Indiana Jones hatte ihn schon in der Hand Hesemann: Ich habe den Gral entdeckt

Indiana Jones hatte ihn schon in der Hand · Den Heiligen Gral soll Jesus beim Letzten Abendmahl benutzt haben. Der Neusser Autor und Historiker Michael Hesemann glaubt, den Gral jetzt nach jahrelangen Forschungen in Spanien gefunden zu haben. In Valencia wurde er nun auch zum Gralsritter geweiht. Damit gehört er einer Gemeinschaft von insgesamt 160 Gralsrittern an, unter ihnen ist der spanische König Juan Carlos.

Indiana Jones hatte ihn schon in der Hand, so mancher Thriller- und Fantasy-Autor schilderte die Jagd nach ihm und kaum jemand glaubt, dass es ihn tatsächlich gibt: der Heilige Gral, jenes Trinkgefäß, das Jesus beim letzten Abendmahl benutzt haben soll. Dieses Gefäß gab für Legenden Anlass und nicht wenige verloren auf der Suche danach ihr Leben. Weitere beliebte Gegenstände, von denen Menschen glaubten, die verschafften ihnen ewiges Leben, ist die Lanze, mit der ein Soldat den am Kreuz hängenden Jesus in die Seite stach oder das Grabtuch von Turin, dessen Herkunft wissenschaftlich strittig ist. Das alles ist eher eine Glaubenssache als eine historische Wahrheit. Doch wenn es um den Heiligen Gral geht, ist das für den Neusser Michael Hesemann keine Glaubenssache mehr.

"Um es kurz zu machen: Ich habe den Heiligen Gral entdeckt", berichtet der 38-jährige Historiker und Schriftsteller Michael Hesemann. Jahrelang hatte er - ebenso wie viele andere vor ihm - nach dem Gral geforscht. Jetzt glaubt er ihn gefunden zu haben. Die Ergebnisse der Forschungen und den Fund hat Hesemann jetzt in einem im Münchener Pattloch Verlag erschienenen Buch beschrieben mit dem Titel: "Die Entdeckung des Heiligen Grals". In alten spanischen Klosterakten aus dem Jahre 1134 fand Hesemann die erste Spur des mystischen Gefäßes. Sie berichteten von der Reliquie des Abendmahlskelches, einem kostbaren Achatbecher, der vom Heiligen Petrus nach Rom gebracht wurde. Während einer Christenverfolgung im dritten Jahrhundert soll ihn der aus Spanien stammende Diakon Laurentius in seine Heimat geschickt haben.

Selbst unter grausamster Folter auf einem eisernen Grill verriet er sein Versteck nicht. Als im 8. Jahrhundert die moslemischen Mauren Spanien eroberten, versteckten die Christen das kostbare Gefäß zuerst in einer unzugänglichen Höhle, schließlich in der Klosterburg von San Juan de la Pena im Pyrenäenvorland. Als Hesemann das befestigte Kloster inspizierte, entdeckte er , dass das Kloster am Hange des "Mons Salvatoris" in allen Details der Gralsburg "Monzalvasche" glich, wie sie im Gralsepos "Parzival" des Deutschen Wolfram von Eschenbach (um 1205) beschrieben wurde. In der Klosterchronik heißt es, dass die Reliquie seit dem achten Jahrhundert von einem Ritterorden gehütet wird.

König Alfonso I. von Aragon (1104-34), in der okzitanischen Landessprache "Anforts" genannt, machte es zum Symbol für den Widerstand gegen die Mauren; im "Parzival" heißt der Gralskönig "Anfortas". An seiner Seite kämpfte ein junger französischer Ritter, Rotrou Perche de Val - der historische Parzival, wie Hesemann glaubt. Auch das mysteriöse Wort "Gral" macht nur im Altspanischen Sinn - da steht es ganz allgemein für ein "mörserförmiges Trinkgefäß". Im Jahre 1437 wurde der Gral nach Valencia gebracht, wo er sich noch heute in einer eigenen Kapelle der Kathedrale befindet. Nach Ansicht von Kunsthistorikern handelt es sich um ein hellenistisches Trinkgefäß, hergestellt in Syrien, aus dem vierten bis ersten Jahrhundert vor Christus.

Bei den Juden waren Steingefäße für das Passahmahl beliebt, denn sie galten als besonders "kosher", als kultisch rein. Er könnte der reichen Ordensgemeinschaft der Essener gehört haben, in deren Gästehaus auf dem Zionsberg nach alter Tradition das Letzte Abendmahl stattfand. Als Hesemann das Gefäß inspizierte, fiel ihm eine altarabische Inschrift auf, die "Al-labsit as-sillis" ("der Barmherzige") gelesen werden kann. Wolfram von Eschenbach erwähnt eine Inschrift auf dem Gral, zitiert sie als "lapsit exillis". Hesemann: "Diese Übereinstimmung nahm mir den letzten Zweifel, tatsächlich den historischen Gral gefunden zu haben."

Hesemanns Arbeit über christliche Reliquien fanden Anerkennung in höchsten Kreisen des Vatikans. Mehrere Male wurde er von Papst Johannes Paul II. in Audienz empfangen, Kardinal Ratzinger und Papst-Sekretär Erzbischof Dziwisz sprachen ihm "tiefen Dank und Anerkennung" für seine "opfervolle wissenschaftliche Forschungsarbeit" aus. Im spanischen Fernsehen feierte man ihn bereits als Wiederentdecker des Grals. In Valencia wurde er in die Gemeinschaft der 160 Gralsritter aufgenommen, der auch der spanische König Juan Carlos I. angehört.

(NGZ)
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