Rhein-Kreis Neuss Metallerzeugung wichtigster Industriezweig

Rhein-Kreis Neuss · Kreisweit so viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze wie noch nie: 145.000 - jährlich kommen 2500 neu hinzu. Fast jeder Dritte arbeitet in der Industrie, mit der stärksten Säule Metallerzeugung. Das sagt die IHK-Standortanalyse.

 Alunorf - das größte Alumuniumwalz- und Schmelzwerk der Welt ist ein industrieller Leistungsträger im Rhein-Kreis.

Alunorf - das größte Alumuniumwalz- und Schmelzwerk der Welt ist ein industrieller Leistungsträger im Rhein-Kreis.

Foto: Rosenbaum/Ilgner

Rekord. Ende des vergangenen Jahres standen 145.296 Menschen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis - so viele wie noch nie und 18.000 mehr als zehn Jahre zuvor. Eine starke Säule bleibt das produzierende Gewerbe. Jeder dritte Beschäftigte arbeitet dort. Stärkster Sektor ist die Metallerzeugung. Das geht aus einer Standortanalyse der IHK hervor, die gestern deren Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz im Kreisausschuss vorlegte. Die Studie wird um eine Unternehmerbefragung von der IHK ergänzt, an der sich 400 Betriebe mit insgesamt rund 17.000 Beschäftigten beteiligten. Deren Urteil fasste Steinmetz in einer Schulnote zusammen: "Zwei minus!" Das ist für Landrat Hans-Jürgen Petrauschke eine gute Nachricht: "Nur wenn unsere Wirtschaft floriert, fließen Steuergelder, mit denen wir unsere Aufgaben und auch soziale Hilfen finanzieren können."

Rhein-Kreis Neuss: Metallerzeugung wichtigster Industriezweig
Foto: Detlef Ilgner

Dem Rhein-Kreis geht es wirtschaftlich gut. Der Beschäftigungszuwachs von der Analyse 2008 bis heute weist eine im Landesvergleich überdurchschnittliche Tendenz auf: Pro Jahr kamen 2500 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze hinzu. Eine wichtige Voraussetzung, um die Arbeitslosenquote - derzeit liegt sie bei 5,5 Prozent - im Griff zu halten, denn in den vergangenen zehn Jahren zogen rund 17.000 Einwohner zusätzlich in den Rhein-Kreis. Darauf machte der Landrat in der Diskussion aufmerksam.

Die Studie, die auf einer Arbeit des Regionalökonomen Professor Rüdiger Hamm von der Hochschule Niederrhein basiert, und die IHK-Umfrage machen aber auch deutlich, dass - wie es Jürgen Steinmetz ausdrückte - "Luft nach oben" ist. Größter Kritikpunkt ist die Anbindung an das Breitbandsystem: Mehr als jeder dritte Betrieb bezeichnet die Qualität der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur als "weniger befriedigend" oder gar als "schlecht". Damit liegt die Bewertung deutlich unter den Ergebnissen der vergangenen Umfrage von 2012. Kritik setzt es auch mit Blick auf die Reserveflächen für Industrie und Gewerbe. Steinmetz sprach einen "Diskurs" mit der Stadt Neuss an. Wenn in den jüngsten sechs Jahren 65 Hektar für Gewerbenutzung abgerufen worden seien, dann seien 64 Hektar als Reserve für die nächsten 15 Jahre zu wenig: "Die Nachfrage wird höher sein." Die IHK fordert 150 Hektar im Flächennutzungsplan darzustellen. Mit Blick darauf, dass Industrie und Gewerbe lediglich 3,6 Prozent des Kreisgebietes nutzen, wagte Steinmetz ein Bonmot: "Nur für Friedhöfe werden weniger Flächen ausgewiesen."

Die lokale Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften besitzt für die Unternehmen eine hohe Bedeutung bei der Beurteilung des Standortes. Die Erkenntnis ist nicht neu, wird aber durch die Studie noch einmal belegt. In diesem Zusammenhang nannte Steinmetz eine interessante Zahl: Während bundesweit jeder Vierte seine duale Ausbildung abbricht, sei es im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein nur jeder Zehnte. Als Vergleich führte der IHK-Spitzenvertreter an, dass die Hochschulen im Bezirk eine Abbrecherquote von 30 Prozent beklagen.

Vor dem Kreisausschuss, in dem er viele Jahre als Kreisdirektor gewirkt hatte, bot Steinmetz die IHK als strategischen Partner im Bereich der Wirtschaftsförderung an und erinnerte die Kreispolitiker daran, dass die IHK Gesellschafter der Wirtschaftsförderungs-GmbH's in Krefeld und Mönchengladbach sei. Seine Offerte verhallte im Kreisausschuss ohne Reaktion. Keine Nachfrage. Kein Dank. Keine Zurückweisung. Keine Debatte. Das Schweigen der Kreistagsabgeordneten.

(-lue)
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