Rhein-Kreis Neuss Kreis: Ohne sichere Energie geht's nicht

Rhein-Kreis Neuss · Ein vorzeitiger Verzicht auf Strom aus Braunkohle kommt für den Kreis nicht in Frage, zu groß sei die Gefahr für die Arbeitsplätze in der Region. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke will beim Thema Energie 2015 einen Schwerpunkt setzen.

Neben der Energieindustrie mit Tagebau und Kraftwerken sieht die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises auch die Aluminiumproduktion und die großen Chemiewerke bedroht, sollte der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung schneller kommen als geplant. "Klimaschutz ist wichtig, aber wir müssen unser Vorgehen genau planen", sagte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gestern bei der Präsentation des Jahresberichts der Kreiswirtschaftsförderung.

Situationen wie jüngst in Essen, als ein Aluminiumwerk kurzzeitig abgeschaltet worden sei, um die Stromversorgung im Ruhrgebiet nicht zu gefährden, zeigten, wie wichtig sichere und dauerhaft verfügbare Energie sei. "Und dabei dürfen wird nicht von Gaslieferungen durch Herrn Putin oder anderen unberechenbaren Quellen abhängen", sagte Petrauschke, der das Thema im Kreistag noch einmal aufrufen und auf ein Signal an Bund, Land und Unternehmen drängen will. Im März fährt eine Delegation des Kreises zu Gesprächen über die Energiepolitik mit Vertretern der EU-Kommission und anderer europäischen Einrichtungen nach Brüssel. Der Aluminium-Konzern Hydro, das Chemie-Unternehmen Currenta und RWE sind dabei mit im Boot.

Eine Lösung für die Energieversorgung vorausgesetzt, so Petrauschke, habe der Rhein-Kreis alle Chancen, seine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Das zeige etwa das im vergangenen Jahr erreichte Allzeithoch von fast 135 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis. Mit einer Reihe von Schwerpunktaktivitäten will der Kreis dafür sorgen, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt: Schnelles Internet Beim nächsten Gipfeltreffen der Oberbürgermeister und Landräte der Metropolregion Rheinland will Petrauschke darauf drängen, dass der Breitbandausbau für schnelleres Internet nicht nur in den Großstädten, sondern auch auf dem Land voran kommt: "Gelingt das nicht,verspielen wir unseren guten Ruf als Wirtschaftsstandort." Verkehrsinfrastruktur Marode Straßen drohen, so Petrauschke, auch für die Wirtschaft im Rhein-Kreis zur Belastung zu werden: "Wir sind ein Logistikstandort, da versteht sich von selbst, dass die Anbindungen stimmen müssen." Wenn zum Beispiel im Chempark in Dormagen wegen der Schäden an der Autobahnbrücke bei Leverkusen der Austausch mit den Werken auf der anderen Rheinseite nicht mehr funktioniere, könne das langfristig Investitionsentscheidungen von Unternehmen negativ beeinflussen. Auch dieses Thema will Petrauschke beim Metropol-Gipfel ansprechen: "Neue Autobahnen können wir als Kommunen zwar nicht finanzieren, aber wir können gemeinsam bei Bund und Land Druck machen." Tourismusförderung Im vergangenen Jahr wurden 987 000 Übernachtungen im Rhein-Kreis gezählt, Tendenz steigend. Viele Gäste kommen wegen Messen und Tagungen in der Region, aber auch die Zahl der Touristen steigt. "Für fast einer Million Übernachtungen in einem wachsenden Wirtschaftszweig sind wir in der Region aber noch nicht richtig aufgestellt", sagte gestern Jürgen Steinmetz, Allgemeiner Vertreter des Landrates, der ab März als Hauptgeschäftsführer zur Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein wechselt. Auch in seiner neuen Funktion will er versuchen, am Niederrhein effektivere Strukturen für die Tourismusbranche zu entwickeln. Cluster Lebensmittelindustrie Die vor allem in Neuss ansässige Lebensmittelindustrie soll, so Kreiswirtschaftsförderer Robert Abts, unter anderem von einer deutsch-türkischen Lebensmittelmesse profitieren, die im Mai veranstaltet wird. Die Schirmherrschaft übernehmen NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Petrauschke. Existenzgründer Das Startercenter des Kreises soll in diesem Jahr erneut auditiert werden. Neue Fortbildungsveranstaltungen für Jungunternehmer sind in Vorbereitung, ebenso wie eine Neuaufklage des Gründer- und Unternehmertags, diesmal am 6. November in Dormagen. Fachkräftenachwuchs Das Netzwerk "Zukunft durch Innovation" (zdi) soll ausgebaut werden, um den Nachwuchs an Fachkräften in mathematisch-technischen Berufen zu sichern. Zwölf Unternehmen wurden bereits als Partner gewonnen. Ein Beispiel-Projekt: Schüler bauen Roboter und lernen dabei Technik kennen.

(NGZ)
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