Meerbusch Ärger um gemähte Wildwiese am Rhein

Meerbusch · Am Rhein ist es seit einigen Tagen weniger bunt. Und viele Spaziergänger und Naturliebhaber finden das nicht nur weniger schön, sie sorgen sich auch um die Futtergrundlage für Wildtiere und Insekten. "Überall wird alles weggemäht. Und verbaut! Sehr schade", schreibt eine Nutzerin auf Facebook.

 Wilde Romantik: Diesen Anblick sehen Spaziergänger gerne. So hat die Rheinwiese in Büderich ausgesehen, bevor der Mähdrescher Einzug erhielt.

Wilde Romantik: Diesen Anblick sehen Spaziergänger gerne. So hat die Rheinwiese in Büderich ausgesehen, bevor der Mähdrescher Einzug erhielt.

Foto: Facebook/Klaudija Paunovic

Besonders verärgert ist die Büdericherin Klaudija Paunovic. "Vorher hatten Wildtiere und Bienen genug zu essen, jetzt herrscht am gesamten Rhein englischer Ziergarten. Wem nützt das?", ärgert sich die 34-Jährige. Besonders fragwürdig findet sie die Wiesenmahd im Landschaftsschutzgebiet. "Das Hinweisschild sagt doch klar, dass keine Pflanzen gepflückt oder beschädigt werden sollen."

Bei Facebook teilen viele Nutzer den Ärger. "Ich war gestern auch entsetzt, dass alles weg ist", schreibt eine Userin. Dabei sei die Deich- und Wiesenmahd absolut zulässig und mit dem Naturschutz vereinbar, sagt Franz Jürgens vom Deichverband. Mehr noch, für die Standfestigkeit des Deiches sei eine regelmäßige Mahd sogar unerlässlich, heißt es beim Deichverband. "Die Deiche müssen regelmäßig gemäht werden, weil wir feststellen müssen, ob Tiere Löcher gegraben haben", sagt auch Ulrich Schmitz von der Unteren Landschaftsbehörde im Amt für Umweltschutz des Rhein-Kreises. "Macht man das nicht, kann das beim nächsten Hochwasser gefährlich werden", sagt Schmitz.

 Alles in Ordnung - manchen geht diese neue Ordnung aber etwas zu weit.

Alles in Ordnung - manchen geht diese neue Ordnung aber etwas zu weit.

Foto: Facebook

Laut Deichschutzverordnung ist der Deichverband dazu verpflichtet, den Deich zu pflegen, um ihn vor Abrutschen oder Unterspülung zu sichern. In der Regel erfolgt die Mahd zweimal im Jahr, sagt Franz Jürgens. Die Mäharbeiten würden abschnittsweise durchgeführt - je nachdem, wie es die Witterung und die Schutzzeiten für Pflanzen und Tiere zulasse. Die regelmäßige Mahd sei außerdem wichtig, um den Auencharakter der Fläche zu erhalten, sagt Schmitz. "Die natürliche Entfaltung geht immer in Richtung Wald", sagt Schmitz. Heißt: Wer weite, offene Wildwiesen schätze, müsse verkraften, dass sie regelmäßig geschnitten werden.

Bleibt die Frage nach der Futtergrundlage für Wildtiere und Insekten. "Schade - nicht nur für die Tierchen, toll auch fürs Auge", bedauert eine Nutzerin auf Facebook. Naturschützer können auch dort Entwarnung geben: "Die Tiere haben sich darauf eingestellt", sagt Wolf Meyer-Ricks vom Meerbuscher Naturschutzbund. Ein größeres Problem sieht Meyer-Ricks in Spaziergängern, die abseits der Wege gehen.

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