Rhein-Kreis Neuss Fünf Parteien wollen Markert als Landrat

Rhein-Kreis Neuss · Seit gestern ist es offiziell: SPD, Grüne, Linke, Piraten und die Wählergemeinschaft Die Aktive wollen Hans Christian Markert, Landtagsabgeordneter der Grünen, zu ihrem gemeinsamen Kandidaten für die Landratswahl machen.

 Rückendeckung für Hans Christian Markert (3.v.r.): SPD-Chef Klaus Krützen und Grünen-Sprecherin Agnes Groschke-Faruß, Die-Aktive-Vorsitzende Gabriele Parting (v.l.) sowie Kirsten Eikler (Piraten) und von den Linken Oliver Schulz (v.r.).

Rückendeckung für Hans Christian Markert (3.v.r.): SPD-Chef Klaus Krützen und Grünen-Sprecherin Agnes Groschke-Faruß, Die-Aktive-Vorsitzende Gabriele Parting (v.l.) sowie Kirsten Eikler (Piraten) und von den Linken Oliver Schulz (v.r.).

Foto: woi

Fünf Parteien, ein Kandidat, da werden die Plätze bei der Pressekonferenz schon einmal knapp. Die Spitzen von SPD, Grünen, Linken, Piraten und Die Aktive im Kreis präsentierten gestern mit demonstrativer Geschlossenheit ihren Gegenkandidaten zum amtierenden Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (58) von der CDU: Hans Christian Markert (46) soll bei der Wahl am 13. September für das Fünferbündnis das Kreishaus erobern. Da war das Café Diva im Foyer des Landestheaters in Neuss, Tür an Tür mit dem Kreishaus, für den ersten offiziellen Auftritt des Bündnisses mit Markert gut gewählt. Zumal der Jurist und frühere Referatsleiter im NRW-Umweltministerium mit diesem Ort Positives verbindet: Zwei Wochen vor der Landtagswahl 2010 trat er dort mit dem SPD-Kandidaten Fritz Behrens auf - und schaffte wenig später selbst den Sprung ins Landesparlament.

Geht es nach dem Fünferbündnis, soll Markert im Herbst einen weiteren Erfolg feiern können. In einer gemeinsamen Aufstellungsversammlung wollen die Parteien den Kaarster zum Kandidaten wählen. Juristen prüfen dazu noch die wahlrechtlichen Details. Die auch formal gemeinsame Aufstellung ist dem Bündnis wichtig, denn sie sichert ab, dass am 13. September unter dem Namen Markerts alle Parteien aufgelistet werden. Und das könnten sogar noch mehr werden: Christian Gaumitz, Sprecher der Grünen im Rhein-Kreis, erklärte gestern, dass mit weiteren Parteien über eine Unterstützung Markerts verhandelt werde. Das könnte auf die UWG zielen, die sich noch nicht entschieden hat. Die Zentrumspartei will, das bestätigte gestern Kreisvorsitzender Gerhard Woitzik, wie 2009 mit Rechtsanwalt Adolf Robert Pamatat aus Dormagen antreten.

Die SPD, daran ließ Kreisvorsitzender Klaus Krützen gestern keinen Zweifel, steht "aus vollem Herzen und mit Mann und Maus" hinter Markert. Krützen sprach von einem "Bündnis der Erneuerung für den Rhein-Kreis". Einzelne Kritik aus der SPD, etwa von Andreas Behncke, stellvertretender Bürgermeister in Dormagen, stehe nicht für die Stimmung in der Partei. "Wir haben jetzt die Chance, das Wahlergebnis von 2014 zu korrigieren", sagte Krützen. Nach der jüngsten Kreistagswahl hätten CDU und FDP ihre Mehrheit nur mit Hilfe eines "Überläufers" aus der AfD - Dirk Aßmuth, der jetzt parteilos bei der FDP hospitiert - retten können. Nun soll Markert die schwarz-gelbe Mehrheit knacken. Agnes Groschke-Faruß, Kreissprecherin der Grünen, hofft mit der "klaren Alternative" zu Petrauschke auch viele Nicht-Wähler zurückzuholen. Kirsten Eickler, Piraten, setzt mit Markert auf einen "zukunftsorientierten Kreis", Oliver Schulz, Linke, auf Fortschritte in der Sozialpolitik. Gabriele Parting, Die Aktive, unterstützt den Grünen, um die Interessen vom Grundwasseranstieg betroffenen Hausbesitzer zu vertreten. Markert sicherte zu, Ziele aller Parteien in sein Wahlprogramm aufzunehmen. Er will den Menschen im Rhein-Kreis eine nachhaltige Zukunftsperspektive geben bei der Ökonomie, Ökologie, Soziales sowie Demokratie und Teilhabe gleichermaßen von Bedeutung seien. Der Rhein-Kreis müsse sich stärker auf den mit dem Aus für die Braunkohle drohenden Strukturwandel einstellen. Markert will sich zum Beispiel für eine staatliche Fachhochschule im Kreis stark machen und RWE in die Pflicht nehmen, innovative Unternehmen in der Nachfolge der Braunkohlekraftwerke anzusiedeln. Innovation im Mittelstand, aber auch in der Chemieindustrie könnten die wirtschaftliche Zukunft des Kreises sichern helfen. Für Ökologie stehen Forderungen nach mehr Aufforstung im waldarmen Rhein-Kreis, eine verbesserten Kreislaufwirtschaft und die Entschlammung des Nordkanals.

Markert denkt aber auch über Maßnahmen für mehr Inklusion und eine "Beratungsstelle Demokratie und Vielfalt" nach. Diese könne einerseits Menschen helfen, ihre Anliegen in politischen Gremien zu platzieren, andererseits aber Anlaufstelle für Opfer von rechtsradikaler Gewalt sein.

(NGZ)
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