Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung Hörspielpreis geht in die Schweiz

Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung · Von Margrit Himmel-Lehnhoff Die Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung der Sparkasse Neuss hat am Freitag ihren zehnten Hörspielpreis verliehen. Erneut geht die Auszeichnung in die Schweiz. Diesmal an Max Huwyler. Der Schweizer Autor Max Huwyler (2.v.l.) erhielt am Freitag in Zons den Hörspielpreis 2004. Es gratulierten (v.l.): Vize-Landrat Hans-Joachim Bohra, Regisseur Gerri Dillier, Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke und Dr. Volker Gärtner, Vorstand der Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung. NGZ-Foto: H. Jazyk

Von Margrit Himmel-Lehnhoff Die Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung der Sparkasse Neuss hat am Freitag ihren zehnten Hörspielpreis verliehen. Erneut geht die Auszeichnung in die Schweiz. Diesmal an Max Huwyler. Der Schweizer Autor Max Huwyler (2.v.l.) erhielt am Freitag in Zons den Hörspielpreis 2004. Es gratulierten (v.l.): Vize-Landrat Hans-Joachim Bohra, Regisseur Gerri Dillier, Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke und Dr. Volker Gärtner, Vorstand der Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung. NGZ-Foto: H. Jazyk

Kaiserwetter in Zons. Volles Haus in der Feste, wo am Freitag die zehnte Hörspielpreisverleihung der Stiftung Kulturpflege und Kulturförderung der Sparkasse Neuss von Vorstandsmitglied Dr. Volker Gärtner verliehen wurde.

Achim Thyssen, Leiter des Internationalen Mundartarchivs (IMA) und sein Kollege Hans-Peter Beyenburg hatten drei Tage zuvor mit Redakteuren, Regisseuren und Autoren von Hörspielabteilungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz die nur fünf eingereichten Stücke diskutiert, geprüft, um letztendlich den Schweizer Autor Max Huwyler für "D'Bremer Stadtmusikante und d' Geschicht vom föifte Bremer" (Radio DSR) auszuzeichnen.

Damit geht der hoch geschätzte Preis zum dritten Mal in die Schweiz. Wie kommt's? Achim Thyssen erklärte den Rückgang des mundartlichen Hörspiels mit einer ironisch-launigen, doch "düsteren Zukunftsvision, die in das Jahr 3004 führt." Er zitierte einen erfundenen Zeitungsbericht von 3004: "Wonach ein Stab von Sprachgeologen der Psychobiologischen Meeresfakultät der Gesamtuniversität Ozeaniens im ehemaligen Gebiet des historischen Rhein-Kreises Neuss eine Grabungsstätte erschlossen hat.

In einer Carbontruhe entdecken die Forscher zwei skelletierte Humanoiden mit den Identitätszeichen Thyssen und Beyenburg, aber das Kürzel IMA-Mundartarchiv fehlt in der großen Maritim-Kartei-Eurasiens. Die Bedeutung der rekonstruierten Sprachsequenzen der Datenträger etwa wie ,Et kütt wie et kütt' oder ,Unterwasser - überzwerch' (Titel preisgekrönter Hörspiele) waren semantisch nicht zuzuordnen, denn im Jahre 2024 war dieses Gen abgeschaltet worden."

Hans-Joachim Bohra, stellvertretender Landrat des Rhein-Kreises Neuss, sieht den Rückgang und damit die Wichtigkeit der Kulturförderung schon ernster und beklagte, "dass Mundart viel zu wenig gepflegt wird". Auch Kreisdirektor Hans-Jürgen Petrauschke meinte: "Mundart und Hörspiel gehören zusammen" - sie würden aber vom WDR vergessen weden. Trotz der Tatsache, dass das Millowitsch- und das Hännesche-Theater übervoll seien, trotz rheinischer Karnevalskultur, BAP und "De Höhner".

Das mit 2.500 Euro prämierte Stück des Schweizers Max Huwyler erzählt die Geschichte von den vier "ausgemusterten" Tieren Esel, Hund, Katze und Hahn, die als Stadtmusikanten nach Bremen gehen. Plötzlich gesellt sich ein fremdes Tier, eine Giraffe, hinzu - auch vom Zirkus auf die Straße gesetzt. Es kommt zu einem Gerangel, denn plötzlich ist der Hahn nicht mehr ganz oben, sondern die fremdartige Giraffe mit ihrem langen Hals, die einfach alle in den Schatten stellt.

Alle streiten sich plötzlich wie die Kesselflicker. Geri Dillier, der Schweizer Regisseur, hat die Stimmen mit bekannten Schweizer Schauspielern besetzt, deren Stimmen uralt und gebrochen sind. Er wie auch sein Autor, der weißhaarige Max Huwyler, haben ein Stück inszeniert, das die Zuhörer tief betroffen macht, geht es doch um Ausgrenzung, wegwerfen, Fremdes diskriminieren. In der Schweiz hat die "Sehnsuchtsgeschichte" den Jugendpreis bekommen.

Dillier meinte im Gespräch gegenüber der NGZ: "Es ist großartig, dass beide Generationen den tiefen Sinn sofort verstehen, sie leiden gleichermaßen." Musikalisch umrahmt wurde diese zehnte Hörspielpreisverleihung von dem Jazz-Duo Gerd Strasdas (Klavier) und Hans-Peter Faßbender (Gitarre). Sie intonierten nach den Wünschen von Thyssen und Beyenburg sehnsuchtsvolle Melodien von Pink Floyd.

Jury-Vorsitzender Dr. Christian Hörburger fügte dem Zungenbrecher "In Ulm und um Ulm herum" zwei Zeilen in schwäbischer Mundart hinzu: "Der Donau naa, Dormagen naa. Und Zons zum Schluss: Abschiedskuss." Die vielen Besucher konnten sich nach dieser hervorragenden Präsentation von Hörspiel- und Musikkunst kaum trennen, so waren sie ins Grübeln und Träumen geraten.

(NGZ)
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