Rhein-Kreis Neuss Die Menschen hinter den Zahlen bleiben im Blick

Rhein-Kreis Neuss · Als Verwaltungswirt im Kreissozialamt überwacht Fabian Fox Einnahmen und Ausgaben und plant Budgets. Trocken? Keineswegs.

 Fabian Fox kümmert sich als Diplom-Verwaltungswirt um Finanzen und Haushalt im Kreissozialamt. Er ist es gewohnt, mit großen Summen zu hantieren, hat bei seiner Arbeit aber auch immer die einzelnen Schicksale der Menschen im Blick.

Fabian Fox kümmert sich als Diplom-Verwaltungswirt um Finanzen und Haushalt im Kreissozialamt. Er ist es gewohnt, mit großen Summen zu hantieren, hat bei seiner Arbeit aber auch immer die einzelnen Schicksale der Menschen im Blick.

Foto: Linda Hammer (4), Rhein-Kreis Neuss

Eigentlich könnte es ebenso gut "Kreisgesellschaftsamt" heißen. Der Begriff "sozial" hat seinen Ursprung im lateinischen Wort "socialis" und bedeutet nichts anderes als gesellschaftlich. Dass jeder Bürger im Rhein-Kreis-Neuss - auch in schwierigen Situationen - am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, ist denn auch die eigentliche Aufgabe der Mitarbeiter des Kreissozialamtes, das seinen Sitz im Kreishaus Grevenbroich hat. Einer der insgesamt 80 Mitarbeiter ist Fabian Fox. Als Diplom-Verwaltungswirt kümmert er sich um die Finanzen und den Haushalt, Einnahmen, Ausgaben und Budgetpläne - und behält den Durchblick im fast unüberschaubaren und stetig wachsenden Dschungel der Zahlungsströme.

Rhein-Kreis Neuss: Die Menschen hinter den Zahlen bleiben im Blick
Foto: RKN/Lothar Berns

"Herr Fox ist für unser Haus ein echter Glücksgriff", sagt Siegfried Henkel, der das Kreissozialamt seit zehn Jahren leitet. "Durch seinen Werdegang vereint er genau das Wissen, das in seinem Job notwendig ist, er kann sozusagen hinter die nackten Zahlen blicken, sie genau einordnen und auch kritisch hinterfragen", so Henkel. Das Kreissozialamt ist der örtliche Träger der Sozialhilfe und neben anderen Bereichen schwerpunktmäßig zuständig für die Gewährung von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung.

Angefangen hat bei Fabian Fox alles mit der dreijährigen Ausbildung für den gehobenen Dienst im Jahr 2003. "Das Kreissozialamt war gleich das erste Amt, das ich während meiner Ausbildung kennengelernt habe, es hat mir schon damals sehr gut gefallen hier", erinnert sich der 32-Jährige. Nach der Lehrzeit ging es für den Jüchener zunächst einmal dorthin, wo er in direktem Kontakt zu einigen der Bürger stand, die Hilfe vonseiten des Amtes benötigen: zum Jobcenter. In dieser Behörde, die eine gemeinsame Einrichtung der Bundesagentur für Arbeit und der Kommunen des Rhein-Kreises ist, war er für die Auszahlung an den einzelnen Bürger zuständig, eine Berufserfahrung, die ihm heute nutzt. "Ich weiß, was hinter den Zahlen und Beträgen steht, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, nämlich einzelne menschliche Schicksale. Das im Hinterkopf zu haben, ist sicher nicht verkehrt für meine jetzige Arbeit", sagt Fox. Nach einem Jahr wechselte der Diplom-Verwaltungswirt dann in die Technikunterstützte Informationsverarbeitung, kurz TUIV, die für die EDV verschiedener Ämter zuständig ist. "Bei der TUIV war ich dann zwei Jahre lang für den Haushalt zuständig, das war wieder etwas ganz anderes, man kommt schon viel herum und lernt viele unterschiedliche Bereiche kennen", so Fox.

Ausgestattet mit intensiven Einblicken in das Sozial- wie auch in das Haushaltsrecht, bewarb sich Fox nach zwei Jahren schließlich beim Kreissozialamt und hatte Erfolg. Rund 140 Millionen Euro werden dort Jahr für Jahr verausgabt - nicht nur für die Grundsicherung, sondern auch für Leistungen, die für die Unterbringung in Altenpflegeeinrichtungen erforderlich sind und für Eingliederungshilfen für Menschen mit Behinderung. Auch die Mittel für die Ausbildungsförderung von Schülern (Bafög) sowie für Verbände der freien Wohlfahrtspflege werden vom Kreissozialamt vergeben. "Es war natürlich schon erstmal etwas ungewohnt, mit so großen Summen zu hantieren", erinnert sich Fox. "Man gewöhnt sich daran, aber ich war schon ehrfürchtig, als ich das erste Mal sechs Millionen Euro an den Bund überwiesen habe. Auf der anderen Seite ist es ja irgendwie fiktives Geld, ich spaziere ja nicht mit einem Koffer voller Geld umher."

Genauigkeit, Einschätzungsvermögen und Organisationstalent sind für Fox, der neben seiner Arbeit zusätzlich ein BWL-Studium absolviert, die wichtigsten Eigenschaften, die er für seinen Beruf braucht. "Gerade wenn ich Budgetpläne erstelle, muss ich sehr vieles berücksichtigen, Statistiken und Zahlen richtig deuten. Trotzdem ist es immer auch eine Art Blick in die Glaskugel und man kann sich einfach nicht zu hundert Prozent überall absichern", sagt Fox. "Aber irgendwann muss ich einen eindeutigen Budgetvorschlag einbringen, Entscheidungsvermögen gehört genauso zu den Fähigkeiten, die man hier auf jeden Fall mitbringen muss."

Besonders die Vielfältigkeit der Aufgaben ist es, die Fabian Fox an seinem Job gefällt. "Den typischen Arbeitsalltag gibt es bei mir im Prinzip nicht, man weiß morgens nicht, was einen tagsüber erwartet. Es kommt darauf an, was in der Zeitung steht, welche neuen politischen Vorschläge und Entscheidungen auf Landes- oder Bundesebene getroffen werden. Diese haben sofort Auswirkungen auf meinen Bereich", sagt er. Zeitungslektüre und weitere Recherchen sind in seinem Job Pflicht, sonst würde er den Überblick über neue Gesetze und Verordnungen schnell verlieren. Das kann auch Siegfried Henkel bestätigen, der schon seit 1976 im Kreissozialamt tätig ist. "Man kann schon sagen, dass wir es hier permanent mit dem tosenden Leben zu tun haben. Die großen Themen, die in der Politik diskutiert werden, finden bei uns ihren praktischen Niederschlag, hier werden sie heruntergebrochen", so Amtsleiter Henkel.

Wird etwa ein bundesweiter Trend zum Thema Grundsicherung festgestellt, müssen die Mitarbeiter des Kreissozialamts sofort aktiv werden. "Da kommen dann natürlich sofort die Fragen: Wie sieht es in diesem Punkt bei uns im Rhein-Kreis aus? Wie löse ich etwaige Probleme? Wie ist unsere strategische Ausrichtung?", berichtet Fox aus dem beruflichen Alltag. "Wir müssen dann schnell reagieren und fundierte Antworten geben - und einen kühlen Kopf behalten." Auch für die Kreisausschusssitzung müssen regelmäßig Zahlen, Statistiken und Abrechnungen vorgelegt werden, "den Wasserstand durchgeben", nennen das Siegfried Henkel und seine Mitarbeiter.

Auch der rege Kontakt mit den Städten und Gemeinden im Kreis, den örtlichen Sozialämtern, Jobcentern und Wohlfahrtsverbänden ist für Fabian Fox ein Grund, warum er gerne in seinem Beruf arbeitet. "Wir haben eine sehr gute Kommunikation untereinander, das ist nicht selbstverständlich. Ich weiß von Kollegen aus anderen Kreisen, dass sie ganz neidisch werden, wenn sie hören, wie gut die Zusammenarbeit hier mit allen klappt."

(NGZ)
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