Rhein-Kreis Neuss Fastenzeit - Rückbesinnung auf Gott

Rhein-Kreis Neuss · Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die Fasten- beziehungsweise Passionszeit. Die heimischen Seelsorger aus Neuss, Grevenbroich und Dormagen verraten, was diese Zeit für sie bedeutet und wie sie persönlich damit umgehen.

Pfarrer Guido Assmann will weniger TV schauen.

Pfarrer Guido Assmann will weniger TV schauen.

Foto: Linda Hammer

Die Pfarrer in Neuss, Grevenbroich und Dormagen interpretieren die Fastenzeit jeweils unterschiedlich. Während einige der Geistlichen aus der evangelischen und katholischen Kirche nicht viel vom Fasten um des Fastens willen halten, verzichten andere wiederum in der Zeit bis Ostern auf liebgewonnene Dinge.

Für Guido Assmann, Leitender Pfarrer des katholischen Seelsorgebereichs Neuss-Mitte, ist die Fasten- auch die Zeit des Kürzertretens. "Das bedeutet, in dieser Phase auf Dinge zu verzichten, die einem ansonsten Freude bereiten. Ich etwa werde auf Alkohol verzichten, weniger TV schauen und versuchen, bewusster zu leben." Der Kreisdechant merkt an: "Das soll aber nicht heißen, dass das Leben während der Fastenzeit ohne Freude sein soll."

Pfarrerin Daniela Meyer-Claus verzichtet auf Essen.

Pfarrerin Daniela Meyer-Claus verzichtet auf Essen.

Foto: Hans Jazyk

Daniela Meyer-Claus ist Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Norf-Nievenheim. Sie sagt: "Bei uns in der evangelischen Kirche heißt die Fastenzeit Passionszeit. Das heißt, dass wir uns in diesen Wochen auf das Leiden Christi rückbesinnen." An der Aktion "Sieben Wochen ohne", die mittlerweile von vielen evangelischen Christen in Deutschland genutzt wird, um in der Passionszeit auf Dinge zu verzichten, die man sonst zu sehr genossen hat, beteiligt sich auch Daniela Meyer-Claus. "Das können dann entweder Kartoffelchips, Süßigkeiten oder Computer-Spiele sein. Ich selbst habe mich für eine etwa zweiwöchige Heilfasten-Kur in der Passionszeit entschieden. Das heißt: zwei Wochen lang nur zu trinken und nichts zu essen."

Jos Houben, Leitender Pfarrer der katholischen Pfarreiengemeinschaft Grevenbroich, interpretiert diesen Zeitraum etwas anders und sagt: "Für mich geht es bei der Fastenzeit um eine Haltung. Sie erinnert daran, wer ich bin und wohin ich mich bewege. Es geht um Umkehr und Neuorientierung und nicht unbedingt darum, etwas Aktives zu tun, etwa 1000 gute Vorsätze zu fassen." Es ginge viel mehr um die Fragen: "Wie fühle ich mich in meiner eigenen Haut? Und: Wer braucht meine Hilfe?"

Ein anderer katholischer Pfarrer, Heinz-Theo Lorenz, der die Pfarreiengemeinschaft Niedererft leitet, hält nicht viel vom zwingenden Verzicht auf etwas: "Die Fastenzeit bereitet die Gläubigen auf Ostern, das höchste christliche Fest vor. In dieser Zeit werden besondere Besinnungs- und Meditationsgottesdienste angeboten. Vom Fasten um des Fastens willens halte ich allerdings nichts - davon bin ich kein Freund." Für Peter Stelten, Pfarrer an St. Michael Dormagen, geht es in der Fasten- und Bußzeit darum, "sich zu besinnen, getroffene Entscheidungen zu reflektieren und zu überprüfen". Er habe sich vorgenommen, sich in den Wochen bis zum Osterfest etwa eine halbe Stunde pro Tag Zeit zu nehmen, um ein besonderes geistliches Buch zu lesen. "Diese Zeit darf nicht verhandelbar sein", sagt er und fügt hinzu: "Fastenvorsätze wie zum Beispiel keine Schokolade mehr zu essen sind zwar gut, haben aber einen entscheidenden Nachteil: Sie werden oft nicht eingehalten."

Der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss, Dietrich Denker, sagt: "In der Passionszeit gibt es besondere Andachten, in denen an das Leiden und Sterben Christi erinnert wird." Ganz persönlich nutze er die Zeit auch, um etwa auf Alkohol, Süßigkeiten, oder das Rad- und Autofahren zu verzichten. "In diesem Jahr sind es die Süßigkeiten", sagt er.

(sb)
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