Sommertour: Geheimnisvolle Orte (31) Das Grab des Kurfürsten

Sommertour: Geheimnisvolle Orte (31) · Während der Ferienwochen berichten unsere Reporter täglich von uralten Legenden und geheimnisvollen Orten in Nordrhein-Westfalen. Heute: Das Mausoleum in der Hofkirche St. Andreas in Düsseldorf.

 Dominikanerpater Manuel unterstützt die Pflege der Tradition von Düsseldorf, die auch in dem Mausoleum mit dem reich verzierten Sarkophag Jan Wellems deutlich wird.

Dominikanerpater Manuel unterstützt die Pflege der Tradition von Düsseldorf, die auch in dem Mausoleum mit dem reich verzierten Sarkophag Jan Wellems deutlich wird.

Foto: Andreas Bretz

Das eigenartige Gefühl der Todesnähe, das die acht Särge im dämmerigen Kuppelraum hinter dem Altar der barocken Hofkirche St. Andreas hervorrufen, haben manche Besucher rasch verdrängt. "Einige reagieren wie elektrisiert, wenn sie erfahren, dass Kurfürst Jan Wellem hier im Mausoleum seine letzte Ruhestätte hat", berichtet Pater Manuel. Der Prior der Dominikaner in der Düsseldorfer Altstadt, die die Andreaskirche betreuen, pflegt gerne die Tradition der Residenzstadt.

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Foto: KLXM

Sie hatte ihre größte Blüte unter der Regentschaft Jan Wellems, der als Kurfürst zu den Mächtigen der Politik gehörte. Auch das Mausoleum, das eigens für den Herrscher nach seinem Tod 1716 gebaut wurde, sollte die Bedeutung des Fürsten unterstreichen. Neben ihm sind dort Mitglieder der Fürstenfamilie, darunter Jan Wellems Großvater Wolfgang Wilhelm, der auch die Andreaskirche als Hofkirche der Residenzstadt Düsseldorf hatte bauen lassen.

Erst golden, dann schwarz

An der Ausstattung des Prunksarkophags von Jan Wellem wurde daher nicht gespart. Wahrscheinlich war er größtenteils vergoldet, obwohl sich seit Jahrzehnten mit einer fast schwarzen, lackierten Oberfläche zeigt. Auf der Rückseite jedoch entdeckten Kunsthistoriker Goldspuren, als der schwere Sarkophag zur Restaurierung aus der Nische geholt wurde.

Bei früheren Überarbeitungen des Sarkophags war die Rückseite unzugänglich geblieben.

Das prunkvolle Mausoleum hatte übrigens auch Grabräuber angelockt. Während der Besetzung durch Franzosen Angang des 19. Jahrhunderts wurden die Särge mit den Verstorbenen aus der kurfürstlichen Familie geöffnet und beraubt. Nur der Sarkophag von Jan Wellem nicht. Dessen kostbare Grabbeigaben wurden jedoch später entfernt, weil sie ausgestellt werden sollten. Als der damalige Pfarrer davon erfuhr, ließ er die Schätze wieder zurücklegen und die Grabstelle versiegeln.

Trotz der Pracht der Herrscher, mit dem das Mausoleum ausgestattet ist, hat es den Charakter eines Ortes der Besinnung. Auch deshalb, so Pater Manuel, "nutzen wir das Mausoleum gerne für eine Station des Nachdenkens in der jährlichen Nacht der Trauer und des Trostes zum Allerheiligenfest".

(NGZ)
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