Buchtipp "Lexikon der Dinosaurier"

Es war einmal eine Zeit, da wucherten dichte Urwälder auf der ganzen Erde, selbst die heutige Antarktis war dicht bewachsen; die Durchschnittstemperatur war zehn Grad höher als heute, der Meeresspiegel viel höher und die gesamte Landmasse war im Superkontinent Pangäa vereint. Zu dieser Zeit tummelten sich in den tropischen Regenwäldern einige der sonderbarsten Wesen, die dieser Planet je gesehen hat: die Dinosaurier.

Ein Kometeneinschlag vor 65 Millionen Jahren verfinsterte für lange Jahre den Himmel, es wurde ewiger Winter, und einige der erfolgreichsten Evolutionsprodukte verschwanden von der Bildfläche. Nicht spurlos allerdings, denn Fossilien berichten vom Leben dieser Urzeitmonster, die bis heute die Menschheit faszinieren; allein schon deshalb, weil es diese ohne den Kometeneinschlag vermutlich nie gegeben hätte.

Vielleicht würde heute ein intelligenter Troodon-Nachkomme Autos bauen und zum Mond fliegen, aber es kam halt anders. Das "Lexikon der Dinosaurier und anderer Tiere der Urzeit" (25 Euro) zeigt, wie diese legendären Urviecher ausgesehen haben könnten. Ganz genau weiß es natürlich niemand, denn was an Fleisch und Muskeln auf den Knochen saß, ist mehr oder weniger spekulativ. Noch schwieriger ist es zu entscheiden, ob Dinos wie der Velociraptor (bekannt aus "Jurassic Park") vielleicht schon ein Federkleid besaßen.

Analogien zu heute lebenden Tieren sind aber möglich, und insofern bewegt sich die Rekonstruktion von Tyrannosaurus rex und Konsorten nicht nur im Reich der Phantasie. Auf 376 großformatigen Seiten stellt das Dino-Lexikon in qualitativ hochwertigen Illustrationen und Fotos die wichtigsten Dinosaurier vor, und nicht nur die. Angefangen bei den primitiven Triboliten aus dem frühen Paläozoikum führt der Bogen über die ersten Wirbeltiere (Fische), über Amphibien und Dinos hin zum Siegeszug der Vögel und Säugetiere - bis zum Menschen.

Ein allgemein gehaltener Teil gibt einen Abriss über die Erdgeschichte, zeigt, wie die Kontinente gewandert sind und wo sich das Leben in welcher Form entwickelte. Es wird erläutert, wo Fossilien gefunden und wie sie behandelt werden, wie aus teilweise unvollständigen Skeletten das Äußere der ausgestorbenen Tiere rekonstruiert werden kann. Ein biografischer Überblick über die wichtigsten Forscher rundet das Bild ab.

Manches wirkt gelegentlich ein wenig albern, so die Hinweise zum Fossiliensammeln ("Dicke Socken machen Wanderschuhe bequemer") oder die Eindeutschung griechischer oder lateinischer Tiernamen: "Zwei Arten von Zähnen" (Dimetrodon), "Hühnernachahmer" (Gallimimus) oder "Alter Flügel" (Archaeopteryx) heißt es da in den Überschriften der Kästchen mit den tabellarischen Kurz-Infos. Solche Ausflüge in den unfreiwilligen Humor verzeiht der interessierte Laie indes rasch angesichts der aufwändigen, bildreichen und deshalb visuell ansprechenden Präsentation. Ein ebenso unterhaltsames wie lehrreiches Buch, in dem zu blättern immer wieder Spaß macht. jwi

(NGZ)
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