Rhein-Kreis Neuss Die Bewahrer der Heimatgeschichte

Rhein-Kreis Neuss · Heimatkundler engagieren sich ehrenamtlich, um Geschichte und Kultur zu erhalten.

 Foto: lber

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Foto: Ehrenamtler Heinrich Pusch vor der Braunsmühle in Büttgen.

Heimat hautnah erlebbar machen - das ist es, was viele Ehrenamtler im Rhein-Kreis antreibt. In allen acht Städten und Gemeinden engagieren sich Menschen freiwillig und bewahren neben Heimat-Geschichte auch das kulturelle Leben. Der "Niederrheinischen Seele" etwa hat sich das städtische Museum "Villa Erckens" auf der Grevenbroicher Stadtparkinsel gewidmet.

Dort sind das ganze Jahr über Dinge ausgestellt, die für die Region typisch waren oder es bis heute sind. Zum Beispiel können Besucher dort die Münz-Prägemaschine des Erfinders Diedrich Uhlhorn bestaunen - oder etwas über Apfelsorten wie "Berlepsch" lernen, die in Grevenbroich ihren Ursprung haben. Heimatgeschichte wird dort ebenso aufrecht erhalten wie die Heimatkultur, die auch in einigen Vereinen auflebt.

Ein gutes Beispiel: der Tuppenhof in Vorst. Bis 1990 steckte der historische Vierkanthof in einem tiefen Dornröschenschlaf - bis ihn ein Förderverein für sich entdeckt hat und den Hof aufwendig zur Begegnungsstätte umbaute. Heute ist Norbert Kallen Vorsitzender des inzwischen 80-köpfigen Vereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Hof zu erhalten und als Museum weiter zu betreiben. "Wir haben ihn damals denkmalgerecht saniert. Das Ergebnis macht uns stolz", erzählt Norbert Kallen. Inzwischen sind in den Gebäuden unter anderem historische Werkzeuge und Ackergeräte ausgestellt. Doch damit nicht genug: Das kulturelle Programm auf dem Hof reicht vom Konzertabend bis hin zum einfachen Kaffeeklatsch. Sogar Brautpaare können sich auf dem Tuppenhof standesamtlich trauen lassen.

Wie aufwendig es sein kann, ein altes Bauwerk für die Nachwelt zu erhalten, weiß auch Ansgar Leitzke aus Büttgen. Er ist Vorsitzender einer Fördergemeinschaft, die vor 15 Jahren die Braunsmühle vom verwahrlosten Turm in eines der beliebtesten Ausflugsziele im Rhein-Kreis verwandelte. Drei Jahre tüftelte er mit Ehrenamtlern wie Peter Bierwirth oder Heinrich Pusch an der alten Windmühle. "Dass man inzwischen sogar wieder Korn in ihr mahlen könnte - das ist unser ganzer Stolz", erzählt Ansgar Leitzke, der sich sicher ist, dass die Braunsmühle ohne den Einsatz des Vereins heute nicht mehr existieren würde.

Gemeinsam mit den rund 50 aktiven Mitgliedern der Gemeinschaft bewahrt er ein Stück Geschichte und bereichert zusätzlich auch das kulturelle Angebot in der Region. "Gerade das Mühlencafé ist bei vielen beliebt. In der Saison wird es fast jeden Sonntagnachmittag zum Treffpunkt", erzählt Leitzke und vergleicht die Arbeit der ehrenamtlichen Vereinsmitglieder mit der historischen Technik in der Windmühle: "Das sind Zahnräder, die perfekt ineinandergreifen." Noch bis Ende Oktober können es sich Besucher im Café gut gehen lassen, dann ist bis April Winterpause.

Etwas länger fährt Marcus Mandelartz vom Feldbahnmuseum in Oekoven mit der alten Dampflok übers Gleisnetz. "Bei uns stehen im Dezember noch zwei Nikolausfahrten auf dem Plan", erzählt Mandelartz, der an der Spitze eines 130 Mitglieder starken Vereins steht, der an die Erfindung der Feldbahnen erinnern möchte. "Um 1850 herum wurden Feldbahnsysteme entwickelt, mit denen Landwirte ihre Ernte leichter transportieren konnten. Rund 100 Jahre später starben die Feldbahnnetze aus", erklärt Marcus Mandelartz.

Sein Verein hat Mitte der 1970er Jahre kurzerhand ein 2,2 Kilometer langes Schienennetz bei Oekoven aufgebaut, das längst über die Grenzen des Kreises hinaus bekannt ist. Gerade bei Kindern kommt das gut an - schließlich können sie dort die historische Technik bei einer Rundfahrt hautnah erleben.

Wer noch mehr Heimat erleben will, sollte auch Halt am Kulturbahnhof Korschenbroich einlegen. "Besucher können bei uns das historische bäuerliche Leben kennenlernen und etwa einen Blick in eine zeitgenössisch eingerichtete Küche werfen", erzählt Roswitha Hermanns. Als gebürtige Korschenbroicherin ist es für sie Ehrensache, sich im Heimatverein zu engagieren und die Geschichte zu bewahren.

(NGZ)
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