Rhein-Kreis Neuss Der Rhein-Kreis will Türen in Vietnam öffnen

Neuss · Der Wirtschaftsförderer des Rhein-Kreises bereist mit Unternehmern Vietnam. Die Teilnehmer zahlen die Reisekosten selbst.

 20 Unternehmer gehörten zur Gruppe um Jürgen Steinmetz.

20 Unternehmer gehörten zur Gruppe um Jürgen Steinmetz.

Foto: RKN

Herr Steinmetz, was macht den Wirtschaftsstandort Vietnam so interessant?

Jürgen Steinmetz Vor allem das rasante Wirtschaftswachstum ist beeindruckend, mit Steigerungen von zuletzt 8,5 Prozent und künftig rund sechs Prozent im Jahr. Das bietet für Unternehmer aus dem Rhein-Kreis die Chance, an diesem Wachstum bei günstigen Rahmenbedingungen wie einer jungen Bevölkerung, niedrigen Arbeitskosten, einer hohen Arbeitsqualität und über 200 Industrieparks mit guter Infrastruktur teilzuhaben. Etwa, indem sie das Land als Investitionsstandort, Vertriebsniederlassung oder Beschaffungsmarkt nutzen.

Warum Vietnam? Hat das Boomland China ausgedient?

Steinmetz China haben wir in den vergangenen Jahren oft besucht, zuletzt im vergangenen Jahr bei der Messe "Transport Logistic in Shanghai". Da haben sich die Wirtschaftskontakte bereits gefestigt. Anders sieht das bei Vietnam aus. Und außerdem ist Deutschland wichtigster Handelspartner Vietnams innerhalb der EU.

Wie weit reichen die Wirtschaftskontakte zu diesem Land denn bislang?

Steinmetz Die stecken noch in den Kinderschuhen. Aber die Reise ist auf großes Interesse gestoßen. Wir haben in diesem Jahr so viele Teilnehmer wie noch nie: 20 Unternehmer, unter anderem aus den Bereichen Maschinenbau, Bauwirtschaft, Handel, IT, Energie- und Gesundheitswirtschaft fahren mit, das ist Rekord. Unsere Reisen planen wir stets nach der Interessenslage der Unternehmen. Letztes Jahr etwa hatten wir mit NRW international Lateinamerika angedacht, doch die Resonanz war zu gering, die Fahrt wurde abgesagt. Umso positiver ist es, dass wir nun in der Wirtschaft des Rhein-Kreises offenbar einen Nerv getroffen haben.

Heute geht es los. Wie ist das Programm?

Steinmetz Wir setzen zwei Schwerpunkte: Einerseits besuchen wir Experten für die Wirtschaft des Landes, etwa die Außenhandelskammer in Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon) oder die Deutsche Botschaft. Darüber hinaus besichtigen wir deutsche Firmen, darunter etwa die vietnamesische Dependance des Mönchengladbacher Textilherstellers van Laack in Hanoi. Dabei lernen wir Rahmenbedingungen, Verhaltensweisen, kulturelle Hintergründe und wirtschaftliche Möglichkeiten sowie Organisationen und handelnde Personen kennen. Das ist wichtig und notwendig, um über ein wirtschaftliches Engagement entscheiden zu können.

Was sind die Ziele der Reise?

Steinmetz Wir wollen Türöffner und Wegbereiter für Kontakte im Ausland sein. Bei einer Exportquote von 55 Prozent ist dies für unsere Unternehmen überlebenswichtig. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten und Kreisen machen wir das nicht nur durch Beratung und Veranstaltungen vor Ort, sondern einmal im Jahr auch im Ausland, um Unternehmen internationale Märkte näherzubringen.

Nicht alle Reisen des Kreises sind unumstritten. An der Fahrt nach London zu Olympia gab es 2012 massive Kritik der Opposition...

Steinmetz ... die ich weiterhin für nicht gerechtfertigt halte. Aber die Reise nach Vietnam steht unter anderen Vorzeichen. Es geht ausschließlich um Wirtschaftsförderung, und 20 teilnehmende Unternehmer sind Beleg für ein gutes und richtiges Angebot. Zudem ist der Bereich Internationales nur ein kleiner Teil unserer gesamten Aktivitäten in der Wirtschaftsförderung.

Wie teuer wird die Fahrt?

Steinmetz Jeder Teilnehmer zahlt 2000 Euro aus eigener Tasche, darin sind alle Reise-, Unterbringungs- und Dolmetscherkosten enthalten. Der Kreisausschuss hat der Reise zugestimmt, und ich bin gebeten worden, dass ich vor Ort das Problem der Kinderarbeit anspreche. Dem komme ich gerne nach.

Wie haben vergangene Reisen Wirtschaftskontakte gefördert?

Steinmetz Es gibt mehrere positive Beispiele, etwa von der Firma Nieberding aus Kaarst, der nach einer China-Reise in Wuxi eine Niederlassung eröffnet hat. Oder OVS aus Neuss, die in Shenzhen aktiv sind und ORT aus Krefeld, die Arbeitskräfte aus Rumänien rekrutieren konnte. Das sind Erfolge, die ich mir auch für die kommende Reise wünsche.

HANNA KOCH FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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