Rhein-Kreis Neuss Das neue Leben des Hans Christian Markert

Rhein-Kreis Neuss · Sieben Jahre war er Landtagsabgeordneter. Nach dem Verlust des Mandats bei den Wahlen im Mai 2017 musste sich der Grünen-Politiker neu orientieren. Jetzt arbeitet er für den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW - und das mit Freude.

 Mit Willy Brandt teilt Hans Christian Markert nicht nur die Liebe zu Norwegen. Er sieht in ihm eine große politische Persönlichkeit. Darum hängt ein Bild des ehemaligen Bundeskanzlers im Arbeitszimmer des Grünen-Politikers.

Mit Willy Brandt teilt Hans Christian Markert nicht nur die Liebe zu Norwegen. Er sieht in ihm eine große politische Persönlichkeit. Darum hängt ein Bild des ehemaligen Bundeskanzlers im Arbeitszimmer des Grünen-Politikers.

Foto: HCM/privat

Er kann auch Immobilienwirtschaft. Hans Christian Markert (49), den seine Freunde gern kurz "HC" rufen, studierte Jura und evangelische Theologie, arbeitete als Referatsleiter zu Zeiten von Bärbel Höhn im Umweltministerium NRW und war von 2010 bis 2017 Landtagsabgeordneter. Er kandierte zwei Mal in Neuss und zog jeweils über die Grünen-Landesliste in das Düsseldorfer Parlament ein.

Nach dem Verlust des Mandats bei den Mai-Wahlen im vergangenen Jahr ist es still um den Grünen-Politiker aus Kaarst geworden, so dass sich die Frage stellt: Was macht eigentlich Hans Christian Markert? Die Antwort fällt leicht. "HC" macht jetzt in Immobilien. Beim landeseigenen Dienstleister, der fürs Land dessen Immobilien bewirtschaftet, plant, baut und verwertet, leitet er seit Jahresbeginn das Sonderprojekt "Nachhaltige Ausrichtung des Bau- und Liegenschaftsbetriebs - BLB - NRW". Er habe ein normales Auswahlverfahren durchlaufen, sagt Markert. Mit einem kleinen Team bereitet er den zweiten BLB-Nachhaltigkeitsbericht nach 2017 vor, der in zwei Jahren vorgelegt werden soll. Seinen beruflichen Auftrag sieht Markert als "Querschnittsaufgabe", die eine "interessante Schnittstelle" habe: "Letztlich geht es um wirtschaftliche Kompetenz, ökologische Notwendigkeit und soziale Sensibilität." In diesem Dreiklang, so sagt Markert, werde sich die Zukunft - nicht nur des BLB - sondern der Wirtschaft allgemein definieren.

Beim BLB steht Hans Christian Markert weiterhin im Dienst der Landesverwaltung. Er machte von seinem gesetzlich verbrieften Rückkehrrecht nach seinem siebenjährigen Ausflug in die operative Politik Gebrauch. Das Ergebnis der Landtagswahl verwehrte ihm den erneuten Einzug in den Landtag. Die Zeit des so genannten Übergangsgeldes - drei Monate werden die vollen Diäten bezahlt - nutzte Markert "bewusst", um seine berufliche Zukunft zu sortieren: Zurück in die Landesverwaltung? Gang in die Selbstständigkeit als Rechtsanwalt? Wechsel in die freie Wirtschaft? Er entschied sich für die Rückkehr in den Landesdienst. Nur: Aus einer rot-grünen NRW-Regierung war inzwischen eine Schwarz-Gelbe geworden. Vier Monate habe er im Umweltministerium "verbracht". Die Erkenntnis reifte: "Gelegentlich wird bei Regierungswechseln nicht die Kompetenz der Mitarbeiter präferiert, sondern parteipolitische Erwägungen gewichtet." So ist er froh, dass sich für ihn die Chance auf einen Einstieg beim BLB eröffnete.

Hans Christian Markert gibt zu, dass er gern noch fünf Jahre im Landtag gearbeitet hätte. So mag er auch nicht ausschließen, dass er noch einmal für den Landtag kandidieren wird. Als Delegierter seiner Partei für Bundes- und Landesparteitage bleibt er überregional tätig; mit einem kleinen Arbeitskreis kümmert er sich zudem ums Thema Wasser, das europapolitisch Furore machen könnte. Er, der 2015 bei der Landratswahl Hans-Jürgen Petrauschke unterlag, engagiert sich weiterhin im Kreistag. Dort ist er stellvertretender Vorsitzender seiner Fraktion. Ob im Landtag oder im Kreistag: Markert, in der persönlichen Begegnung verbindlich in Ton und Umgang, spricht politisch immer Klartext. Das polarisiert und macht nicht nur Freunde. Weder beim politischen Mitbewerber noch in den eigenen grünen Reihen.

Da kommt für den streitbaren Markert Beifall aus einer Ecke, wo Grünen-Fans selten sind. "Ich schätze ihn sehr", sagt Walter Leidinger (65). Der ehemalige Leiter des Dormagener Chemparks arbeitete mit Markert in der Enquetekommission zur Zukunft der chemischen Industrie zusammen: "Wir haben anfangs viel gestritten, sind aber zum Schluss auf den Punkt gekommen." Es sei Hans Christian Markerts Verdienst, dass ein konsensfähiger Abschlussbericht möglich geworden sei: "Bei einem so schwierigen Thema wie Zukunft der Chemie ist das umso erstaunlicher."

(-lue)
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