Rhein-Kreis Neuss Kunden ärgern sich über Kontogebühren

Rhein-Kreis Neuss · In den vergangenen Monaten haben mehrere Geldinstitute ihre Gebühren für das Girokonto angehoben. Das stößt bei vielen Kunden auf Unverständnis. Die Banken verweisen auf wirtschaftliche Gründe wie die Niedrigzinspolitik.

 Johannes Klosterberg aus Korschenbroich ist Kunde der Sparkasse Neuss. Schriftlich wurde er über die Erhöhung der Kontogebühren zum 1. Juli informiert.

Johannes Klosterberg aus Korschenbroich ist Kunde der Sparkasse Neuss. Schriftlich wurde er über die Erhöhung der Kontogebühren zum 1. Juli informiert.

Foto: Lothar Berns

Als Johannes Klosterberg den Brief der Sparkasse Neuss öffnet, traut er seinen Augen nicht. Statt wie bislang 3,55 Euro muss er fortan 7,95 Euro an monatlicher Grundgebühr für sein Girokonto bezahlen. "Das ärgert mich sehr. Gegen eine normale Preiserhöhung von einigen Prozent hätte ich nichts gehabt, aber das ist ja ein Anstieg um 124 Prozent", rechnet Klosterberg vor.

Der Korschenbroicher beschwerte sich bei der Sparkasse - ohne Erfolg. "Man hat mir mitgeteilt, dass die Erhöhung wirtschaftlich notwendig sei und nicht zurückgenommen werde", sagt Klosterberg. Sparkassensprecher Raimund Franzen bestätigt den Preisanstieg und erklärt ihn damit, dass dem Kunden ein neues, passendes Kontomodell mit zusätzlichen Leistungen wie Türöffnungsnotdienst und Handy-Versicherung angeboten worden sei. Das alte Kontomodell gebe es inzwischen nicht mehr.

Kundin Hermine Daga hat der Gebührenerhöhung widersprochen. "Mir wurde daraufhin nahegelegt, das Konto zu kündigen", sagt die Neusserin und ergänzt: "Das möchte ich als jahrzehntelange Kundin aber nicht. Wenn, dann soll die Sparkasse mir kündigen." Sprecher Franzen kann diesen Fall nicht nachvollziehen, er teilt mit: "Wir freuen uns über jeden Kunden."

Franzen weist darauf hin, dass die Sparkasse Neuss ihre Girokonto-Gebühren lange stabil gehalten und nun zum ersten Mal seit 14 Jahren erhöht habe. Hohe Investitionen in Datensicherheit und in die technische Ausstattung sowie die europäische Niedrigzinspolitik seien dafür ausschlaggebend gewesen. Faktoren, die anderen Banken ebenfalls zu schaffen machen.

So hat auch die Volksbank Düsseldorf-Neuss ihre Kontogebühren in diesem Jahr erhöht. Bis zu 2,99 Euro im Monat müssen Kunden nun mehr zahlen. Sprecher Christian Feldbinder teilt mit, "dass wir unsere Girokontopreise seit 2004 komplett stabil gehalten haben. Doch leider erzielen wir damit heute keine Kostendeckung mehr." Als einen weiteren Grund führt er das geänderte Nutzungsverhalten von Kunden an. Immer mehr Girokonten werden zum großen Teil oder sogar komplett online geführt. Was viele Kunden bequem finden, erzeugt bei den Banken geringere Kosten als ein herkömmliches Konto. Viele Geldinstitute bieten entsprechende Modelle deshalb deutlich günstiger an.

Umgekehrt steigen mit sinkender Nachfrage für Leistungen in der Filiale deren Gebühren. Ein klassisches Beispiel ist die Überweisung mit Beleg, für die Kunden bei Banken im Rhein-Kreis bis zu 2,50 Euro pro Überweisung zahlen müssen. Neu eingeführt hat diese Gebühr beispielsweise die Commerzbank. Sie nimmt bei einigen Kontomodellen seit dem 1. Juni 1,50 Euro für diese Leistung, während Überweisungen ohne Beleg gratis bleiben.

Johannes Klosterberg und Hermine Daga haben noch nicht entschieden, wie sie auf die Gebührenerhöhung reagieren sollen. Die Sparkasse bietet beiden ein Beratungsgespräch an.

(vdp)
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