Rhein-Kreis Neuss Investitionen: Rhein-Kreis treibt Region an

Rhein-Kreis Neuss · Eine neue Studie von IHK und Creditreform zeigt: Trotz guter Konjunkturlage investieren Unternehmen am Mittleren Niederrhein wenig in ihre Standorte. Der Kreis Neuss bildet eine Ausnahme. Das Potenzial ist jedoch nicht ausgeschöpft.

 Besonders investitionsfreudig ist der Studie zufolge die chemische Industrie, die gerade in Dormagen stark ist. Die Unternehmen bekennen sich mit neuen Investitionen zu ihrem Standort.

Besonders investitionsfreudig ist der Studie zufolge die chemische Industrie, die gerade in Dormagen stark ist. Die Unternehmen bekennen sich mit neuen Investitionen zu ihrem Standort.

Foto: kandzorra, covestro (archiv)

Der Kern der neuen Studie von Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und Creditreform ist ein alarmierendes Ergebnis: Die Betriebe aller Branchen würden mehr investieren, wenn die Standortbedingungen günstiger wären. Das sagen gut 27 Prozent aller 500 Unternehmen, die die IHK am Niederrhein befragt hat. Dieses Ergebnis gilt auch für den Rhein-Kreis Neuss - obwohl dieser im Kammerbezirk als "Investitionslokomotive" gilt und in der Studie noch am besten abschneidet. Die Ausarbeitung trägt den Titel "Investitionslücke am Mittleren Niederrhein" und zeigt deutlich, dass viele Unternehmen in der Region trotz der guten Konjunkturlage ein sehr verhaltenes Investitionsverhalten an den Tag legen. IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz bringt es auf den Punkt: "Die Investitionsbereitschaft ist in vielen Regionen erlahmt." Er stellte die Ergebnisse der umfangreichen Studie jetzt gemeinsam mit IHK-Referent Gregor Werkle, dem Creditreform-Vize Rupert Lienau und dem Creditreform-Berater Chris Proios in Krefeld vor.

 Stellten jetzt die Ergebnisse vor (v.l.): Rupert Lienau und Chris Proios (stehend) von der Creditreform mit Jürgen Steinmetz und Gregor Werkle von der IHK.

Stellten jetzt die Ergebnisse vor (v.l.): Rupert Lienau und Chris Proios (stehend) von der Creditreform mit Jürgen Steinmetz und Gregor Werkle von der IHK.

Foto: Kandzorra Christian

Im Gegensatz zu den Städten Krefeld, Mönchengladbach und dem Kreis Viersen (alle zählen zum IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein) haben sich die Bruttoanlageninvestitionen im Rhein-Kreis Neuss nach der Wirtschaftskrise 2008 dynamisch entwickelt. Das bedeutet: Die Unternehmen im Rhein-Kreis haben in den vergangenen Jahren viel Geld unter anderem in neue Produktionsanlagen und Maschinen gesteckt. "Insbesondere die chemische Industrie und die Metallerzeugung sind von den industriellen Branchen die investitionsfreudigsten", sagt IHK-Referent Gregor Werkle. Diese beiden Branchen seien für mehr als 60 Prozent der Bruttoanlageninvestitionen 2015 im verarbeitenden Gewerbe verantwortlich. Werkle machte auch deutlich: Nach Zahlen des Landesbetriebes IT.NRW sind die Investitionen der Industrie in den vergangenen 15 Jahren zurückgegangen. "Das Niveau aus dem Jahr 2007 konnte nach der Wirtschaftskrise nicht mehr erreicht werden" - mit Ausnahme des Kreises Neuss, der deutlich über dem NRW-Schnitt liegt.

Wie Creditreform-Vizepräsident Rupert Lienau erklärt, sind die Finanzen kein Investitionshemmnis: "Die Zahlungsmoral ist so gut wie schon lange nicht mehr, und auch die Zahl der Unternehmensinsolvenzen geht zurück." Außerdem seien die Zinsen derzeit äußerst günstig. Die Ursachen für die geringe Investitionsbereitschaft sehen IHK und Wirtschaftsauskunftei, die für die Analyse auf tausende Bilanzzahlen zurückgriff, in anderen Faktoren. "Ein großes Investitionshemmnis für Unternehmen sind die hohen Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuern in den Kommunen", betont Jürgen Steinmetz. Die Hälfte aller befragten Firmen hat das als Hemmnis genannt. Viele bemängelten zudem ein nicht unternehmerfreundliches Klima in Politik und Bevölkerung. Diese Hemmnisse sorgten in der Vergangenheit auch dafür, dass sich Betriebe an anderen Standorten angesiedelt haben. Nach Ansicht von Jürgen Steinmetz sollten Haushalte der Städte und Gemeinden über deren Ausgaben und nicht über die Erhöhung der Steuersätze konsolidiert werden. Zudem fordert er mehr Engagement gegen den Fachkräftemangel.

(cka)
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