Rhein-Kreis Neuss FDP plant Rathaus-Sturm zur Wahl 2020

Rhein-Kreis Neuss · Kreisweit drittstärkste Partei bei der Bundestagswahl und so viele Mitglieder wie noch nie: Das neue Selbstbewusstsein macht die Liberalen mutig. Die FDP kündigt zur Kommunalwahl 2020 mehr eigene Bürgermeister-Kandidaten an.

 Im Kreis harmoniert Schwarz-Gelb. Tritt Landrat Petrauschke (r.; CDU) zur Wahl 2020 erneut an, darf er auf Unterstützung von FDP-Chef Djir-Sarai hoffen.

Im Kreis harmoniert Schwarz-Gelb. Tritt Landrat Petrauschke (r.; CDU) zur Wahl 2020 erneut an, darf er auf Unterstützung von FDP-Chef Djir-Sarai hoffen.

Foto: abu

Erfolg macht selbstbewusst. "Wir werden die politische Landschaft im Rhein-Kreis bei der Kommunalwahl auf den Kopf stellen", sagt ein strategischer Vordenker der Kreis-FDP und verknüpft mit seiner Kampfansage an die politischen Mitbewerber die Erwartung, dass "letztlich auch alle Stadt- und Gemeindeverbände" zur Kommunalwahl eigene, liberale Bürgermeister-Kandidaten aufstellen. Die FDP werde nicht noch einmal den Fehler machen, sich auf lokaler Ebene zurückzuhalten: "Die Macht vor Ort wird aus der Verwaltung heraus gesteuert." Dabei sei "die Informationspolitik die stärkste Waffe der Beigeordneten und Dezernenten". Nicht ohne Grund habe in Neuss Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) angeordnet, dass er gewünschte Gespräche zwischen den Ratsfraktionen und den Beigeordneten persönlich genehmigen muss.

Das neue Selbstbewusstsein der FDP lässt sich an Zahlen ablesen. Bei der jüngsten Bundestagswahl verbesserte sich die FDP als drittstärkste Partei kreisweit auf stolze 16,8 Prozent und lag somit lediglich noch fünf Prozentpunkte hinter der SPD (21,9 %); in Meerbusch rangieren die Liberalen (23,0 %) sogar klar vor den Sozialdemokraten (17,6 %), denen sie in Kaarst und Korschenbroich ganz dicht im Nacken sitzen. Diese Ergebnisse sind für den FDP-Kreisvorsitzenden Bijan Djir-Sarai aber nicht Endpunkt, sondern Anfang einer Entwicklung: "Wir wollen diese guten Ergebnisse vom 24. September in drei Jahren bei der Kommunalwahl vor Ort in Sitze und Verantwortung umsetzen."

Michael Fielenbach, FDP-Chef in Neuss, macht den Aufschwung seiner Partei an einer weiteren Entwicklung fest: "Uns laufen die Mitglieder regelrecht zu." Der Stadtverband nehme jetzt das 150. Mitglied auf. Als Fielenbach vor gut drei Jahren zum Vorsitzenden aufstieg, fand er 89 Namen auf der Mitgliederliste vor. Auch der Kreisverband wächst. Bis Ende des Jahres, so hatte Djir-Sarai angekündigt, werde die FDP an Rhein und Erft die 500er-Grenze geknackt haben. Die Erwartungen werden deutlich übertroffen: "Wir können jetzt sogar die 600er-Marke schaffen", sagt der Oberliberale.

Im Stadtverband Neuss werde die neue Situation beraten, sagt Michael Fielenbach: "Wir stellen strategische Überlegungen an, wie wir aus den Wahlerfolgen im Land und im Bund nun auch auf kommunaler Ebene Profit ziehen können." Einen eigenen FDP-Kandidaten zur Bürgermeisterwahl 2020 in Neuss kann er sich gut vorstellen: "Aber die Entscheidung steht am Ende der Überlegungen, nicht am Anfang." Zuletzt hatte die Neusser FDP den CDU-Bewerber Thomas Nickel unterstützt, der aber 2015 gegen Reiner Breuer (SPD) chancenlos war.

Den Neusser Bürgermeister Breuer, der auch 2020 wieder antreten will ("Ich habe so viel angestoßen. Damit werden wir in dieser Wahlperiode nicht fertig"), machen auch die mageren 22,1 Prozent seiner Partei zur Bundestagswahl nicht nervös. Die Bindung der Bürger zu einer Partei nehme ab, dafür falle die Persönlichkeit der Kandidaten stärker ins Gewicht. Er sei nun zwei Jahre im Amt, habe sich gut eingearbeitet: "Ich habe einen guten Lauf." Die Frage, ob die FDP einen eigenen Bürgermeister-Bewerber aufstellt, löst beim CDU-Chef Jörg Geerlings keine hektische Betriebsamkeit aus: "Das entscheidet allein die FDP, und wir haben es zu akzeptieren." Auch wenn die CDU in Neuss aktuell mit den Grünen verbandelt sei, empfinde er die Zusammenarbeit mit den Freien Demokraten immer als angenehm: "Das war auch in der vergangenen Ratsperiode in Neuss so." Die CDU werde jetzt ihr Verfahren und den zeitlichen Rahmen zur Kandidatenaufstellung festlegen.

Im Kreis wurde Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (61) bei den Wahlen 2009 und 2015 von der FDP unterstützt. Seine Nähe zu den Liberalen ist groß, oft spricht er auf deren Parteitagen. Sollte er auch 2020 der CDU-Bewerber für das Landratsamt sein, darf er sich beste Chancen ausrechnen, erneut auch der FDP-Favorit zu sein. Petrauschke macht keinen Hehl daraus, dass er 2020 noch einmal antreten will.

(-lue)
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