Rhein-Kreis Neuss Kooperation hilft bei Berufsorientierung

Neuss · Um ihren Schülern Einblick in die Elektrotechnik zu ermöglichen, arbeitet die Neusser Realschule Holzheim mit dem Berufskolleg für Technik und Informatik im Hammfeld zusammen. Noch sind solche Kooperationen eher die Ausnahme.

 BTI-Schüler Manuel Esser (2. v. li.) leitet gemeinsam mit Lukas Wannemacher (re.) die Technik-AG an der Realschule Holzheim. Mit dabei sind die Siebtklässler Pascale und Luca.

BTI-Schüler Manuel Esser (2. v. li.) leitet gemeinsam mit Lukas Wannemacher (re.) die Technik-AG an der Realschule Holzheim. Mit dabei sind die Siebtklässler Pascale und Luca.

Foto: andreas woitschützke

Der 13-jährige Pascale arbeitet konzentriert mit dem Lötkolben an einer kleinen grünen Plastikscheibe. Vorsichtig lötet der Siebtklässler die Drähte von kleinen LED-Lichtern auf die Platte. "Das wird ein Roulette", erklärt der Realschüler. "Die Lichter werden im Kreis angeordnet, und ein Zufallsgenerator bestimmt die Gewinnzahl", erzählt er, bevor er sich nach einem Blick auf die Anleitung direkt wieder in seine Aufgabe vertieft.

Die Schüler, die wie Pascale an der Realschule Holzheim Mitglied in der Technik-AG sind, gehören zu einem Projekt, das Berufsorientierung der Kinder schulübergreifend fördert. Denn die Realschule kooperiert dafür mit dem Berufskolleg für Technik und Informatik im Hammfeld (BTI). Was sich so einfach anhört, ist im Schulalltag oft nur schwer zu realisieren, weil Stundenpläne nicht kompatibel sind oder Ansprechpartner fehlen.

"Deswegen bin ich froh, dass ich hier auf offene Ohren gestoßen bin", sagt René Stadtfelder. Der 51-Jährige ist am BTI Abteilungsleiter der Fachoberschule für Technik. Er hatte die Idee für das Projekt, mit dem er bei den Holzheimer Kindern das Interesse an Elektrotechnik wecken möchte. Und nicht nur das: Auch die Schüler des BTI können bei der Technik-AG mitmachen und sich als Betreuer für die Jugendlichen engagieren.

So wie Manuel Esser und Lukas Wannemacher. Die beiden 18-Jährigen leiten die wöchentliche AG, sind Ansprechpartner für die jungen Teilnehmer und überlegen sich, welche technischen Bausätze gelötet werden sollen. Ihr Einsatz wird vom BTI honoriert: Wenn sie nach dem Fachabitur Elektrotechnik studieren möchten, wird ihnen die Zeit an der Realschule als Praktikum angerechnet. "Wir können dann ohne Unterbrechung sofort ins Studium starten", sagt Lukas Wannemacher. Dafür verlangt ihr Lehrer René Stadtfelder allerdings eine hohe Verlässlichkeit. "Ich spreche die Jugendlichen gezielt an und kann auch ganz gut einschätzen, wer das durchhält", sagt der Lehrer. Schließlich sollen die Realschüler in ihrer AG feste Ansprechpartner haben.

Von dem Angebot profitieren darüber hinaus nicht nur die Schüler, sondern auch die Schulen selbst: die Realschule, weil sie ihr Angebot für die Berufsorientierung erweitert, und das BTI, weil es sich bekannt machen kann. "Schließlich sind das hier alles potenzielle BTI-Schüler", sagt René Stadtfelder mit einem Blick auf die Realschüler, die an ihren grünen Roulette-Tafeln arbeiten. Mit dabei sind auch viele Mädchen. Zwar kann sich nicht jede vorstellen, nach dem Abschluss einen technischen Beruf zu ergreifen, aber das genaue Arbeiten macht allen Spaß. Die 15-jährige Dilara ist bei ihren Überlegungen schon ziemlich weit: Wirtschaftsingenieurwesen kann sie sich vorstellen, oder Automatisierungstechnik. "Physik, Mathe und Technik sind meine Lieblingsfächer", erzählt die Neuntklässlerin. Ihr erklärtes Ziel: nach dem Realschulabschluss das Abitur machen und studieren.

Schulleiter Wolfgang Spangenberger hört das gerne — "schließlich ist die Elektrotechnik ein Bereich, in dem Fachkräfte dringend gesucht werden", sagt er. Gleichzeitig sei es im Rahmen der regulären Berufsorientierung nicht immer möglich, sich auszuprobieren und handwerklich tätig zu sein. "Aber genau das brauchen die Schüler, um nach der Schule die richtige Berufsentscheidung treffen zu können", meint der Schulleiter.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort