Rhein-Kreis Neuss IHK: Wirtschaftspolitik verunsichert Unternehmen

Rhein-Kreis Neuss · Die Kammern im Rheinland haben eine Umfrage bei 3000 Firmen ausgewertet. Unter anderem machen auch Grenzschließungen Sorgen.

Trotz einer aktuell überdurchschnittlich guten Geschäftslage blicken die Unternehmen in der Region mit Sorge in die Zukunft. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der sieben rheinischen Industrie- und Handelskammern bei 3000 Betrieben mit rund 270.000 Beschäftigten. Die zusammengeführten Ergebnisse der Regionen Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln, Mittlerer Niederrhein, Duisburg/Niederrhein und Wuppertal-Solingen-Remscheid wurden jetzt vorgestellt.

"Hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in diesem Jahr sind die Unternehmen zuversichtlich", sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. "Allerdings liegen die Erwartungen der exportorientierten Unternehmen trotz einer leichten Stimmungsaufhellung noch unter dem langjährigen Durchschnitt, was vor allem an der anhaltenden Flaute in den Schwellenländern liegt." Insgesamt, so Steinmetz, seien die Unternehmen im Rheinland zunehmend durch die aktuelle Wirtschaftspolitik verunsichert. Als Risiken nennt der IHK-Hauptgeschäftsführer zunehmende Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt, das Mindestlohngesetz, die Rente mit 63 sowie die Unsicherheiten über die Erbschaftssteuer.

Rund 41 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Lage als gut, 48 Prozent als befriedigend und elf Prozent als schlecht. Der Geschäftslageindex, der die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen darstellt, ist damit seit Herbst 2015 mit aktuell 30 Punkten fast gleich geblieben. Er liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 21,5 Punkten. Gründe für die gute Lage sind die stabile Binnenkonjunktur, ein Plus an Kaufkraft durch steigende Löhne, ein stabiler Arbeitsmarkt sowie niedrige Zinsen.

Die Geschäftsentwicklung im weiteren Jahresverlauf sehen 27 Prozent der Unternehmen positiv, 14 Prozent sind pessimistisch. Im Vergleich zur Herbstumfrage bedeutet dies einen unveränderten Konjunkturklimaindex von 121 Punkten. Mit dieser positiven Stimmung ist auch die Bereitschaft zu Investitionen weiterhin gegeben. Die Beschäftigungspläne bleiben auf einem insgesamt stabilen Niveau: 22 Prozent der Betriebe planen Neueinstellungen.

In der Industrie ist für 40 Prozent der Unternehmen die Auslandsnachfrage ein Risiko, in der Gesamtbetrachtung sehen dieses Risiko nur 22 Prozent der Betriebe. Exportorientierte Branchen wie die Elektroindustrie, die chemische Industrie, die Metallindustrie sowie der Maschinen- und Fahrzeugbau stellen die Auslandsnachfrage an die erste Stelle der Risiken für die nächsten Monate. Die gedämpfte Wachstumsdynamik in den Schwellenländern, zunehmende geopolitische Krisen und die Unsicherheit über die Entwicklung in der Europäischen Union sind die Gründe hierfür. Auch wenn die Ausfuhren deutscher Unternehmen in die Eurozone und sonstigen EU-Länder gegen Ende 2015 gestiegen sind, bleiben erhebliche Unsicherheiten.

Die Diskussion um "Brexit", die Schuldenkrise und die Grenzschließungen im Schengen-Raum bereiten ebenso Sorge wie die drohende Rezessions-Gefahr in China und die unsichere Lage der ölexportierenden Länder.

(NGZ)
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