Rhein-Kreis Neuss China sucht im Rhein-Kreis neue Partner

Rhein-Kreis Neuss · Weniger Bürokratie, einheitliche Ansprechpartner, mehr Information - das wünschen sich chinesische Investoren. Der Rhein-Kreis, so lobt Chinas Botschafter Shi Mingde, arbeite in diese Richtung. Das werde sich auszahlen.

 Chinas Botschafter Shi Mingde wurde gestern im Kreishaus von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (rechts) und seinem Vertreter Jürgen Steinmetz (links) begrüßt.

Chinas Botschafter Shi Mingde wurde gestern im Kreishaus von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (rechts) und seinem Vertreter Jürgen Steinmetz (links) begrüßt.

Foto: Andreas Woitschützke

Offen, gast- und ausländerfreundlich, so sieht Chinas Botschafter Shi Mingde den Rhein-Kreis und die Region. Gestern diskutierte der Diplomat vor einem Empfang zum chinesischen Neujahrsfest im Restaurant Neu-Shanghai auf der Furth, zu dem er Landsleute aus dem Westen Deutschlands eingeladen hatte, im Kreishaus mit Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Wirtschaftsvertretern.

Der Rhein-Kreis "kann" China, davon zeigte sich Shi Mingde überzeigt. Die zentrale Lage in Europa und die direkte Nachbarschaft zur Landeshauptstadt, die Offenheit für ausländische Unternehmen und auch soziale Faktoren wie das Bildungsangebot der Internationalen Schule am Rhein in Neuss - gestern vertreten durch Geschäftsführer Peter Soliman - machten den Standort attraktiv. Die Chinesen gucken bei Investitionsentscheidungen eben nicht nur auf Zahlen, eine Nebenbemerkung des Botschafters lässt es erahnen: "Wir schätzen die Freundlichkeit der Menschen. Gäbe es hier eine starke Pegida-Bewegung, sähe das anders aus."

Bislang stehen die China-Kontakte des Kreises jedoch für eine Erfolgsgeschichte: Nach Düsseldorf kann kein Standort in NRW mehr Niederlassungen chinesischer Unternehmen vorweisen als der Rhein-Kreis. 150 Firmen aus China arbeiten an Rhein und Erft. Auf den ersten Blick scheint das nicht so viel. Immerhin kommen von rund 28 000 Unternehmen im Rhein-Kreis insgesamt 2448 aus dem Ausland. Dennoch misst der Kreis den Chinakontakten hohe Bedeutung bei. Ein Blick auf die NRW-Außenhandelsbilanz zeigt, warum: Ein Gesamtvolumen von 30,1 Milliarden Euro - Ausfuhr 10, Einfuhr 20,1 Milliarden Euro - wird (Stand 2013)für das China-Geschäft ausgewiesen - das ist Platz zwei nach den Niederlanden.

Davon profitiert der Rhein-Kreis, mit Exporten ebenso wie als Standort neuer Unternehmensansiedlungen aus China. Um das Geschäft mit dem Wirtschaftsriesen in Asien weiter auszubauen, setzt der Kreis vor allem auf die Partnerschaft mit der Landeswirtschaftsförderung NRW.Invest. Deren Geschäftsführerin Petra Wassner und Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, diskutierten gestern mit Shi Mingde auch über weitere Erleichterungen für chinesische Investoren. Aus Sicht des Botschafters besonders wichtig sind schnellere und unbürokratische Entscheidungen bei der Einreise und bei Aufenthaltsregelungen. In Deutschland würden chinesische Unternehmer mit allen anderen Einreisewilligen "in einen Topf" geworfen. Das blockiere die Unternehmen und sei ein Hemmnis bei Investitionsvorhaben. Petrauschke und Kreiswirtschaftsdezernent Jürgen Steinmetz wollen prüfen, ob der Kreis - soweit von ihm zu beeinflussen - die Verfahren in den Ausländerämtern noch beschleunigen kann. Auf Bundesebene hat der Botschafter einen "grünen Korridor" zwischen China und Deutschland angereget, der Aufenthalte mit wirtschaftlichem Hintergrund in beiden Richtungen erleichtern soll. Hilfreich, so Shi Mingde, sei auch eine bessere Unterstützung chinesischer Unternehmer beim Kontakt mit Behörden sowie in Steuerfragen. Viele Chinesen wüssten darüber noch zu wenig oder müssten sich die entsprechenden Informationen mühsam zusammensuchen.

Porschen gab dem Botschafter aber auch zwei Probleme deutscher Unternehmen in China mit auf den Weg: Lohnsteigerungen und eine hohe Fluktuation bei den Fachkräften. Letzteres, so Shi Mingde, sei erkannt: China bemühe sich um den Aufbau einer dualen Berufsausbildung. Das Land brauche mehr Fachkräfte, um den hohen Bedarf auch ausländischer Unternehmen zu decken.

(NGZ)
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