Pater Sibi: Erster Bericht über seine Arbeit in Indien 1000 Kinder in der Obhut

All meine Kinder im Kinderheim lassen Sie herzlich grüßen und wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfes. In diesem Jahr sende ich Ihnen - den Mitgliedern, Paten und Freunden des Vereins Vanaprastha Neuss - zum 15. Mal meinen Jahresbericht über die Entwicklung von Vanaprastha in Indien.

Grüße aus aller Welt: Pater Sibi und seine Arbeit in Indien
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Es ist eine große Verantwortung und Herausforderung, täglich mit den Kindern zu leben. Erschöpfung und Ermutigung sind uns nicht fremd. Doch mit viel Vertrauen auf Gottes Hilfe und stetigem Einsatz gelingt es uns, immer weiterzugehen.

Hier im Kinderheim der "Kleinen" im Alter von neun Monaten bis neun Jahren leben wir mit 38 Kindern. Die meisten gehen noch in den Kindergarten. Fast alle Kinder kommen aus sehr schwierigen Verhältnissen. Sie kennen keinen geregelten Tagesablauf und kein Familienleben. Bei uns können sie beides langsam lernen und haben es später einfacher, sich in die Gesellschaft einzufügen.

In diesem Jahr mussten wir uns verschiedenen Herausforderungen stellen. Wir leben in einem sehr trockenen Land. Immer wieder haben wir erhebliche Probleme mit dem Wasser. Obwohl auf unserem Land viele verschiedene Gemüse- und Obstsorten gut gedeihen könnten, macht der Wassermangel ein Wachstum fast unmöglich. Die extreme Trockenheit in diesem Jahr ließ auch alle unsere vier Brunnen austrocknen.

Einen Brunnen zu bohren ist ein kostspieliges Unterfangen. Seitdem viele Bauern rund um unser Land Brunnen bohren, um ihr Land zu bewässern, ist der Wasserspiegel stark gesunken. Sogar in 200 bis 300 Meter Tiefe - nach nur einer wenige Meter hohen Erdschicht gibt es nur noch Granitfelsen - finden wir kaum noch Wasser. Aber wenn man Glück hat, gibt es wirklich gutes Wasser.

Wir hatten dieses Glück, doch unglücklicherweise war die Quelle voller Kies und Lehm. Sobald die Führungsrohre für die Bohrmaschine herausgezogen wurden, rutschten Kies und Lehm nach und verstopften das Bohrloch wieder. Um dieses Problem zu beheben, mussten im unteren Teil auf circa vier Metern perforierte Eisenrohre installiert werden. Erst dann konnten wir Wasser zum täglichen Gebrauch fördern.

Doch nicht sehr lange, dann schmorte es in der Pumpe und wir mussten eine neue kaufen. In der folgenden Nacht haben Diebe alle elektrischen Kabel gestohlen. Das bedeutet, alles musste mit großem Aufwand wieder neu installiert werden.

Nach der Regenzeit füllen sich die Brunnen meistens wieder mit Wasser. Dann kam endlich Regen, trotzdem haben die vier ausgetrockneten Brunnen kaum Wasser gegeben. Um das Wasser aus allen Brunnen zu sammeln, sind wir dabei, einen großen unterirdischen Wassertank zu bauen. Dadurch steht uns bei großer Trockenheit hoffentlich mehr Wasser für den täglichen Bedarf zur Verfügung.

Alle unsere Pumpen werden über eigenen Solarstrom betrieben, denn immer noch gibt es täglich nur für einige Stunden Strom. Manchmal fällt der Strom über mehrere Tage ganz aus. Auch ist es unmöglich, über Batterien das Wasser aus 260 Meter Tiefe herauf zu pumpen.

Wir achten sehr darauf, sparsam mit dem kostbaren Wasser umzugehen und mahnen auch immer wieder die Kinder, kein Wasser zu verschwenden. Für die Wartung und die immer wieder anfallenden Reparaturen der Brunnen müssen wir viel Zeit und Geld investieren.

Unsere größeren Kinder und Jugendlichen haben durch ihre bessere Schulbildung erhebliche Probleme in der Gesellschaft. Die meisten Erwachsenen, besonders in den Dörfern, leben immer noch konservativ nach den alten Traditionen und gestehen ihren Kindern keine Freiheiten zu. Ständig gibt es heftige Auseinandersetzungen zwischen Alt und Jung, und nicht selten müssen wir versuchen, schlichtend einzugreifen.

Ein anderes Problem betrifft die größeren Mädchen. Sobald sie erwachsen werden, melden sich die Verwandten, die wir vorher kaum oder nie bei uns gesehen haben, um sie zu Feiertagen oder Ferien in ihre Dörfer zu holen. Der Hintergrund ist jedoch, dass sie die Mädchen schnell verheiraten wollen, denn dann sind sie aus jeder Verantwortung entlassen.

Nicht selten werden bereits 14-jährige Mädchen verheiratet, manchmal mit wesentlich älteren Männern, die eine billige Arbeitskraft brauchen.

(RP)
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