Beim Bau eines Brunnens in Neurath wurde der Rohstoff im Jahr 1858 entdeckt — danach begann ein Run auf die Bergwerksfelder. Die "Claims" wurden abgesteckt, jeder wollte etwas vom großen Kuchen abhaben. "Es ging um die besten Startplätze im Nordrevier, einem aufgehenden neuen Wirtschaftszweig", schildert Zenker.

Rhein-Kreis Neuss: Blick in Europas größte Grube
Foto: Woitschützke, Andreas

Die Braunkohle hat in den vergangenen 150 Jahren die Region geprägt, der Tagebau schritt voran, hinterließ seine Spuren in der Landschaft. Seit Jahrhunderten gewachsene Dörfer wurden niedergerissen, Menschen verloren ihre Heimat und fanden ein neues Zuhause in den Umsiedlungsorten. Braunkohle und Kraftwerke bedeuteten aber auch viele Jahre lang sichere Arbeitsplätze für die Region.

Die Grube ist in den vergangenen Jahrzehnten gewandert. Anfang 2006 wurde der Tagebau Garzweiler nahtlos in das 48 Quadratkilometer große Anschlussfeld Garzweiler II fortgeführt. "Dort lagern 1,3 Milliarden Tonnen Braunkohle, die bis zum Jahr 2045 abgebaut werden sollen", erklärt Manfred Lang, Sprecher von RWE Power.

Der Aussichtspunkt an der Grubenrandstraße — ausgerüstet mit Tischen und Bänken fürs Picknick — bietet einen kleinen Einblick in den Alltag des Tagebaus. Gewaltige Bagger fressen sich durchs Erdreich, befördern jährlich etwa 40 Millionen Tonnen Kohle auf große Absetzer, die den Rohstoff auf insgesamt 86 Kilometer lange Bandanlagen verkippten. "Es ist jedoch nicht nur Kohle, die hier gewonnen wird. Der Tagebau bewegt im Jahr etwa 140 Kubikmeter Abraum wie Löß, Kies und Sand. Diese Menge wird hauptsächlich dazu verwendet, um die bereits ausgekohlten Teile des Tagebaus zu verfüllen", sagt Manfred Lang. Auf diese Weise entstanden Naherholungsgebiete wie die Königshovener Mulde, die Vollrather Höhe oder das Elsbachtal.

Wer den Aussichtspunkt besuchen und ein wenig Tagebauluft schnuppern möchte, sollte folgende Wege nehmen:

Mit dem Auto über die A46: Ausfahrt Grevenbroich abfahren, auf der Landstraße 116 in Richtung Grevenbroich abbiegen, an der nächsten Ampel rechts in die Grubenrandstraße abbiegen. Dieser Straße parallel zur Autobahn folgen, der Aussichtspunkt liegt nach etwa vier Kilometern auf der linken Seite. Die Zielkoordinaten für das Navigationssystem: E6.497.770 N51.095.068.

Mit Bus und Bahn aus Köln/Mönchengladbach: Am Bahnhof Jüchen aussteigen, Richtung Ortsmitte abbiegen, Autobahn unterqueren, rechts ab und etwa 300 Meter Richtung Otzenrath gehen.

(NGZ/ac)
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