Rhein-Kreis Neuss Mit Maske gegen Schlafstörung

Rhein-Kreis Neuss · Rüdiger Scherf aus Neuss und Rudolf Schick aus Kaarst litten wie sechs Millionen Deutsche an der gefährlichen Schlafstörung Schlafapnoe. Mit der gleichnamigen Selbsthilfegruppe versuchen sie, für das Thema zu sensibilisieren.

 Mit Hilfe des Apnoegerätes findet Rudolf Schick auch wieder Schlaf.

Mit Hilfe des Apnoegerätes findet Rudolf Schick auch wieder Schlaf.

Foto: Lothar Berns

Der Tag, an dem er den Mercedes von rechts übersah und in den Wagen krachte, änderte alles. Spätestens da wusste Rüdiger Scherf, dass mit ihm etwas nicht stimmte, dass seine Müdigkeit ein großes Problem war, das sogar gefährlich werden konnte. Scherf, damals noch bei der Rheinbahn im Kontrolldienst tätig, ging zum Arzt. "Dann gehen Sie halt früher ins Bett", war dessen flapsige Antwort. "Dabei habe ich damals schon zwischen acht und zehn Stunden geschlafen", sagt der heute 66 Jahre alte Scherf.

Warum dieser Schlaf nicht erholsam war, weiß er heute, nach einem Besuch im Schlaflabor in Neuss und weiteren Tests: Scherf leidet unter einer chronischen Schlafstörung während des Schlafens, an Schlafapnoe, oft in Zusammenhang mit krankhaftem Schnarchen. Das kann lebensbedrohlich werden. Mit einer Beatmungsmaske, die dafür sorgt, dass der Kehlkopfdeckel nicht auf die Luftröhre fällt, kann Scherf mittlerweile wieder ruhig schlafen.

Immer noch Tabuthema

Eine solche Maske trägt auch Rudolf Schick. Die beiden gehören zum Vorstand der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Neuss und Umgebung, die diejenigen unterstützen, die an Schlafapnoe leiden oder vermuten, daran erkrankt zu sein. Die Selbsthilfegruppe, die derzeit 65 Mitglieder zählt, ein Drittel davon Frauen, hilft dabei, Kontakt mit den Kassen und Geräteherstellern aufzunehmen, sie vermittelt und berät. Mindestens genauso wichtig ist aber jenseits der praktischen Hilfe, das Gefühl zu vermitteln: Du bist nicht allein.

Denn Schick und Scherf haben beide festgestellt, dass Schlafapnoe noch immer ein Tabuthema ist. Und das, obwohl schätzungsweise sechs Millionen Menschen in Deutschland unter Schlafapnoe leiden — ähnlich viele wie jene, die unter chronischer Bronchitis leiden. Bei nur einem kleinen Teil, etwa acht Prozent, ist Schlafapnoe aber diagnostiziert.

Die Symptome sind vielfältig, werden aber oft nicht mit Schlafapnoe in Verbindung gebracht oder sind dem Betroffenen peinlich: Sie reichen vom Schlafstörungen, Übermüdung, Sekundenschlaf und Gereiztheit bis bei einigen zu Bluthochdruck, Diabetes und Erektionsproblemen und können letztlich sogar zum Herzinfarkt und Hirnschlag führen. Viele dächten, dass gerade sie nicht unter Schlafapnoe leiden. "Ich schnarche nicht" — das würde immer noch viele Betroffene behaupte, berichtet Scherf. Doch an Schlafapnoe könne jeder leiden, Männer, Frauen, sogar Kinder.

"Heilen kann man Schlafapnoe nicht", sagt Scherf. Allerdings die Risiken und Symptome minimieren. "An die Maske gewöhnt man sich schnell", sagt auch Schick. Beide können heute wieder ruhig und erholsam schlafen.

(NGZ/rl)
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