Rhein-Kreis Neuss Immer mehr Übergewichtige im Kreis

Rhein-Kreis Neuss · Die Zahl der Menschen mit zu vielen Pfunden steigt im Rhein-Kreis seit Jahren. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen ist zu dick - ein "Spitzenwert" in NRW. Kreis und Wirtschaft setzen auf Programme, auch für Kinder. Es gibt erste Erfolge.

 Im Rhein-Kreis nimmt die Zahl der übergewichtigen Menschen zu. Das geht aus einer neuen Untersuchung der Krankenkasse IKK Classic hervor.

Im Rhein-Kreis nimmt die Zahl der übergewichtigen Menschen zu. Das geht aus einer neuen Untersuchung der Krankenkasse IKK Classic hervor.

Foto: dpa

Die Statistiken sind erschreckend - und die Experten schlagen Alarm. Im Rhein-Kreis Neuss nimmt die Zahl der übergewichtigen Menschen immer weiter zu. Das geht aus einer neuen Untersuchung der Krankenkasse IKK Classic hervor, die jetzt vorgestellt wurde.

Demnach vergrößerte sich der Anteil der Frauen und Männer mit Gewichtsproblemen in den zurückliegenden Jahren noch einmal stark. Galten 2005 "lediglich" 49,2 Prozent der Erwachsenen über 18 Jahren als übergewichtig, waren es im vergangenen Jahr bereits 54 Prozent. Damit liegt der Rhein-Kreis deutlich über dem NRW-Schnitt von 52,8 Prozent.

Besonders betroffen sind Männer. Bei ihnen leiden fast zwei Drittel unter zu vielen Pfunden. Zum Vergleich: Frauen im Rhein-Kreis sind nur zu knapp 43 Prozent übergewichtig.

Zahlen, die auch den Verantwortlichen im Kreis Sorgen bereiten. "Das ist ein Problem, bei dem es seit Jahren keine Besserung gibt", sagte jetzt Gesundheitsdezernent Karsten Mankowsky unserer Zeitung. Dabei sind die Folgen oft gravierend. "Nach Rauchen und Alkohol ist hohes Gewicht die dritthäufigste Todesursache", betonte Dezernent Mankowsky.

Die Gründe für zu viele Pfunde sind hinlänglich bekannt. "Weniger körperliche Arbeit und eine wachsende Motorisierung" seien für die Zunahme verantwortlich", heißt es bei der IKK Classic. Gleichwohl fällt es schwer, das Übergewicht zu bekämpfen. Denn Erwachsene sind erfahrungsgemäß mit speziellen Programmen, etwa zu gesunder Ernährung sowie Sport, nur schwer zu erreichen.

Deshalb setzt der Kreis verstärkt auf Aufklärung schon bei den Jüngsten - sowie auf Kooperation. Seit dem Sommer läuft zum Beispiel im Neusser Stadtteil Weckhoven das Projekt "Aufgeweckt". Zusammen mit neun Krankenkassen spricht die Verwaltung gezielt Eltern und Erzieher in Kitas an, um auf Gewichtsprobleme bei Kindern aufmerksam zu machen.

Dieses Programm sowie weitere bereits seit Jahren unternommene Anstrengungen wie ein freiwilliges "Screening" aller Vierjährigen zeigen inzwischen erste Erfolge. "Der Trend des vermehrten Übergewichts bei Kindern konnte auf diese Weise wenigstens gestoppt werden", zog der Gesundheitsdezernent eine erste Bilanz.

Dabei nutzen die Verantwortlichen im Rhein-Kreis aber nicht nur Therapien und die Arbeit von Sozialarbeitern, sondern überdies die Autorität und das soziale Ansehen von Medizinern. So schafften es Ärzte bei Kita-Elternabenden durchaus, den Erziehungsberechtigten ins Gewissen zu reden, berichtete Karsten Mankowsky aus dem Alltag.

Die Hoffnung ist, dass die Gesundheitsprophylaxe bei den Kleinen auf lange Sicht das Verhalten der Erwachsenen beeinflusst. Flankiert werden die frühkindlichen Programme dementsprechend von weiteren Maßnahmen - auch auf anderen Ebenen.

"Der Bund hat die Wichtigkeit des Themas ebenfalls erkannt", sagte der Dezernent. Er glaubt, dass das in der Beratung befindliche neue Präventionsgesetz Fortschritte bringt. Darin sei beispielsweise eine Stärkung der betrieblichen Gesundheitsförderung vorgesehen, so Mankowsky.

Ein Punkt, den auch immer mehr Unternehmen in den Fokus nehmen. "Immerhin verursacht Übergewicht Krankheiten", sagte jetzt Gregor Werkle, der für Gesundheitsthemen zuständige Referent der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein.

Bei der IHK ist Werkle für den Arbeitskreis "Gesundheitsregion Niederrhein" verantwortlich. Ein Netzwerk, das sich unter anderem ein besseres betriebliches Gesundheitsmanagement zum Ziel gesetzt hat. So gibt es zum Beispiel das Projekt "Fittes Gewerbegebiet". Gregor Werkle: "In diesem Rahmen bringen wir Firmen mit den Anbietern aus dem Gesundheitsbereich zusammen."

(NGZ)
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