Rhein-Kreis Neuss Kirche protestiert gegen Atomkraftwerke

Rhein-Kreis Neuss · In einer gemeinsamen Stellungnahme richten sich die christlichen Kirchen aus Mönchengladbach und der Region unter anderem an die belgischen Behörden. Die Kirchen fordern die Abschaltung der Atomkraftwerke Tihange und Doel.

 Sie sind gegen Atomkraft: Der Superintendent Dietrich Denker (l.) und der Regionaldekan Ulrich Clancett.

Sie sind gegen Atomkraft: Der Superintendent Dietrich Denker (l.) und der Regionaldekan Ulrich Clancett.

Foto: angr

Die christlichen Kirchen in Mönchengladbach und der Region fordern die sofortige Stilllegung der umstrittenen belgischen Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3. Die beiden maroden Kraftwerke in der Nähe zur deutschen Grenze sind trotz tausender festgestellter Risse seit Dezember 2015 wieder am Netz.

Damit bestehe "die große Gefahr, dass Menschen zu Schaden kommen und eine ganze Region für lange Zeit durch radioaktive Strahlung geschädigt oder gar unbewohnbar wird", heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme des evangelischen Kirchenkreises Gladbachs-Neuss, der katholischen Region Mönchengladbach und des Arbeitskreises christlicher Kirchen.

Das Papier ist an die belgischen Behörden, an das Bundesumweltministerium und an die Umweltministerin von NRW und Niedersachsen adressiert, außerdem an Abgeordnete und weitere Entscheidungsträger. Darin heißt es unter anderem: "Wir fordern die dauerhafte Abschaltung nicht nur dieser Blöcke, sondern der kompletten Atomkraftwerke Tihange und Doel. Wir appellieren an die belgische Regierung, die Betriebsgenehmigung für diese Atomkraftwerke unverzüglich zurückzunehmen und den Ausstieg aus der Atomenergie zu beschleunigen."

Der Ärger der Christen aller Konfessionen in der Region richtet sich aber nicht nur gegen die Betriebsgenehmigung der belgischen Regierung, sondern auch gegen die deutschen Behörden. Brennelemente aus dem Areva-Werk in Lingen würden zu den Kraftwerkern geliefert - mit den entsprechenden Genehmigungen. Auch aus der Urananreicherungsanlage Gronau gelangt angereicherter Brennstoff über Umwege in die grenznahen belgischen und französischen Atomkraftwerke. "Es ist schon eine besondere Bigotterie, gegen nicht betriebssichere Atomkraftwerke zu sein und trotzdem damit Geld zu verdienen", sagt Regionaldekan Ulrich Clancett.

"Wir als Kirchen haben ein vitales Interesse daran, auf unsere Schöpfung zu achten. Wir möchten nicht, dass wir uns dieser Gefahr aussetzen", sagt Clancett. Und Dietrich Denker, Superintendent des Kirchenkreises Gladbach-Neuss, betont: "Wenn man Atomkraft nutzt, dann muss man alles Menschenmögliche dafür tun, dass die Kraftwerke sicher sind. Aber in Tihange und Doel fährt man ganz bewusst ein Risiko. Die Gefahr ist völlig unangemessen."

Die Kirchen wollen mit ihrer Stellungnahme auch konstruktive Bemühungen unterstützen, mit denen die deutsche Diplomatie Einfluss auf die belgischen Meiler gewinnen möchte.

Zuletzt hatte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ein Abkommen mit Belgien unterzeichnet, um Einblick in die Kraftwerke zu nehmen und Hilfe anzubieten. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Superintendent Denker.

(NGZ)
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